Verbraucherschützer bemängeln Beratung in Apotheken |
Cornelia Dölger |
21.07.2023 10:30 Uhr |
An der Beratung in Apotheken zu Nahrungsergänzungsmitteln gibt es Kritik von der Verbraucherzentrale NRW. / Foto: Fotolia/Kunstzeug
Long Covid entwickeln Schätzungen zufolge etwa fünf bis zehn Prozent der Menschen nach einer Coronavirusinfektion. Sie leiden an Müdigkeit und starker Erschöpfung und sind in ihrem Alltagsleben oftmals eingeschränkt. Es gibt zwar eine Behandlungsleitlinie, aber bislang keine Standardtherapie, um die Beschwerden zu lindern. Vitamine werden als hilfreich beworben, aber von einer Eigentherapie mit entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln rät besagte Leitlinie ab. Dass bei einer Stichprobe Apotheken sowie auch Reformhäuser dennoch Nahrungsergänzungsmittel empfohlen hätten, kritisierte die Verbraucherzentrale NRW am gestrigen Donnerstag scharf.
Dazu äußerte sich heute die Bundesapothekerkammer (BAK) auf PZ-Anfrage. Grundsätzlich, so eine Sprecherin, seien Apotheken nach § 20 der Apothekenbetriebsordnung dazu verpflichtet, bei der Abgabe von Arzneimitteln zu beraten. Allerdings: »Nahrungsergänzungsmittel sind rechtlich Lebensmittel, diese werden in § 20 nicht explizit genannt«, so die Sprecherin. »Dennoch wäre es wünschenswert, dass Mitarbeitende von Apotheken die Patientinnen und Patienten in der Selbstmedikation mit Nahrungsergänzungsmitteln sachgerecht beraten.« Zu dem Testkauf könne man sich nicht weiter äußeren, da der BAK keine detaillierte Informationen vorlägen. Zudem sei sie nicht in Planung und Durchführung des Marktchecks eingebunden gewesen.
Bei besagtem Marktcheck hatten Testpesonen in Apotheken und Reformhäusern in Köln, Düsseldorf, Essen und Bonn demnach angegeben, an Long Covid zu leiden, und gefragt: »Haben Sie irgendwelche Vitamine oder so, die bei Long Covid helfen?«. In jeder der Städte suchten die Testpersonen jeweils fünf Apotheken sowie ein Reformhaus auf, wie die Verbraucherzentrale mitteilte.
In lediglich vier der 20 Apotheken wurde demnach von Nahrungsergänzungsmitteln abgeraten und darauf hingewiesen, dass Nahrungsergänzungsmittel nicht zur Behandlung von Krankheiten gedacht seien. Drei stellten hingegen sogar explizit einen Zusammenhang zwischen den Produkten und Long-Covid her. »Das ist unbefriedigend«, kritisiert Angela Clausen, Referentin für Lebensmittel im Gesundheitsmarkt bei der Verbraucherzentrale NRW.
In der Hälfte der getesteten Apotheken wurde demnach ein Arztbesuch empfohlen. Die Verbraucherschützer hätten allerdings »grundsätzlich die Empfehlung eines Arztbesuchs« erwartet, heißt es. Zudem wurde in einer Apotheke darauf hingewiesen, dass man Nahrungsergänzungsmittel nur bei einem nachgewiesenen Mangel einnehmen sollte. In einer anderen wurde gewarnt, dass sie in zu hoher Konzentration schaden können.