Von »gleichlangen Spießen« und »Premiumlogistikern« |
Cornelia Dölger |
29.01.2025 21:46 Uhr |
ABDA-Talk im Berliner Apothekerhaus. / © Screenshot: PZ
»Lass uns reden!« ist das Motto des regelmäßig stattfindenden ABDA-Talks. Wenige Wochen vor der Bundestagswahl wurde dem auch heute intensiv nachgekommen. Im Berliner Apothekerhaus unweit des Bundestags fanden sich neben dem frisch gewählten ABDA-Präsidenten Thomas Preis Gesundheitspolitiker von CDU, FDP und SPD ein, um über die zukünftigen Rahmenbedingungen für Apotheken zu sprechen.
Geprägt war der Beginn der Runde zunächst von der heutigen Bundestagsabstimmung zum umstrittenen Fünf-Punkte-Plan der Unionsfraktion. Dem Antrag auf eine Verschärfung der Asyl- und Migrationspolitik war am Ende mit AfD-Unterstützung zugestimmt worden – wohl eine politische Zäsur nicht ohne Risiken.
Entsprechenden Redebedarf hatten alle anwesenden Redner im Apothekerhaus, zwei Politikerinnen – Paula Piechotta von den Grünen sowie die Linke Kathrin Vogler – hatten ihre Teilnahme wegen der Abstimmung sogar kurzfristig abgesagt.
Apotheken waren dann aber auch Thema, ein »viel schöneres«, wie Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, sagte. Er erinnerte an die Vorstöße der Union zur Apothekenstärkung und kündigte für die nächste Legislatur »einen anderen Politikstil« an. Die Betriebsgrundlage der Apotheken müsse gesichert werden, auch mit höherem Fixum, aber Apotheker müssten auch mehr dürfen als bisher. Es gelte zudem, das Berufsbild attraktiver zu machen, so Sorges Einstiegsstatement.
Apotheken seien »keine Premiumlogistiker«, sondern unverzichtbar für die Versorgung, erklärte der SPD-Gesundheitspolitiker Matthias Mieves. Man brauche eine neue Vergütung, die Arbeit der Teams müsse erleichtert werden, zudem müsse ein Rahmen für neue Leistungen und Innovationen geschaffen werden.
Professor Andrew Ullmann, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, sorgte sich um die Freiberuflichkeit. Mit der Ampel sei die Freiberuflichkeit infrage gestellt worden, weniger Staat sei besser, so Ullmann. Die Politik müsse Freiräume schaffen. Es bedürfe eines klaren Bekenntnisses zum freien Beruf. Der Pharmazeut könne viel mehr, es gehe nicht nur um den »akademischen Verkauf«.
Das deutsche Gesundheitssystem sei teuer und ineffizient, so Ullmann. Die Grundvoraussetzungen seien »nervig«. Ineffizient in den Apotheken sei zum Beispiel die überbordende Bürokratie oder die Hürden beim Lieferengpassmanagement. Ullman sprach sich für eine Gebührenordnung für Pharmazeuten analog zur Ärzteschaft aus, das gebe Gestaltungsspielraum.
Preis sicherte Ullmann zu, dass die Apotheken das System »sehr sehr mehrdimensional« sähen. Es gebe aber nunmal einen jahrelangen Stillstand beim Honorar, dafür brauche man »keinen Rechenschieber«, um zu sehen, »dass das nicht aufgeht«. Zu viele Klinikbetten, enorm häufige Arztkontakte gebe es in Deutschland, im EU-Durchschnitt aber unterdurchschnittlich viele Apotheken. Die Gelder müssten endlich gerechter verteilt werden, forderte Preis.
Alle vier Jahre wird in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt. Wir berichten mit Blick auf die Gesundheitspolitik und die Auswirkungen für die Apotheken.