»Unsere Zukunft liegt im Heilberuf« |
Alexandra Amanatidou |
23.04.2025 15:00 Uhr |
Von der Politik forderte Burs verlässliche Rahmenbedingungen und vor allem eine finanzielle Soforthilfe durch eine Erhöhung des Fixums. Aktuell sieht der Koalitionsvertrag eine einmalige Erhöhung von derzeit 8,35 Euro auf 9,50 Euro vor. »Wir brauchen mehr Grundsicherung«. Burs lobte zudem den niedersächsischen Gesundheitsminister, Andreas Philippi, der sein Wort gehalten und sich für die Apotheke vor Ort eingesetzt habe.
Auch die Bürokratie solle abgebaut werden, forderte Burs. Sie erwarte einen neuen Politikstil durch Tino Sorge (CDU), der als neuer Bundesgesundheitsminister gehandelt wird. Dazu befürwortete sie »einen kritischen Blick auf den ausländischen Arzneimittelversandhandel«, der laut Koalitionsvertrag geplant ist.
»Wir werden uns dem dm-OTC-Versand gegenüber behaupten müssen, wie wir dies auch gegenüber den bekannten Versandgiganten Shop-Apotheke und Doc Morris tun«, sagte Burs. Die Präsidentin forderte die Kammermitglieder auf, »starke emotionale Instrumente der Kundenbindung« auszubauen.
Was die Lieferengpass-Problematik betrifft, so fordert Burs von der Politik mehr Handlungsspielräume. Die Apotheken bräuchten mehr Entscheidungsfreiheit, etwa beim Austausch von Präparaten, wenn die verschriebenen Medikamente nicht verfügbar sind. Aber: Revierkämpfe etwa mit Ärzten oder anderen Berufen »wären in Richtung Politik und Patienten ein falsches Signal«, so Burs.
»Unsere Aufgabe ist es, nach innen gerichtet unsere Mitglieder mitzunehmen und nach außen durch einen konstruktiven Dialog mit der Ärzteschaft für eine heilberufliche Partnerschaft im Sinne einer erfolgreichen Transformation im Gesundheitswesen zu werben«, so die Kammerpräsidentin.
Apotheken könnten einen Beitrag zur Gesundheitskompetenz von Patienten leisten. »Es wäre unklug, dieses Potenzial nicht zu nutzen«. Neue Aufgaben könnten von den Apotheken vor Ort übernommen werden, immer unter der Voraussetzung, dass diese angemessen honoriert werden.
»Die Apotheken vor Ort waren, sind und bleiben systemrelevant für eine wohnortnahe und bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung«, unterstrich Burs und fügte hinzu: »Die Zukunft unseres Berufes liegt im Heilberuf«.
Die Präsidentin zitierte eine Forsa-Studie laut der die Mehrheit der Befragten gerne mehr Versorgungsleistungen der Apotheke vor Ort in Anspruch nehmen würde. Auch der Nachwuchs in Apotheken solle mehr qualifizierte pharmazeutische Arbeit auf Augenhöhe mit dem Patienten leisten, so Burs.
Mit Blick auf den Koalitionsvertrag, in dem die Absicht erklärt wird, den Apothekerberuf als Heilberuf weiter auszubauen, sagte Burs: Apotheken könnten das Angebot und die Herausforderung annehmen, »den Apothekerberuf als Heilberuf weiterzuentwickeln« und fügte hinzu: »Dieses Thema wird in unserer Binnenkommunikation der Schwerpunkt sein.«
Im Anschluss an die Rede der Präsidentin wurde weiter über attraktive Arbeitsbedingungen für das Apothekenpersonal diskutiert. Ein zentrales Thema waren dabei die Schwierigkeiten, die die Mitglieder darin sehen, zusätzliche pharmazeutische Leistungen zu erbringen, wenn diese nicht entsprechend honoriert werden. »Ich will keine Soforthilfe, sondern eine angemessene Honorierung«, sagte eine Apothekerin und erntete dafür viel Zustimmung von den Mitgliedern.
Ein Apotheker, der seit 25 Jahren eine Apotheke in einem Ort mit 5000 Einwohnern betreibt, beklagte, dass das Fixum von 9,50 Euro nicht ausreiche. »Auch bei 9,50 Euro überlege ich, meine Filiale zu schließen«, so der Apotheker. Ein anderes Mitglied beklagte, ein Fixum in Höhe von 9,50 Euro seien kein Erfolg für die Apotheken.
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