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Vertikale HIV-Übertragung

Unter Umständen eine Frage des Geschlechts

Bei der Welt-Aids-Konferenz in München gab es Interessantes zu neuen Entdeckungen in der pädiatrischen HIV-Forschung. Besonders spannend war das Ergebnis einer Arbeit zu Neugeborenen, die sich bei ihren Müttern mit HIV infiziert hatten. Lag die Infektion der Mutter noch nicht lange zurück, dann hatte ein biologisches Geschlecht ein wesentlich niedrigeres Infektionsrisiko als das andere.
Sven Siebenand
25.07.2024  09:00 Uhr

Die vertikale HIV-Übertragung ist die Transmission der Viren von einer infizierten Mutter auf ihr Kind. Professor Dr. Philip Goulder von der Universität Oxford stellte Beobachtungen aus der Baby-Cure-Studie in Südafrika vor. In der Kohorte hatte es bei HIV-infizierten Frauen fünf Mütter gegeben, die Zwillinge mit einem unterschiedlichen biologischen Geschlecht zur Welt gebracht hatten. Bei diesen Geschwisterpaaren infizierten sich alle fünf Töchter mit HIV, aber nur einer der fünf Söhne. Dem Referenten zufolge lässt sich diese Beobachtung mit dem Ergebnis einer Studie in Malawi in Einklang bringen. Auch in dieser infizierten sich bei den Zwillingspaaren fast alle weiblichen Nachkommen, die männlichen aber nicht.

»Weibliche Feten sind offenbar anfälliger für eine HIV-Übertragung im Mutterleib«, sagte Goulder. Eine Einschränkung machte der Wissenschaftler aber: Die Infektion der Mutter durfte noch nicht sehr lange zurückliegen. Die vertikale HIV-Übertragung war nämlich bei Jungen und Mädchen gleich hoch, wenn bereits eine chronische HIV-Erkrankung der Mutter vorlag.

Goulder lieferte auch eine Hypothese, warum weibliche Feten anfälliger für eine HIV-Übertragung sind. Demnach liegt bei ihnen eine hohe Interferon-1-Antwort und eine besonders starke Immunantwort vor, die quasi übers Ziel hinausschießt. Eine übermäßig aktive Immunreaktion kann die Anfälligkeit für Infektionen wie HIV erhöhen. Hinzu kommt, dass der weibliche Fetus mit seiner Mutter die gleiche Art von angeborener Immunantwort teilt. Daher ist er besonders anfällig für Viren, die der mütterlichen Immunität entgangen sind. Dies ist bei einem männlichen Fetus nicht der Fall.

In einer Pressemitteilung geht die Universität Oxford ebenfalls auf Ergebnisse dieser Studie ein. Es wurden Daten von 284 Kinder aus Südafrika ausgewertet, bei denen nach einer HIV-Übertragung im Mutterleib eine antivirale Therapie bei der Geburt eingeleitet wurde. Die betroffenen männlichen Kinder wiesen geringere Viruskonzentrationen im Blut auf, und bis dato wurden in dieser Studie vier Jungen identifiziert, die eine HIV-Heilung/Remission erreicht haben. Bei ihnen sind also auch ohne Therapie die HIV-Konzentrationen im Blut nicht nachweisbar.

Goulders Hypothese ist, dass dieser männliche Nachwuchs bei der Infektion mit wenig »fitten« Viren in Kontakt kommt und die Infektion möglicherweise nicht aufrechterhalten wird, wenn eine antivirale Therapie nach der Geburt eingeleitet wird.

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