Therapie gemäß individuellem Risiko |
Eine zentrale Rolle nimmt die Versorgung mit Calcium und Vitamin D sowie Eiweiß ein. Aufgrund der hohen Prävalenz einer suboptimalen Vitamin-D-Versorgung kann bei Personen ohne spezifische Therapie die Einnahme von 800 bis 1000 Internationale Einheiten (IE) Vitamin D täglich ohne weitere Kontrollen empfohlen werden. Außerdem rät die Leitlinie zu einer täglichen Zufuhr von 1000 mg Calcium. Supplemente sollten eingenommen werden, wenn Ernährung und Sonnenlichtexposition den Bedarf nicht decken können. Menschen ab 65 Jahren sollten außerdem auf eine eiweißreiche Ernährung mit einer täglichen Aufnahme von mindestens 1 g Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht achten.
Calcium und Vitamin D sind für den Knochenaufbau und -erhalt unerlässlich. Supplemente sind angezeigt, wenn der Bedarf über die Ernährung und Sonnenlichtexposition nicht gedeckt ist. / Foto: Adobe stock/mizina
Aufgrund der Möglichkeit einer Hypocalcämie ist eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D und Calcium bei Patienten mit einer antiresorptiven Therapie besonders wichtig. Gleiches gilt bei einer Therapie mit dem Antikörper Romosozumab, der sowohl eine osteoanabole als auch antiresorptive Wirkung ausübt. Die generelle Empfehlung beträgt 800 IE Vitamin D. Wird hierdurch keine ausreichende Versorgung erreicht, sollten die tägliche Dosierungen 2000 bis 4000 IE Cholecalciferol jedoch nicht übersteigen. Bei einer Bolusgabe soll die Einzeldosis nicht höher als 20.000 IE liegen. So haben Studien gezeigt, dass bei älteren Patienten mit Osteoporose die Gabe einer hohen Einzeldosis (300.000 bis 500.000 U) zur Supplementation mit einem Anstieg von Stürzen und Frakturen einherging. Die zugrunde liegenden Mechanismen sind bisher nicht geklärt. Man nimmt unter anderem an, dass es durch sehr hohe Einzeldosen möglicherweise zu einer anhaltenden Hochregulation der 24-Hydroxylase kommt, die neu aktiviertes Vitamin-D-Hormon sofort wieder inaktiviert. Keine Empfehlung gibt es außerdem zur Gabe von Vitamin K2 im Rahmen der spezifischen Therapie einer Osteoporose. Ein Vitamin-K-Mangel sollte jedoch ausgeglichen werden, wobei Wechselwirkungen mit Vitamin-K-Antagonisten bedacht werden müssen.
Welche spezifische Osteoporose-Therapie für welchen Patienten? Für die Beantwortung dieser Fragen gibt die Leitlinie zahlreiche Hinweise, verweist aber auch auf die Fachinformationen der jeweiligen Arzneimittel. Demnach sind zur Behandlung der Osteoporose beim Mann Alendronat (10 mg täglich), Risedronat (35 mg wöchentlich), Zoledronat, Denosumab und Teriparatid zugelassen. Zur Behandlung postmenopausaler Frauen als am besten belegt nennt die Leitlinie die antiresorptiven Arzneistoffe Alendronat, Bazedoxifen, Denosumab, Ibandronat, Raloxifen, Risedronat, und Zoledronat sowie als osteoanabole Wirkstoffe Teriparatid und den neuen, dual wirksamen Anti-Sklerostin-Antikörper Romosozumab. Nur wenn diese Therapien nicht vertragen werden oder wegen Kontraindikationen nicht eingesetzt werden können, kommen systemische Estrogene/Gestagene infrage.
Zur Behandlung sekundärer Osteoporose-Formen – etwa im Rahmen einer Prostata- oder Brustkrebsbehandlung – verweist die Leitlinie auf die Empfehlungen der jeweiligen Fachgesellschaften.