Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign

Möglicher OTC-Switch
-
Urologen gegen Sildenafil ohne Rezept

Am 11. Juli berät der zuständige Sachverständigenausschuss zum zweiten Mal darüber, ob Sildenafil aus der Verschreibungspflicht entlassen werden sollte. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie hat sich gestern nochmals dagegen ausgesprochen.
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 30.06.2023  07:00 Uhr
Urologen: Verschreibungspflicht nicht von der Dosis abhängig

Urologen: Verschreibungspflicht nicht von der Dosis abhängig

Kurz vor der Sitzung am 11. Juli kommt nun Gegenwind von der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) und dem Berufsverband der Deutschen Urologie (BvDU). In einer Pressemitteilung zeigen sich die wissenschaftliche Fachgesellschaft und die Interessenvertretung »alarmiert«. Sie hatten sich schon beim ersten Switch-Versuch dagegen ausgesprochen und plädieren nun auch für die niedrigere Dosierung für den Erhalt der Rezeptpflicht. DGU und BvDU wiederholen ihre Stellungnahme: »Die Verschreibungspflicht von Sildenafil, unabhängig von der Dosierungsstärke, sollte weiterhin bestehen bleiben und durch eine ärztliche Verordnung gerechtfertigt werden.«

»Die Verschreibungspflicht ist für die Sicherheit der Patienten unerlässlich, andernfalls werden nicht nur die Kontraindikationen, sondern auch die Risiken und Begleiterkrankungen des individuellen Patienten und deren Behandlungsbedürftigkeit nicht erkannt«, so der Vorstand des Berufsverbands und DGU-Generalsekretär Professor Dr. Stephan Maurice Michel in der aktuellen Pressemitteilung.

Die Befürworter des OTC-Switches argumentieren genau umgekehrt. In Apotheken könnten Männer, die Sildenafil rezeptfrei erwerben wollen, dafür sensibilisiert werden, dass Erektionsstörungen häufig mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammenhängen und sie sich entsprechend untersuchen lassen sollten. Damit könnten mehr Männer als bislang für die Prävention erreicht werden. Die Urologen warnen aber: »Der freie Zugang würde den potenziellen Anwendern eine Unbedenklichkeit signalisieren, die in keiner Weise dem tatsächlichen Gefahrenpotenzial des Wirkstoffs entspricht.« Nur die ärztliche Verordnung könne die Einnahme und eben auch eine angemessene Dosierungsstärke rechtfertigen.

Das Gutachten von Viatris sprach dagegen von einem sicheren und gut verträglichen Arzneimittel, mit dem es jahrelange Erfahrung gebe, mittlerweile auch als OTC-Arzneimittel aus anderen Ländern wie Großbritannien und Polen. Sildenafil feiert dieses Jahr seinen 25. Geburtstag.

Mehr von Avoxa