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Kammer Niedersachsen

»Unsere Zukunft liegt im Heilberuf«

In Hannover fand heute die Kammerversammlung der Apothekerkammer Niedersachsen statt. Im Zentrum standen die Herausforderungen der Apotheken und die Erwartungen an die neue Bundesregierung.
Alexandra Amanatidou
23.04.2025  15:00 Uhr

In ihrer Rede sprach Cathrin Burs, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen über die Probleme und Herausforderungen der Apothekerinnen und Apotheker sowie über die Erwartungen an der neu gewählten Bundesregierung.

Burs kritisierte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) von Karl Lauterbach (SPD). »Rückblickend auf die vergangenen sehr schwierigen vier Jahre, auf die Ära eines Bundesgesundheitsministers, der sich eines transparenten und lösungsorientierten Dialogs mit den Heilberufen verweigert hat, ist es uns trotzdem gelungen, die Relevanz der Apotheken für das Gesundheitswesen sichtbar zu machen«, sagte Burs. Damit deutete sie an, dass die Apotheken einen eigenen Absatz bei dem Koalitionspapier erhalten haben. 

Sie forderte die »finanzielle Anerkennung der Leistungen« der Apotheken während der Coronapandemie, die während der Legislaturperiode von Lauterbach ausblieb. »Die enormen Leistungen der Apotheken und zugleich ihre wirtschaftlichen Nöte mussten in die Öffentlichkeit gebracht werden.«

Burs lobte die ehemalige ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening und bedankte sich für ihren Einsatz. Auch die politische Kampagne der Apotheken lobte Burs in ihrer Rede. Dadurch sei es gelungen, die wichtige Rolle der Apotheken in der Gesundheitspolitik und schließlich in den Koalitionsverhandlungen zu verankern. »Jedes geführte Gespräch war seine Mühe wert, um ein wachsendes Verständnis und Unterstützung für die Position der Apotheken zu schaffen.«

Gleichzeitig kritisierte Burs die ABDA-Mitgliederversammlung im Dezember letzten Jahres. Sie sagte die Versammlung sei keine Sternstunde berufspolitischen Parlamentarismus gewesen, sondern mit der gescheiterten Wiederwahl der damaligen ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening das genaue Gegenteil. Burs sieht sich in einer »Erklärungspflicht«. »Es geht hier um Glaubwürdigkeit und Vertrauen« gegenüber den Mitgliedern, sagte Burs. Mit dem Vertrauen sei es wie mit einem Stück Papier. Sei es einmal zerknüllt, werde es nie wieder richtig glatt.

Burs: »Eine neue politische Ära«

Von der Politik forderte Burs verlässliche Rahmenbedingungen und vor allem eine finanzielle Soforthilfe durch eine Erhöhung des Fixums. Aktuell sieht der Koalitionsvertrag eine einmalige Erhöhung von derzeit 8,35 Euro auf 9,50 Euro vor. »Wir brauchen mehr Grundsicherung«. Burs lobte zudem den niedersächsischen Gesundheitsminister, Andreas Philippi, der sein Wort gehalten und sich für die Apotheke vor Ort eingesetzt habe.

Auch die Bürokratie solle abgebaut werden, forderte Burs. Sie erwarte einen neuen Politikstil durch Tino Sorge (CDU), der als neuer Bundesgesundheitsminister gehandelt wird. Dazu befürwortete sie »einen kritischen Blick auf den ausländischen Arzneimittelversandhandel«, der laut Koalitionsvertrag geplant ist.

»Müssen uns gegenüber dm-OTC-Versand behaupten«

»Wir werden uns dem dm-OTC-Versand gegenüber behaupten müssen, wie wir dies auch gegenüber den bekannten Versandgiganten Shop-Apotheke und Doc Morris tun«, sagte Burs. Die Präsidentin forderte die Kammermitglieder auf, »starke emotionale Instrumente der Kundenbindung« auszubauen. 

Was die Lieferengpass-Problematik betrifft, so fordert Burs von der Politik mehr Handlungsspielräume. Die Apotheken bräuchten mehr Entscheidungsfreiheit, etwa beim Austausch von Präparaten, wenn die verschriebenen Medikamente nicht verfügbar sind. Aber: Revierkämpfe etwa mit Ärzten oder anderen Berufen »wären in Richtung Politik und Patienten ein falsches Signal«, so Burs. 

»Unsere Aufgabe ist es, nach innen gerichtet unsere Mitglieder mitzunehmen und nach außen durch einen konstruktiven Dialog mit der Ärzteschaft für eine heilberufliche Partnerschaft im Sinne einer erfolgreichen Transformation im Gesundheitswesen zu werben«, so die Kammerpräsidentin.

Apotheken könnten einen Beitrag zur Gesundheitskompetenz von Patienten leisten. »Es wäre unklug, dieses Potenzial nicht zu nutzen«. Neue Aufgaben könnten von den Apotheken vor Ort übernommen werden, immer unter der Voraussetzung, dass diese angemessen honoriert werden.

»Die Zukunft unseres Berufes liegt im Heilberuf«

»Die Apotheken vor Ort waren, sind und bleiben systemrelevant für eine wohnortnahe und bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung«, unterstrich Burs und fügte hinzu: »Die Zukunft unseres Berufes liegt im Heilberuf«. 

Die Präsidentin zitierte eine Forsa-Studie laut der die Mehrheit der Befragten gerne mehr Versorgungsleistungen der Apotheke vor Ort in Anspruch nehmen würde. Auch der Nachwuchs in Apotheken solle mehr qualifizierte pharmazeutische Arbeit auf Augenhöhe mit dem Patienten leisten, so Burs.

Mit Blick auf den Koalitionsvertrag, in dem die Absicht erklärt wird, den Apothekerberuf als Heilberuf weiter auszubauen, sagte Burs: Apotheken könnten das Angebot und die Herausforderung annehmen, »den Apothekerberuf als Heilberuf weiterzuentwickeln« und fügte hinzu: »Dieses Thema wird in unserer Binnenkommunikation der Schwerpunkt sein.«

Im Anschluss an die Rede der Präsidentin wurde weiter über attraktive Arbeitsbedingungen für das Apothekenpersonal diskutiert. Ein zentrales Thema waren dabei die Schwierigkeiten, die die Mitglieder darin sehen, zusätzliche pharmazeutische Leistungen zu erbringen, wenn diese nicht entsprechend honoriert werden. »Ich will keine Soforthilfe, sondern eine angemessene Honorierung«, sagte eine Apothekerin und erntete dafür viel Zustimmung von den Mitgliedern. 

Ein Apotheker, der seit 25 Jahren eine Apotheke in einem Ort mit 5000 Einwohnern betreibt, beklagte, dass das Fixum von 9,50 Euro nicht ausreiche. »Auch bei 9,50 Euro überlege ich, meine Filiale zu schließen«, so der Apotheker. Ein anderes Mitglied beklagte, ein Fixum in Höhe von 9,50 Euro seien kein Erfolg für die Apotheken.

»Der graue Markt von Cannabis muss reguliert werden«

Auch die Cannabisblüten waren ein Thema bei der Rede der Kammerpräsidentin. »Es kann nicht sein, dass Medizinal-Cannabis ungeregelt über Online-Plattformen aus dem In- und Ausland in großen Mengen zu Genusszwecken bestellt werden kann.« Dieser graue Markt müsse dringend reguliert werden.  

Große Zustimmung im Raum fand die Aussage von Burs zum Konsumcannabis in Apotheken: »Auf die sehr vereinzelt im Berufsstand geäußerte Idee, über die Exklusivabgabe von Konsumcannabis in Apotheken diese wirtschaftlich zu stabilisieren, hierin gar ein weiteres Standbein zu sehen, kann nur mit Kopfschütteln reagiert werden.«

Bei der Kammerversammlung werden auch die Vorsitzenden der Ausschüsse Fortbildung, Weiterbildung, Krankenhausfragen und Öffentlichkeitsarbeit zu Wort kommen. Dazu wird über die Jahresrechnung 2024 und den Haushaltsplan für 2025 gesprochen.

Der Apothekerkammer Niedersachsen gehören mehr als 8.200 Mitglieder an. Von den 80 Delegierten der Kammerversammlung waren heute 56 anwesend. 

Anmerkung der Redaktion: Wir haben den Text am 24.04. um 09:50 Uhr aktualisiert. In einer früheren Version des Textes hatten wir geschrieben, dass Frau Burs »die angedachte Regelung, das Fixum für Landapotheken auf 11 Euro zu erhöhen, begrüßte«. Diese Aussage ist falsch. 

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