Verzögerungen bei der Auslieferung des Biontech/Pfizer-Impfstoffs |
Theo Dingermann |
04.12.2020 12:30 Uhr |
Bei der Auslieferung des Biontech/Pfizer Impfstoffs gibt es aktuell Probleme – nur die Hälfte der versprochenen Impfdosen können bis Ende 2020 ausgeliefert werden. / Foto: Biontech
Schienen die pharmazeutisch-medizinischen Probleme der komplexen Entwicklung eines neuen Impfstoffs gegen das Pandemievirus mit der unerwartet schnellen Zulassung in Großbritannien gelöst zu sein, zeichnen sich für das Firmenkonsortium Biontech/Pfizer neue unerwartete Schwierigkeiten ab. Am 3. Dezember vermeldete das »Wall Street Journal«, dass der US-Pharmakonzern Pfizer mitgeteilt hat, bis Jahresende nur halb so viele Dosen des zusammen mit dem Mainzer Unternehmen Biontech entwickelten Coronavirus-Impfstoffes BNT162b2 ausliefern zu können, wie gedacht.
Ursprünglich hatte Pfizer geplant, bis Ende 2020 insgesamt 100 Millionen Dosen ausliefern zu können. Jetzt rechnet der Konzern nur noch mit 50 Millionen. »Es hat länger gedauert als gedacht, die Versorgungskette mit den benötigten Materialien aufzubauen«, zitiert die Zeitung eine Pfizer-Sprecherin.
Aber wohl nicht nur transport-logistische Probleme scheinen die Verzögerung verursacht zu haben. So äußerte sich ein Pfizer-Mitarbeiter gegenüber der Zeitung, dass auch einige Chargen der ersten Rohmaterialien nicht den definierten Standards entsprochen hätten. »Das haben wir behoben, aber uns ist die Zeit ausgegangen, um die für dieses Jahr vorgesehene Versandmenge einzuhalten«, so der Pfizer-Mitarbeiter.
Die Verteilung des Coronavirus-Impfstoffs ist ein komplexes Problem, das die einschlägigen Firmen vor große Herausforderungen stellt. Zum einen müssen teils extreme Kühlketten eingehalten werden. Zum anderen erfordern aber auch die schieren Mengen an Impfstoffen, die über die ganze Welt verschickt werden müssen, eine Logistik jenseits aller Routine.
Trotz dieser Schwierigkeiten sollen die 50 Millionen Dosen, deren Lieferung bis Jahresende nicht mehr erfolgen kann, aber zügig aufgeholt werden, betonte die Pfizer-Sprecherin gegenüber dem »Wall Street Journal«. Im Jahr 2021 will der Konzern insgesamt 1,3 Milliarden Dosen ausliefern.
Wie die »New York Times« (NYT) berichtet scheint der IT-Konzern IBM Hinweise darauf gefunden zu haben, dass Unternehmen und Regierungen, die Coronavirus-Impfstoffe in der ganzen Welt verteilen, von unbekannten Angreifern ins Visier genommen wurden. Noch ist unklar, ob das Ziel dieser Cyber-Attacken darin besteht, das technologische Knowhow für die Aufrechterhaltung der Kühlkette während des Transports zu stehlen oder die Auslieferung zu sabotiert, schreibt die NYT.
Die Hinweise der IBM-Experten waren offensichtlich alarmierend genug, um das amerikanische Heimatschutzministerium dazu zu veranlassen, eine eigene Warnung vor der Bedrohung zu publizieren. Offensichtlich deutet die Professionalität, mit der die Attacken vorbereitet werden, darauf hin, dass hinter den Angriffen Regierungsorganisationen zu stecken scheinen. Welches Land hier aktiv ist, können man noch nicht sagen, so die Meldung.
Die Cyberangreifer »arbeiteten daran, Zugang zu Informationen zu bekommen, wie der Impfstoff verschickt, gelagert, gekühlt und ausgeliefert wird«, sagt Nick Rossmann vom IMB Global Threat Intelligence Team der NYT. »Wir glauben, wer auch immer dahintersteckt, wollte den gesamten Prozess der Kühlkette nachvollziehen können«, so der Experte.
Bisher gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Angreifer Pfizer oder Moderna im Visier haben. Eine Sprecherin von Pfizer sagte am Mittwoch, die Kühlkettentechnologie des Unternehmens sei von sicherheitsbewussten Experten entworfen und auf die spezifischen Anforderungen des Impfstoffs von Pfizer zugeschnitten worden, der bei extrem kalten Temperaturen gelagert werden muss.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.