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Coronavirus-Krise

Umsatzeinbruch in vielen Apotheken

Viele Apotheken, vor allem in Innenstadtlagen und Einkaufscentern, verzeichnen aktuell starke Umsatzverluste. Die Ausgangsbeschränkungen und Schließungen vieler Geschäfte reduzieren insbesondere die Laufkundschaft.
Charlotte Kurz
22.04.2020  11:24 Uhr

Nach zunächst deutlichen Umsatzsteigerungen aufgrund der verstärkten Nachfrage nach Medikamenten, Desinfektionsmitteln und Mundschutzmasken seit Beginn der Coronavirus-Krise, hat sich die wirtschaftliche Situation der Apotheken seit Mitte März stark verändert. Die Lage beruhigte sich nicht nur, viele Offizinen verzeichnen sogar hohe Umsatz- und Kundeneinbußen.

Die Ausgangsbeschränkungen der Bundesländer treffen vielerorts die Apotheken hart, insbesondere in Innenstadtlagen, im Shopping-Center oder in den sonst belebten Einkaufsstraßen. Zwar haben Apotheken als Teil der Gesundheitsversorgung in Deutschland weiter geöffnet, die Schließung aller nicht systemrelevanten Geschäfte um sie herum belastet aber. »Unser Umsatz ist seit dem 19. März auf ein Drittel des normalen Umsatzes geschrumpft«, erklärt Helmut Dahlhaus, Filialleiter der Alexa Apotheke im Alexa-Center in Berlin. Nach anfänglichem Kundenansturm musste die Apotheke nun ihre Öffnungszeiten deutlich verkürzen und sah sich trotzdem zu Entlassungen gezwungen. Statt der üblichen 600 bis 800 Kunden kämen nur noch rund 100 Kunden am Tag in die Alexa Apotheke, berichtet Dahlhaus. Meist sind es Patienten, die verschreibungspflichtige Medikamente benötigen. Insbesondere der Verkauf von Kosmetikprodukten sei gänzlich eingebrochen, bedauert er.

Damit ist die Alexa Apotheke nicht allein: Der Bedarf an Arzneimitteln scheint nach den umsatzstarken ersten Wochen der Coronavirus-Pandemie bundesweit gedeckt zu sein. Die Abgabe von Medikamenten und Produkten der Freiwahl ist laut Marktforschungsinstitut Insight Health in der Woche vom 23. März erstmals seit vier Wochen auf ein deutlich niedrigeres Niveau gefallen als im Vorjahr. Demnach erzielte die Abgabe an Freiwahlprodukten pro Packung bundesweit ein Minus von 11,3 Prozent, die der Rx-Medikamente sank um 19,5 Prozent und der OTC-Absatz sogar um 23,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert. Der deutliche Umsatzanstieg, der bis dahin wochenlang zu beobachten war, nahm Ende März ein jähes Ende.

Ausfälle und Drohmails

In Berlin, ein paar Kilometer von der Alexa Apotheke entfernt, liegt die in normalen Zeiten belebte Leipziger Straße. Dort verzeichnet die Apothekeninhaberin der Leipziger Apotheke Renate Schlindwein nach eigenen Angaben aktuell 30 Prozent weniger Umsatz und nur noch die Hälfte ihrer Kunden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten kommen aber noch weitere Probleme hinzu:  Zeitgleich zu den Umsatzeinbußen erreichten Schlindwein Drohmails aufgrund der hohen Preise der Einmalmasken, die sie wegen der deutlich erhöhten Einkaufspreise verlangen muss. Neben den Umsatzausfällen, die Schlindwein und viele ihrer Kollegen erleben, ist auch die durchschnittliche Arbeitsbelastung leicht zurückgegangen.

Laut Umfrageergebnissen der Apothekengewerkschaft Adexa zur Coronavirus-Pandemie haben Ende März noch 75,6 Prozent des befragten Apothekenpersonals ihre momentane Arbeitsbelastung als deutlich erhöht eingeschätzt. In der ersten Aprilwoche waren es nur noch 69,6 Prozent. Im Umkehrschluss gaben Ende März 4,1 der Befragten eine eher reduzierte Belastung an. Eine Woche später stieg dieser Wert bereits auf 5,5 Prozent.

Zuschuss zu Beratungskosten

Der Generalbevollmächtigte der Steuerberatungsgesellschaft Treuhand Hannover, Frank Diener, sieht die aktuelle wirtschaftliche Lage der Apotheken differenziert: »Die Apotheken in normaler Lage, die also beispielsweise weder am Flughafen noch in Einkaufscentern befindlich sind, werden vermutlich ihren Umsatz über ein paar Monate hinweg nivellieren können.« Schwieriger wird es für Apotheken wie die Leipziger Apotheke oder die Alexa Apotheke. Diener empfiehlt, Öffnungszeiten anzupassen oder über Kurzarbeit nachzudenken. Ein Steuerberater könne individuelle Lösungen ausarbeiten. Diener weist auf die kurzfristig geschaffene Option des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) hin, die es ermöglichen soll, Beratungskosten zu 100 Prozent zu bezuschussen. Dieses kostenfreie Beratungsangebot gilt für alle Unternehmen, und damit auch Apotheken, die von negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie betroffen sind. Der Zuschuss gilt bis zu einer Kostenhöhe von maximal 4000 Euro und ist bis Ende des Jahres gültig.

Unterstützen sollen nun auch die Regelungen der SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG). Um vor allem ältere Patienten aber auch das Apothekenpersonal vor der erhöhten Infektionsgefahr zu schützen, sind darin etwa Erleichterungen beim Botendienst vorgesehen. Im Zuge der Verordnung werden den Apotheken zudem flexible Austauschmöglichkeiten von verordneten Arzneimitteln ermöglicht, um die Gesundheitsversorgung weitreichend sicherzustellen.

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt begrüßt die Verordnung und mahnt gleichzeitig zur Geduld: »Die diskutierten und beschlossenen Lösungen müssen erstmal greifen, bevor man neue Maßnahmen in Angriff nimmt. An Aufsichtsbehörden und Krankenkassen muss der Appell gehen, den Willen des Gesetzgebers so umzusetzen, dass die Apotheken nach besten Kräften an der Corona-Front weiterarbeiten können.« 

Im Februar gab es noch Umsatzplus

Zu Beginn der Coronavirus-Krise hatten die Apotheken in Deutschland ihre Umsätze noch deutlich steigern können, wie die Presseagentur dpa heute mit Verweis auf die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts berichtete. Bereinigt um Preissteigerungen setzten die Apotheken demnach im Februar 6 Prozent mehr um als im gleichen Monat des Vorjahres. Das lag zwar deutlich über der langjährigen Veränderungsrate von 2,6 Prozent aber noch unter dem allgemeinen Zuwachs, den der deutsche Einzelhandel im Februar mit 6,4 Prozent verzeichnet hat.

Die Statistiker haben bei den Apotheken einen deutlichen Preisanstieg in den vergangenen Jahren registriert. Die Preise für rezeptfreie Medikamente kletterten demnach um 11,1 Prozent. Hier können die Apotheken frei kalkulieren. Die Rx-Arzneimittel wurden in der Fünfjahresspanne hingegen nur 2,7 Prozent teurer.

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