Vogelgrippeviren breiten sich bei Kühen in den USA aus |
Theo Dingermann |
25.04.2024 16:30 Uhr |
Diese Einschätzung kritisieren Experten, die sich nun zu Wort melden. Wissenschaftler im In- und Ausland hatten das US-Landwirtschaftsministerium unter Druck gesetzt, mehr Daten über die H5N1-Vogelgrippeausbrüche bei Milchkühen zu veröffentlichen. Das Ministerium lud daraufhin am späten Sonntag, den 21. April, 239 Gensequenzen des Erregers hoch. In der wissenschaftlichen Gemeinschaft löste die Publikation teilweise Unmut aus, da die Dateien keine Informationen darüber enthalten, wann und wo die entsprechenden Proben gesammelt wurden.
Dennoch lassen sie erkennen, dass der Ausbruch der H5N1-Vogelgrippe bei Milchkühen wahrscheinlich bereits länger andauert, als bisher angenommen wurde. Zudem hat sich die Epidemie wahrscheinlich weiter über das Land ausgebreitet, als die bestätigten Ausbrüche vermuten lassen.
Der kanadische Evolutionsbiologe an der University of Arizona, Professor Dr. Michael Worobey, hat die Sequenzen analysiert und die Ergebnisse auf der Plattform X publiziert. Danach sieht es so aus, dass die Epidemie wahrscheinlich durch eine einmalige Übertragung des Virus von Vögeln auf Kühe verursacht wurde. Danach wurden die Grippeviren von Rindern auf Rinder und von Rindern auf Geflügel übertragen. Das bestätigt auch das USDA.
Es gab auch Fälle von infizierten, aber asymptomatischen Kühen. Allerdings ist derzeit nicht klar, in welchem Umfang getestet wurde. Gegenüber dem Nachrichtenmagazin »STAT« sagt Worobey: »Die schlechte Nachricht ist, dass es so aussieht, als ob sich das Problem bei Rindern schon lange etabliert hat und [...] wahrscheinlich sehr, sehr, sehr weit verbreitet ist.«
Dass die Epidemie in den USA sehr ernst genommen wird, zeigt sich auch daran, dass das USDA am gestrigen Mittwoch »Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit von Nutztieren vor der hochpathogenen Vogelgrippe H5N1« anordnete, die eine weitere Verbreitung des Virus verhindern sollen. Zwar sind sich internationale Fachleute einig, dass derzeit das Risiko für den Menschen noch gering ist. Aber es wird klar, dass viel mehr getan werden muss, um die Reichweite des Virus und seine Übertragung in den Griff zu bekommen.
Kritisiert werden die CDC aktuell für die mangelnde Transparenz, mit der Daten übermittelt werden. Das sei gefährlich, heißt es etwa in einem Kommentar der Presseagentur »Bloomberg«, denn in einem Zeitalter der grassierenden Fehlinformationen und Desinformationen in den sozialen Medien nutzten Verschwörungstheoretiker gerne alle wahrgenommenen Wissenslücken.