Unliebsamer Gast im Magen |
Annette Rößler |
11.07.2023 07:00 Uhr |
Für die Eradikationstherapie gibt es verschiedene Schemata, die alle eine Kombination von zwei oder mehr Antibiotika mit einem PPI vorsehen. Welche davon am besten geeignet ist, hängt von der Resistenzlage ab. »Wir haben zunehmend Kenntnis über die erworbenen Antibiotikaresistenzen von Helicobacter pylori in Europa«, sagte Schütte dazu. In Deutschland sei die Resistenzrate gegen Clarithromycin zuletzt auf mehr als 20 Prozent gestiegen. Deshalb sehe die Leitlinie jetzt neu als Erstlinientherapie ausschließlich die Bismut-haltige Quadrupeltherapie für mindestens zehn Tage vor. Diese besteht aus einem Bismut-Kalium-Salz, Tetracyclin und Metronidazol (Kombipräparat Pylera® verfügbar) plus einem PPI.
Wichtig sei, dass Ärzte nach der Eradikationstherapie auf deren Erfolg testen sollen, betonte Schütte. Habe die Behandlung nicht angeschlagen, solle sich die weitere Therapie nach der Resistenzlage richten.
Über ein spannendes Ergebnis von Grundlagenforschung berichtet aktuell ein Team um Clara Lettl vom Max-von-Pettenkofer-Institut der LMU München im Fachjournal »Cell Chemical Biology« (DOI: 10.1016/j.chembiol.2023.04.003). Demnach lässt sich Helicobacter pylori mit Substanzen, die den Komplex I der Atmungskette hemmen, gezielt abtöten, ohne dass andere Bakterien der normalen Darmflora betroffen sind. Komplex-I-Inhibitoren seien bereits als Insektizide in Gebrauch und ihr Toxizitätsprofil sei gut bekannt, schreibt die Gruppe. Eine leicht veränderte Struktur der Chinon-Bindetasche im Atmungskomplex I mache Helicobacter pylori besonders empfindlich für diese Inhibitoren. Bis zu einem möglichen Einsatz beim Menschen müssen aber erst präklinische Tests durchlaufen werden.