Uralte Keime als moderne Gefahr |
| Christina Hohmann-Jeddi |
| 16.08.2023 07:00 Uhr |
Eine aktuelle Studie hat genau das gemacht und die Risiken von uralten Mikroben, die auf die moderne Welt treffen, für Umwelt und Menschheit anhand von Simulationen kalkuliert. Die Forschenden um Dr. Giovanni Strona vom Joint Research Center der Europäischen Kommission und Professor Dr. Corey Bradshaw von der Flinders University in Australien nutzten für ihre Untersuchungen eine Softwareplattform für künstliches Leben namens Avida. Auf dieser simulierten sie die Freisetzung von Krankheitserregern, die sich zunächst in Koevolution mit biologischen Gemeinschaften befunden hatten, in zukünftige Zustände dieser Gemeinschaften.
Wie das Team Ende Juli im Fachjournal »PLOS Computational Biology« berichtete, konnten viele der konservierten Krankheitserreger überleben und sich weiterentwickeln. In 3,1 Prozent der Fälle wurden sie in der Gemeinschaft, in die sie eingedrungen waren, außergewöhnlich dominant. In wenigen, höchst unvorhersehbaren Fällen (1,1 Prozent) führten die Eindringlinge zu erheblichen Verlusten der Artenvielfalt (bis zu –32 Prozent) oder zu Gewinnen in der Artenvielfalt (bis zu +12 Prozent) im Vergleich zu den Kontrollgemeinschaften ohne Invasion.
»Angesichts der schieren Fülle alter Mikroorganismen, die regelmäßig in moderne Gemeinschaften eingeschleppt werden, stellt eine so geringe Wahrscheinlichkeit von Ausbrüchen immer noch ein erhebliches Risiko dar«, schreiben die Autoren um Strona. Ihrer Auffassung nach zeige die Untersuchung, dass zeitreisende Krankheitserreger aus dem Permafrost kein Science-Fiction-Szenario seien, sondern ein Risiko, gegen das man sich wappnen sollte.
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