Übelkeit und Erbrechen verhindern |
Durch eine standardisierte Prophylaxe können heutzutage selbst Patienten mit einer hoch emetogenen Tumortherapie zu 70 bis 90 Prozent von Übelkeit und Erbrechen verschont bleiben. Die Auswahl erfolgt abhängig vom Wirkstoff mit dem größten emetogenen Potenzial. Eine Herausforderung stellt die Antiemese bei oralen Mehrtagestumortherapien dar, da sich akute und verzögerte Symptomatiken häufig überschneiden. Treten trotz Prophylaxe Symptome auf, wird eine ergänzende Antiemese eingeleitet, die als Rescue-Therapie bezeichnet wird. Im darauffolgenden Behandlungszyklus wird die Prophylaxe dann individuell angepasst.
Zu den verwendeten Antiemetika gehören laut internationalen Leitlinien Serotoninantagonisten (5-HT3-RA) wie Ondansetron, Palonosetron und Granisetron, die durch Blockade von 5-HT3-Rezeptoren in Darm und Gehirn die Signalweiterleitung des Brechreflexes unterdrücken. Häufig können Nebenwirkungen wie Verstopfung und Kopfschmerzen auftreten. Palonosetron besitzt von diesen Wirkstoffen die längste Halbwertszeit.
NK1-Rezeptor-Antagonisten (NK1-RA) blockieren durch Bindung an den Neurokinin-1-Rezeptor im Gehirn die Wirkung von Substanz P und unterdrücken so den verzögerten Brechreiz. Zu den häufigen Nebenwirkungen gehören Fatigue, Schluckauf und Aufstoßen. Bei gleichzeitiger Gabe mit anderen Medikamenten sind zusätzlich CYP3A4-vermittelte potenzielle Wechselwirkungen zu beachten. Zugelassen sind die Wirkstoffe Aprepitant, Fosaprepitant, Netupitant und Fosnetupitant, wobei Letzteres auch als Fixkombination mit Palonosetron im Handel ist.
Dexamethason wird als Glucocorticoid zur Prophylaxe von Übelkeit und Erbrechen eingesetzt und kann Nebenwirkungen wie Schlafprobleme, Verdauungsbeschwerden, Unruhe und Gewichtszunahme haben. Der genaue Wirkmechanismus ist nicht geklärt; wahrscheinlich spielen modulierende und antiphlogistische Eigenschaften eine Rolle.
Das atypische Neuroleptikum Olanzapin hat in den vergangenen Jahren deutlich an Relevanz gewonnen. Es blockiert neben Dopamin-D2-Rezeptoren weitere Signalwege, die in ihrer Gesamtheit die antiemetische Wirkung auslösen. Es wird nicht nur als Rescue-Medikament eingesetzt, sondern ist mittlerweile ein wichtiger Bestandteil der antiemetischen Prophylaxe. Häufige Nebenwirkungen sind Müdigkeit und eine QT-Zeit-Verlängerung.
Deutlich seltener werden andere Dopaminantagonisten wie Haloperidol oder Levomepromazin eingesetzt. Metoclopramid hat deutlich an Bedeutung verloren und wird aufgrund von potenziell schwerwiegenden Nebenwirkungen nur noch als Rescue-Medikament bei geringem emetischen Risiko mit stark beschränkter Höchstmenge eingesetzt. Zu den Reserveantiemetika gehören Benzodiazepine wie Lorazepam und Alprazolam, das H1-Antihistaminikum Dimenhydrinat und Cannabinoide.