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Erstes Twincretin

Tirzepatid bald verfügbar

Tirzepatid ist der erste zugelassene duale Agonist an GLP-1- und GIP-Rezeptoren. Verglichen mit reinen GLP-1-Rezeptoragonisten wirkt das Twincretin stärker blutzuckersenkend und gewichtsreduzierend. Entgegen der ursprünglichen Planung ist das momentan als Antidiabetikum zugelassene Mounjaro® noch nicht auf dem Markt, sondern soll erst Ende November verfügbar werden.
Annette Rößler
20.11.2023  09:00 Uhr
Hypoglykämiegefahr bei Kombi mit Sulfonylharnstoffen und Insulin

Hypoglykämiegefahr bei Kombi mit Sulfonylharnstoffen und Insulin

Bei der Kombination von Tirzepatid mit einem Sulfonylharnstoff oder Insulin besteht erhöhte Hypoglykämiegefahr. Die Dosierungen des Sulfonylharnstoffs beziehungsweise des Insulins sollten daher reduziert werden, wenn Tirzepatid zu einer entsprechenden bestehenden Therapie hinzugefügt wird. Diese Vorsichtsmaßnahme ist bei einer bestehenden Therapie mit Metformin und/oder einem SGLT2-Hemmer nicht erforderlich.

Wegen der verzögerten Magenentleerung ist bei gleichzeitiger Anwendung von Tirzepatid mit oral verabreichten Wirkstoffen mit geringer therapeutischer Breite, zum Beispiel Digoxin oder Phenprocoumon, erhöhte Vorsicht geboten. Das gilt besonders zu Beginn der Tirzepatid-Therapie und nach einer Dosiserhöhung.

Nur mit Vorsicht angewendet werden sollte Tirzepatid bei Patienten mit schwerer Nieren- oder Leberfunktionsstörung sowie bei solchen mit einer Pankreatitis oder anderen schweren gastrointestinalen Erkrankungen in der Vorgeschichte. Unter der Therapie mit Tirzepatid kann es zu einer akuten Pankreatitis kommen. Ist das der Fall, sollte das Medikament dauerhaft abgesetzt werden. Des Weiteren ist zu beachten, dass Tirzepatid in Studien zu einem Anstieg der Herzfrequenz um drei bis fünf Schläge pro Minute führte.

Die Anwendung von Tirzepatid wird während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, nicht empfohlen. In der Stillzeit muss eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob das Stillen beendet oder Tirzepatid pausiert beziehungsweise abgesetzt werden soll, wobei sowohl der Nutzen des Stillens für das Kind als auch der Nutzen der Therapie für die Mutter zu berücksichtigen sind.

Vergleiche mit Placebo, Semaglutid und Insulin

Wirksamkeit und Sicherheit von Tirzepatid bei Typ-2-Diabetes wurden im SURPASS-Studienprogramm gezeigt. SURPASS 1 war eine 40-wöchige, doppelblinde, placebokontrollierte Studie mit 478 Teilnehmern, SURPASS 2 eine ebenfalls 40-wöchige Open-Label-Studie mit 1879 Teilnehmern, die entweder Tirzepatid oder Semaglutid erhielten, jeweils in Kombination mit Metformin. SURPASS 3 lief über 52 Wochen, hatte 1444 Teilnehmer und verglich unverblindet Tirzepatid mit Insulin degludec (lang wirksames Basalinsulin), jeweils in Kombination mit Metformin plus/ohne SGLT2-Hemmer. SURPASS 4 hatte eine Dauer von bis zu 104 Wochen und 2002 Teilnehmer, die Metformin und/oder Sulfonylharnstoffe und/oder SGLT2-Inhibitoren sowie open Label entweder Tirzepatid oder Insulin glargin (lang wirksames Basalinsulin) erhielten. Die wiederum 40-wöchige Studie SURPASS 5 schließlich war doppelblind und schloss 475 Patienten unter Insulin glargin plus/ohne Metformin ein, die Tirzepatid oder Placebo erhielten.

Die Änderung des HbA1c-Werts gegenüber dem Ausgangswert war in allen Studien bis auf SURPASS 3 der primäre Endpunkt; in SURPASS 3 war es einer der sekundären Endpunkte, während die Zeit im Zielbereich der kontinuierlichen Glucosemessung den primären Endpunkt darstellte. In allen fünf Studien konnte im Vergleich zu Placebo beziehungsweise zu den aktiven Kontrollbehandlungen eine dosisabhängige, anhaltende und statistisch signifikante Senkung des HbA1c-Werts nachgewiesen werden. So sank der HbA1c-Wert unter Tirzepatid in SURPASS 1 placebobereinigt um bis zu 2,11 Prozent (23,1 mmol/ml), in SURPASS 2 um bis zu 0,60 Prozent (6,6 mmol/ml) stärker als unter Semaglutid, in SURPASS 3 um bis zu 1,04 Prozent (11,3 mmol/ml) stärker als unter Insulin degludec, in SURPASS 4 um bis zu 1,14 Prozent (12,5 mmol/ml) stärker als unter Insulin glargin und in SURPASS 5 placebobereinigt um bis zu 1,65 Prozent (18,1 mmol/ml).

Statistisch signifikant war in allen Studien auch eine dosisabhängige Verringerung des Körpergewichts gegenüber dem Ausgangswert. Der Ausgangs-BMI betrug im Durchschnitt mehr als 30 kg/m2, aber weniger als 35 kg/m2, was einer Adipositas Grad I entspricht. Mit Tirzepatid behandelte Patienten nahmen in SURPASS 1 bis zu 9,5 kg ab, in SURPASS 2 bis zu 12,4 kg (bis zu 6,2 kg mehr als mit Semaglutid), in SURPASS 3 bis zu 12,9 kg, in SURPASS 4 bis zu 11,7 kg und in SURPASS 5 bis zu 10,9 kg. Zu verzeichnen waren darüber hinaus eine Senkung des mittleren Blutdrucks um 6 bis 9 zu 3 bis 4 mmHg sowie dosisabhängig eine Senkung der Triglyceride um bis zu 25 Prozent.

Die häufigsten Nebenwirkungen waren gastrointestinale Störungen wie Übelkeit und Durchfall (sehr häufig) sowie Erbrechen (häufig). Wurde Tirzepatid mit Sulfonylharnstoffen oder Insulin kombiniert, kam es sehr häufig zu Hypoglykämien, bei Kombination mit anderen Antidiabetika waren Hypoglykämien häufig. Ebenfalls häufig waren unter anderem Überempfindlichkeitsreaktionen, andere gastrointestinale Beschwerden, Fatigue, eine erhöhte Herzfrequenz sowie ein Anstieg der Lipase- und Amylasewerte.

Mounjaro soll im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C und in der Originalverpackung aufbewahrt werden. Ungekühlt ist das Medikament insgesamt bis zu 21 Tage bei bis zu 30 °C haltbar.

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