Vier Hilfsorganisationen – ein Ziel |
Händedesinfektionsmittel werden in der Zentralapotheke einer kirchlichen Organisation hergestellt. / Foto: Difäm
Zwar mussten Reiseaktivitäten eingestellt beziehungsweise verschoben und viele ehrenamtliche Einsatzkräfte zurückgeholt werden: Doch setzen sie sich aktiv nicht nur zur Bekämpfung des Virus in Deutschland, sondern auch im Rahmen ihrer weltweiten Projekte ein. Diese laufen weiter – egal ob auf den Philippinen, im Kongo, in Sierra Leone oder in Argentinien.
In einem gemeinsamen Beitrag haben die vier Hilfsorganisationen nunmehr eine aktuelle Übersicht über ihre Maßnahmen im Rahmen der Covid-19-Krise gegeben und bitten dringend um Spenden. »Wir stehen vor besonderen Herausforderungen, da insbesondere arme Länder nicht zuletzt aufgrund schlechter Infrastruktur, defizitärer Gesundheitssysteme oder selbstorientierter Politik sowie Armut in den Slums mit mangelnden sanitären Einrichtungen und Leben auf engstem Raum sehr bald Corona-Epizentren werden könnten«, heißt es dort.
Trifft das Virus auf derartige Lebensumstände ohne Zugang zu sauberem Wasser und Seife, so sei mit hohen Fall- und Todeszahlen zu rechnen. Der gegenseitigen Unterstützung der Hilfsorganisationen komme seit jeher große Bedeutung zu. Es sei beeindruckend zu sehen, wie die traditionell gute Kooperation gerade jetzt in Zeiten der größten Krise funktioniert.
Gemeinsame Bestandskontrolle der Arzneimittel (Archivbild) / Foto: Apotheker ohne Grenzen
So bereitet sich Apotheker ohne Grenzen (AoG) derzeit gemeinsam unter anderem mit der lokalen Niederlassung von Action medeor in Tansania durch den Kauf von Medikamenten und Hilfsmitteln auf einen möglichen Covid-19-Ausbruch vor. Auch werde das Personal mit Blick auf Bedarfsermittlung und Lagermanagement geschult.
In Uganda hatten AoG, Apotheker Helfen (AH) und die lokale EMESCO Development Foundation kürzlich einen pharmazeutischen Großhandel unter Leitung eines Apothekers im Kibaale Distrikt eingerichtet. In dieser ländlichen Gegend gab es zuvor keinen ausgebildeten Pharmazeuten. Die Gesundheitseinrichtungen hätten Medikamente bislang ausschließlich aus der Hauptstadt bezogen, heißt es in der Mitteilung. Lagermanagement und Bestandsführung werden durch eine vor kurzem eingeführte neue Software erleichtert.
Apotheker Helfen unterstützt zudem gemeinsam mit Don Bosco Fambul Menschen in Sierra Leone bei dem Versuch, ihre Vorräte an Hygieneartikeln, Arzneimitteln und Grundnahrungsmitteln aufzustocken. Man könne dabei auf umfangreiche Erfahrungen aus der Ebola-Epidemie 2014 zurückgreifen.
Beide pharmazeutischen Hilfsorganisationen stehen im engen Kontakt mit ihren weltweiten Partnerorganisationen, um zu ermitteln, wie deren mögliche Unterstützung aussehen kann. Dabei, so heißt es, dürften bislang geleistete Gesundheitsdienste und die allgemeine Arzneimittelversorgung nicht ins Hintertreffen gelangen. Es müsse verhindert werden, dass Menschen mit anderen und hier zum Beispiel internistischen Erkrankungen »stille Opfer« der Corona-Pandemie werden.
Mit Blick auf das Corona-Virus sei es in vielen afrikanischen Ländern – obwohl Belege zur Wirksamkeit nicht existieren – zu einer erhöhten Nachfrage nach dem Malariapräparat Chloroquin gekommen, berichten die Organisationen. Zeitgleich sei die Gefahr von Arzneimittelfälschungen gestiegen. Sowohl in Kamerun als auch im Kongo seien bereits Chloroquin-Fälschungen aufgedeckt worden. Die nationalen Behörden und auch die WHO hätten zeitnah Ende des vergangenen Monats Warnmeldungen publiziert.
Sorgen macht den Hilfsorganisationen die nationale Abschottung im Hinblick auf Hilfslieferungen. Es müsse möglich sein, dass Hilfsgüter von Handelsbeschränkungen oder Festsetzungen an Zollgrenzen ausgenommen werden, um ihr Ziel zu erreichen. Die internationale Solidarität dürfe nicht vergessen werden. »Wir müssen den Menschen in Not auch in dieser großen Krise in jeder Hinsicht zur Seite stehen«, machen sie eindringlich deutlich.
In diesem Zusammenhang zeigen sich AoG und AH über das Engagement der Fachstelle für Pharmazeutische Entwicklungszusammenarbeit des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission (Difäm) in Tübingen besonders erfreut. Dieses arbeitet eng mit kirchlichen Gesundheitspartnern in zwölf afrikanischen Ländern zusammen. Schwerpunktländer mit hohem Bedarf seien unter anderem Liberia, die Republik Tschad und die Demokratische Republik Kongo.
Seuchenprävention durch Händewaschen: Don Bosco Fambul organisiert dies in Sierra Leone (Archivbild). / Foto: Don Bosco/Apotheker Helfen
Unterstützt das Difäm insbesondere kirchliche Zentralapotheken nicht nur bei der Versorgung von Gesundheitseinrichtungen, sondern auch beim Aufbau von Qualitätssicherungs- und -kontrollsystemen, so setze sich die Institution derzeit auch für die lokale Produktion von Desinfektionsmitteln nach WHO-Vorgaben in den Zentralapotheken ein. Herausfordernd sei die lokale Beschaffung der Ausgangsstoffe in ausreichender Menge und Qualität.
Außerdem hilft das Difäm nach eigenen Angaben kirchlichen Gesundheitsverbänden und Krankenhäusern bei der Organisation von Möglichkeiten der Sauerstoffversorgung und der Bereitstellung von Schutzmaterialien. Gemeinsam mit »Brot für die Welt« und weiteren Akteuren seien große Beschaffungen geplant, wobei die Lieferungen von Schutzmaterialien gegebenenfalls direkt aus Asien kommen sollen.
In ihrem gemeinsamen Lagebericht heben die vier Organisationen last but not least auch die enge Kooperation mit dem Ökumenisch-Pharmazeutischen Netzwerk (EPN), Nairobi, hervor, das über 115 Mitgliedsorganisationen in 37 Ländern verfügt. »Wir stehen in der Krise zusammen. Wir sorgen uns umeinander und um Menschen in Not. Doch sind unsere Mittel begrenzt«, so die Organisationen, die um finanzielle Unterstützung bitten. »Spenden Sie, damit es uns trotz des großen Ausmaßes der Epidemie gelingt, umfangreich zu helfen und zu schützen«, so lautet ihr dringender Appell.
Deutsches Medikamentenhilfswerk action medeor e.V.
Deutsche Bank in Krefeld:
IBAN DE62320700800011800000
Apotheker Helfen e.V.
Deutsche Apotheker- und Ärztebank
IBAN: DE02300606010004793765
Apotheker ohne Grenzen Deutschland e.V.
Deutsche Apotheker- und Ärztebank
IBAN: DE 88 3006 0601 0005 0775 91
Deutsches Institut für Ärztliche Mission e.V. – Difäm e.V.
Evangelische Bank eG
IBAN: DE36 5206 0410 0000 4066 60
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.