Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
EU-Arzneimittelregulierung

Umweltrisiken von Medikamenten minimieren

Ein neues EU-weites Monographiesystem soll Umweltbelastungen durch pharmazeutische Wirkstoffe besser erfassen und regulieren. Wissenschaftler haben die rechtlichen Chancen und Herausforderungen analysiert und zeigen den Weg zu einer nachhaltigeren Arzneimittelpolitik.
AutorKontaktMelanie Höhn
Datum 11.08.2025  12:30 Uhr

Arzneimittelrückstände sind eine wachsende Gefahr für Umwelt und Gesundheit. Pharmazeutische Wirkstoffe (aktive pharmazeutische Inhaltsstoffe, API) gelangen zunehmend durch Herstellung, Anwendung und Entsorgung in die Umwelt. Dies hat teils erhebliche Folgen für Ökosysteme, die biologische Vielfalt und die Trinkwasserqualität. Diese Rückstände werden zunehmend in europäischen Böden und Gewässern nachgewiesen. 

In einem wissenschaftlichen Beitrag im »European Health & Pharmaceutical Law Journal (EHPL)« beleuchten die Umweltwissenschaftlerin und Juristin Kim Teppe und Professor i.R. für Öffentliches Recht an der Universität Augsburg Ulrich M. Gassner, wie sich Daten über das Umweltverhalten von Arzneistoffen in einem wirkstoffbasierten Monographiesystem sinnvoll strukturieren, zusammenführen und öffentlich zugänglich machen lassen und im Einklang mit Transparenzanforderungen, wissenschaftlicher Belastbarkeit und dem Datenschutz stehen.

Die Wissenschaftler analysieren die rechtliche Machbarkeit und die Wege zur praktischen Umsetzung dieses Monographiesystems zur Umweltbewertung (Environmental Risk Assessment, ERA) von Humanarzneimitteln auf EU-Ebene. 

Monographiesystem als Teil des EU-Pharmapakets

»Trotz des robusten Arzneimittel-Regulierungsrahmens der EU wurden Umweltaspekte traditionell hinter gesundheitsorientierten Zielen zurückgestellt«, heißt es in dem Bericht. »Bei vielen Arzneimitteln, die vor 2005 zugelassen wurden, fehlen oder liegen keine vollständigen, den heutigen Standards entsprechenden Daten zu Verbleib und Wirkung (ERA-Daten) ihrer Wirkstoffe vor, sodass erhebliche Umweltrisiken unberücksichtigt bleiben.«

Ein wesentlicher Bestandteil des EU-Pharmapakets, das sich derzeit in der finalen Verhandlungsphase befindet, ist auch die stärkere Berücksichtigung ökologischer Aspekte bei der Bewertung von Arzneimitteln. Die Kommission erkennt an, dass »die Verschmutzung von Gewässern und Böden durch Arzneimittelrückstände ein neu auftretendes Umweltproblem darstellt und wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen, dass das Vorhandensein dieser Stoffe in der Umwelt aufgrund ihrer Herstellung, Verwendung und Entsorgung ein Risiko für die Umwelt und die öffentliche Gesundheit darstellt«, erklären Teppe und Gassner in ihrem Bericht.

Die Kommission habe mehrere Reformvorschläge entwickelt, um die bestehende ERA-Verordnung gezielt zu verbessern. Ein zentrales Element ist der Vorschlag zur Einrichtung eines wirkstoffbasierten Monographiesystems für ERAs. »Die sogenannten Wirkstoffmonographien konsolidieren ERA-Daten verschiedener Arzneimittel zu Wirkstoffen in zentralisierten Monographien, harmonisieren die Risikobewertungen EU-weit, reduzieren Redundanzen und fördern die Transparenz«, so die Wissenschaftler.

Ansatz zur Behebung regulatorischer Defizite

Teppe und Gassner kommen zu dem Schluss, dass ein Monographiesystem einen »vielversprechenden Ansatz zur Behebung bestehender regulatorischer Defizite in der Arzneimittelbewertung« darstellt. Durch die Zentralisierung von Daten auf Substanzebene und die Einführung standardisierter, transparenter Methoden habe das System das Potenzial, die Identifizierung und Minderung von Umweltrisiken durch API deutlich zu verbessern. Dieser Ansatz stehe im Einklang mit den umfassenderen Umwelt- und Nachhaltigkeitszielen der EU, wie sie beispielsweise im »Green Deal« formuliert seien.

Darüber hinaus sei das vorgeschlagene ERA-Monographiesystem eng mit den im Rahmen des EU-finanzierten Projekts »Premier« entwickelten Lösungen verknüpft, beispielsweise einem Priorisierungsrahmen, der die Umweltverträglichkeitsprüfung von Altarpharmazeutika vereinfachen soll.

Die Fähigkeit des Monographiesystems, Ökosysteme zu schützen, hänge von seiner Fähigkeit ab, umfassende wissenschaftliche Daten in die Politikgestaltung zu integrieren und gleichzeitig regelmäßige Aktualisierungen an den neuesten Stand von Forschung und Technologie anzupassen. »Die Festlegung klarer risikobasierter Priorisierungskriterien und die obligatorische Integration der Monographien in den Zulassungsprozess festigen die Umweltwirkung des Systems«, schlussfolgern die Autoren. Der Erfolg hänge jedoch von der praktischen Umsetzung dieser Maßnahmen ab, insbesondere von der Vermeidung administrativer Ineffizienzen und der Gewährleistung der Einheitlichkeit zwischen den EU-Mitgliedstaaten.

Um Bedenken hinsichtlich unverhältnismäßiger Belastungen auszuräumen, enthalte das System Mechanismen zur Vereinfachung der Prozesse für die Beteiligten, wie beispielsweise standardisierte Monographieformate, gemeinsame Dateneinreichungen und die Nutzung vorhandener wissenschaftlicher Expertise.

Durch einen schrittweisen und ressourceneffizienten Ansatz ziele das Monographiesystem darauf ab, Kosten und Komplexität sowohl für die Regulierungsbehörden als auch für die Pharmaindustrie zu minimieren.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa