Von »gleichlangen Spießen« und »Premiumlogistikern« |
Cornelia Dölger |
29.01.2025 21:46 Uhr |
Ullmann schlug eine »andere Denke« vor und fragte, warum eine Apothekenvereinigung wie in der Ärzteschaft nicht denkbar sei. Diese Idee sei gut mit den Apothekern weiterzuentwickeln, bislang habe er dazu aber »nur gröbste Ideen«, räumte er ein.
Preis entgegnete, die Ärzte seien mit dem System der Kassenärztlichen Vereinigungen »nicht immer zufrieden«. Ob die Idee also »ein vergiftetes Angebot« sei, fragte er amüsiert. Der FDP stünde es doch vielmehr gut zu Gesicht, wenn sie sich für Verhandlungen ausspreche, so Preis. Diese müssten allerdings auf Augenhöhe mit den Kassen passieren und ohne spätere Korrektur durch die Politik.
Auch Mieves plädierte für die Verhandlungslösung, wie sie in den Plänen zum Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) verankert war. Die Apotheken müssten jedes Jahr eine Erhöhung in der Selbstverwaltung aushandeln können, auch wenn die Verhandlungen mit den Kassen nicht einfach werden dürfte, räumte er ein. Dennoch wäre ein fester Mechanismus ihm zufolge eine deutliche Verbesserung. Beträge, ab denen die Verhandlungen zum Fixum starten könnten, nannte Mieves nicht.
Tino Sorge wollte es konkreter. Man wolle wegkommen von großen Gesetzesvorhaben, es gehe eher um punktuelles Nachjustieren. Man müsse »realistisch klären«, was machbar sei. Etwa müsse man an die Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) ran; das »Kompetenzgerangel« zwischen Bundeswirtschafts- und Bundesgesundheitsministerium sei kontraproduktiv. Eine Soforthilfe für Apotheken kann Sorge sich vorstellen – sehr zur Freude von Thomas Preis, der dies vehement forderte.
Die politischen Versprechen im laufenden heißen Wahlkampf ordnete Preis mit hinreichender Skepsis ein. Zuversicht sei schwierig. »Wir werden die Parteien daran messen, was sie uns heute sagen.« Die Wahlprogramme seien anders als vor vier Jahren; die Apotheken seien darin »angekommen«. Nötig sei eine Soforthilfe, das müsse die neue Regierung wissen. Die Lage müsse sofort verbessert werden.
Dass sich die SPD und die Apotheken bei der Definition von Telepharmazie nicht einig sind, wurde einmal mehr klar. Mieves nannte den entsprechenden, von den Apotheken grundlegend abgelehnten Passus im ApoRG »die Homeoffice-Regelung für Apotheker«. Er habe da eine andere Sicht als die Apotheker. Diese sehen in der Idee der PTA-Vertretung bekanntlich einen gefährlichen Systembruch. Preis zeigte Unverständnis für die SPD-Position und erneuerte die Kritik an den »Apotheken ohne Apotheker«.
Mieves verwahrte sich gegen »das leidige Schlagwort«. Telepharmazie sei doch vielmehr etwas, das die Arbeit der Apotheken erleichtere und bereichere und den Patienten eine flexiblere Beratung anbiete, so Mieves. Sorge ergänzte, Digitalisierung könne eine Menge bringen, und plädierte für »eine chancengetriebene Diskussion«. Telepharmazie, auch KI-unterstützt, könne eine sinnvolle Ergänzung sein.
Alle vier Jahre wird in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt. Wir berichten mit Blick auf die Gesundheitspolitik und die Auswirkungen für die Apotheken.