Ungeplante Schwangerschaft als Nebenwirkung? |
Daniela Hüttemann |
08.04.2024 18:00 Uhr |
Schwieriger zu beurteilen ist derzeit noch, ob die Diabetes- und Antiadipositas-Medikamente mit hormonellen Kontrazeptiva in einem klinisch relevanten Ausmaß interagieren. Sie verzögern die Magenentleerung (ein gewünschter Effekt zum Abnehmen), was die Absorption der »Pille« theoretisch beeinflussen könnte. Allerdings geht die europäische Produktinformation davon aus, dass in der Regel keine Dosisanpassungen anderer Medikamente erforderlich sind (nur bei sehr enger therapeutischer Breite).
Unter einer Einzeldosis des stärker wirksamen Tirzepatid wurden eine Verringerung der höchsten Plasmakonzentration (Cmax) und der AUC eines oralen Kontrazeptivums sowie eine Verzögerung der Zeit bis zum Erreichen der maximalen Plasmakonzentration (tmax) festgestellt, heißt es in der europäischen Produktinformation. Dort steht jedoch auch: »Diese Verringerung der Exposition nach einer Einzeldosis von Tirzepatid wird nicht als klinisch relevant erachtet. Eine Dosisanpassung oraler Kontrazeptiva ist nicht erforderlich.«
Unter Ozempic, der niedriger dosierten Semaglutid-Variante, wurden hingegen keine oder nur geringe Effekte auf Cmax, AUC und tmax von hormonellen Kontrazeptiva beobachtet. Auch hier gibt es in der Produktinformation keinen Hinweis darauf, dass die Wirkung der »Pille« eingeschränkt sein könnte und zusätzliche Verhütungsmittel angezeigt sind. Ungewollte Schwangerschaften unter hormoneller Verhütung werden in beiden Produktinformationen jeweils nicht aufgelistet.
Die US-Produktinformation von Mounjaro rät dagegen zu einem Wechsel auf eine nicht orale Kontrazeptionsmethode oder eine zusätzliche Barrieremethode in den vier Wochen nach der ersten Anwendung sowie jeweils für vier Wochen nach jeder Dosissteigerung. Hintergrund ist, dass die verzögerte Magenentleerung wohl nur zu Beginn der Therapie eine größere Rolle spielt. Es wird ein Toleranzeffekt vermutet.