Tucatinib verlängert Überleben |
Brigitte M. Gensthaler |
03.04.2021 08:00 Uhr |
Da es während der Therapie mit Tucatinib zum deutlichen Anstieg der Leberenzyme AST und ALT sowie von Bilirubin kommen kann, sollten diese Parameter engmaschig kontrolliert werden. / Foto: Adobe Stock/jarun011
Zu den häufigsten Nebenwirkungen mit Schweregrad 3 oder 4 unter Tucatinib gehören Diarrhö und erhöhte Leberenzymwerte. Fast 30 Prozent der Patienten erlitten schwerwiegende Nebenwirkungen wie Diarrhö, Erbrechen und Übelkeit. Bei 6 Prozent der Patienten führten Nebenwirkungen zum Therapieabbruch, meist Diarrhö und erhöhte ALT-Werte. 23 Prozent der Patienten erlitten Nebenwirkungen, die zu einer Dosisreduktion führten.
Neben den genannten Nebenwirkungen kommt es zudem sehr häufig zu Nasenbluten, Stomatitis, Ausschlag, Arthralgie, erhöhten Konzentrationen von Bilirubin und Gewichtsabnahme.
Tucatinib darf bei schwangeren Frauen nicht angewendet werden, es sei denn, dass der klinische Zustand der Frau dies erfordert. In Tierexperimenten wurde eine Reproduktionstoxizität gezeigt. Frauen im gebärfähigen Alter sollten vor Therapiebeginn auf eine Schwangerschaft getestet werden. Die Frau sollte während der Behandlung mit dem neuen TKI nicht stillen.
Das Brustkrebsmittel Tucatinib ist als Schrittinnovation zu sehen. Das liegt teilweise am Wirkmechanismus. Auch die bei Brustkrebs zugelassenen Kinasehemmer Neratinib und Lapatinib greifen unter anderem an der intrazellulären Tyrosinkinase-Domäne des HER2-Rezeptors an. Tucatinib besitzt unter den gegenwärtig zugelassenen HER2-Tyrosinkinasehemmern jedoch die höchste Selektivität.
Auch die Ergebnisse der Zulassungsstudie mit Tucatinib rechtfertigen die vorläufige Einstufung als Schrittinnovation. Es ist die erste Kombinationstherapie mit einem HER2-Tyrosinkinasehemmer, die bei vorbehandelten Patienten mit metastasiertem HER2-positivem Brustkrebs mit oder ohne Hirnmetastasen das Gesamtüberleben und das progressionsfreie Überleben verbessert hat. Etwa 30 bis 50 Prozent der HER2-positiven Patienten entwickeln Hirnmetastasen. Daher ist es eine sehr gute Nachricht, dass sich die Hinzunahme von Tucatinib auch bei Vorliegen aktiver Hirnmetastasen günstig auswirkte und zudem das Risiko für die Entstehung neuer Hirnläsionen im Studienarm, der zusätzlich den Kinasehemmer erhielt, verringert war.
Sven Siebenand, Chefredakteur