Ungeimpfter Junge stirbt an Diphtherie |
Eine Impfpflicht gibt es für Diphtherie nicht. »Die Durchimpfungsrate ist sehr gut«, sagte Professor Dr. Tobias Tenenbaum, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, bereits vor einiger Zeit der dpa. Deswegen sei die Gefahr, dass es nach einem Fall einen Ausbruch gebe, in Deutschland nicht hoch.
Allerdings könne so ein Ausbruch dann passieren, wenn es eine empfängliche Gruppe gebe, wie etwa eine Schulklasse mit vielen ungeimpften Kindern. Eine Impfpflicht gegen Diphtherie hält Tenenbaum nicht für zielführend. »Das wäre nur dann sinnvoll, wenn wir eine erhöhte Bedrohungslage hätten.« Diese gebe es aber wegen der hohen Impfquoten nicht – die Krankheit tauche kaum auf.
Früher war das anders: 1892 erlagen der Infektion in Deutschland mehr als 50.000 meist junge Menschen. 1913 wurde die Impfung eingeführt, wodurch die Zahl der Infektionen deutlich sank. 2024 gab es dem RKI zufolge in Deutschland 51 bestätigte Erkrankungen, 2025 bislang zwei. Die Übertragung erfolgt bei Rachendiphtherie gewöhnlich durch Tröpfcheninfektion.
Ein weiterer Erkrankungsfall war im Herbst im familiären Umfeld des nun verstorbenen Kindes durch Kontaktnachverfolgung des Gesundheitsamtes festgestellt worden. Aufgrund eines hier bestehenden Impfschutzes habe die Person allerdings nur einen leichten Erkrankungsverlauf gehabt, teilte der Landkreis Havelland damals mit. Wo sich das Kind infiziert hatte, ist nicht bekannt.
Die Impfung bietet laut RKI einen zuverlässigen Schutz gegen die Symptome der Diphtherie, nicht aber vor der Infektion mit dem Erreger. Die Ständige Impfkommission (STIKO) rät allen zur Diphtherieimpfung. Normalerweise erhalten Säuglinge zur Grundimmunisierung drei Dosen im Alter von zwei, vier und elf Monaten. Eine erste Auffrischungsimpfung empfiehlt die STIKO bei fünf- bis sechsjährigen Kindern, eine zweite im Alter von 9 bis 17 Jahren. Erwachsene sollten den Impfschutz alle zehn Jahre auffrischen lassen.