Traum von der eigenen Apotheke |
Natürlich darf eine gründliche Markt- und Standortanalyse auf keinen Fall fehlen. Ist womöglich ein Ärztehaus in der Nähe? Wie alt sind die umliegenden Ärzte, aus welcher Fachrichtung kommen diese? Stehen Parkplätze zur Verfügung? Was macht die Konkurrenz? Wie viele Apotheken gibt es im Umfeld? Öffnet oder schließt gar eine Apotheke? »Wenn es in einem Ort nur fünftausend Leute und eine Apotheke gibt, dann kommen die Kunden trotzdem zu Ihnen.« All diese Fragen zielen darauf ab, eine möglichst genaue und realistische Prognose für die wirtschaftliche Zukunft des Unternehmens zu ermöglichen. Denn die Umsatzzahlen aus den Büchern stellen nur die Vergangenheit dar.
Florian Sprösser, Filialdirektor der Apotheker- und Ärztebank in Rosenheim / Foto: Deutsche Apotheker- und Ärztebank
Schwieriger zu beurteilen sind Aspekte, die nicht automatisch übernommen werden können, da sie unmerklich am Inhaber hängen. Das könnte etwa die Heim- oder Ärztebelieferung sein, wenn sie auf einem besonders guten persönlichen Kontakt fußt.
Auch die Gebäudegegebenheiten sollten potenzielle Käufer gründlich prüfen. Ist die Offizin behindertengerecht? »Vielleicht kann der Pharmazierat vor dem Kauf noch einmal vorbeikommen, um festzustellen, was alles nicht mehr marktgerecht ist«, schlägt Sprösser vor. Sonst gäbe es nach der Übernahme womöglich böse Überraschungen.
Der Kaufpreis einer Apotheke bemisst sich sowohl an materiellen Werten wie Einrichtung und Kommissionierautomat als auch immateriell. Mithilfe mathematischer Verfahren können Experten den Wert damit prinzipiell gut ermitteln. Letztlich gilt jedoch auch hier das älteste Marktprinzip: Angebot und Nachfrage diktieren den Preis. Auf 30.000 Euro mehr oder weniger kommt es dabei laut Sprösser nicht an.
Stattdessen warnt er klar davor, den Kaufpreis bis zum bitteren Ende zu verhandeln: »Das klingt zunächst nach viel Geld. Aber dann haben Sie keinen Apothekenabgeber mehr, der Ihnen wohlgesonnen ist.« Stattdessen solle man sich auf einen fairen Preis einigen und bedenken, wie langfristig die Investition erfolgt. Die Ärzte- und Apothekerbank ermittelte in einer hausinternen Untersuchung aus dem Jahr 2019 eine durchschnittliche Gesamtinvestition von etwa einer halben Million Euro. Diese Summe berücksichtigt nicht nur den Übernahmepreis, sondern auch Warenlager sowie Umbau und weitere Investitionen.
Selbst ohne Eigenkapital macht der Bankdirektor Mut: »Wir sehen uns das Projekt an. Wenn es finanziell tragbar ist, begleiten wir es auch.« Seine Bank versteht sich dabei nicht nur als Kreditgeber, sondern als Berater. Bei schlechter Erfolgschance rät er ehrlich vom Kauf ab. »Es gibt eine klare Marktkonsolidierung«, bemerkt Sprösser. »Apotheken von einer kleinen Größenordnung werden vom Markt verschwinden.« Würden die Bedingungen stimmen, lohne sich die Selbstständigkeit seiner Meinung nach auch heute noch. »Es gibt einen Trend dazu, dass ein Apotheker zwei, drei oder sogar vier Apotheken hat.«