Teleclinic: Rezept-Zuweisung an Versandapotheke? |
Wer sich ein Rezept über die Teleclinic ausstellen lässt, kann die Verordnung derzeit nur recht kompliziert in einer Apotheke vor Ort einlösen. / Foto: Teleclinic
Im Juli dieses Jahres war bekannt geworden, dass das deutsche Telemedizin-Unternehmen Teleclinic von der Doc Morris-Mutter Zur Rose übernommen wird. Ende Juli war der Kauf dann schon abgeschlossen.
Einen Tag nach der Übernahme-Verkündung (17. Juli) hatte allerdings ein anderes Unternehmen seine Zusammenarbeit mit der Teleclinic beendet: Der zum Deutschen Apotheker Verlag gehörende Apotheken-Dienstleister apotheken.de erklärte über »DAZ online«, die Nachrichtenseite des Verlags, dass die Kooperation mit sofortiger Wirkung beendet sei. Mit der Übernahme durch die Zur-Rose-Gruppe sei eine »rote Linie« überschritten worden, sagte Verlagsgeschäftsführer Christian Rotta damals. Man wolle nicht zum »Steigbügelhalter für den Erfolg rein ökonomisch getriebener Plattformstrategien ausländischer Kapitalgesellschaften« werden, so die Begründung.
Für die Teleclinic hat dies weitreichende Auswirkungen: Denn bislang konnten sich die Kunden nach einer Online-Beratung aussuchen, ob sie ihr Rezept entweder über die deutsche Versandapotheke Mache oder über eine Vor-Ort-Apotheke aus dem Netzwerk von apotheken.de abwickeln wollen. Apotheken.de verfügt über ein Netzwerk von mehr als 6000 Apotheken in Deutschland. Die Teleclinic-Patienten konnten sich auf einer Karte die nächstgelegene für die Belieferung aussuchen. Das vom Arzt ausgestellte Privatrezept wurde dann dort hingeschickt.
Da diese Apotheken für die Teleclinic nun nicht mehr zur Verfügung stehen, hat die Teleclinic ein großes Problem. Mehrere Apotheker berichteten gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung, dass sie von ihren Kunden auf Mitteilungen der Teleclinic hingewiesen worden seien. Darin soll es heißen, dass es derzeit ein Problem mit der Schnittstelle zu den Apotheken gebe, an dem man derzeit arbeite. Und weiter: »Bis dahin können unsere Rezepte nur über unsere Online-Apotheke eingelöst werden.«
Die PZ hat bei Firmengründerin und CEO Katharina Jünger nachgefragt. Sie erklärt dazu: »Für die direkte Rezeptabwicklung bleibt derzeit nur die deutsche Versandapotheke Mache, die weiterhin mit uns zusammenarbeitet. Das ist schon sehr traurig, weil unsere Kunden die Apotheken brauchen. Aber wir arbeiten an neuen Lösungen.« Konkret sei geplant, dass sich die Patienten eine Apotheke aussuchen, diese solle dann per Mail kontaktiert und gefragt werde, ob sie das Rezept beliefern will.
»Der Apothekeninhaber erhält dann per Mail eine Benachrichtigung, dass ein Teleclinic-Patient sein Rezept, dass eine qualifizierte ärztliche Signatur trägt, gerne bei ihm einlösen möchte. Das ist für den Patienten aber auch für uns natürlich viel aufwendiger im Vergleich zu dem Mechanismus, den wir mit apotheken.de etabliert hatten«, so Jünger weiter.
Auf die Frage, ob die derzeit gelebte Verordnungspraxis nicht gegen das Zuweisungsverbot verstoße, erklärte Jünger: »Natürlich können Kunden weiterhin verlangen, dass sie ihr Rezept in der Apotheke vor Ort einlösen. Da wir derzeit aber keine Schnittstelle haben, müssen die Verordnungen allerdings in einem solchen Fall per Post an die Kunden verschickt werden.«
Erst kürzlich hatte es erneut heftige Kritik an der Übernahme der Teleclinic durch Zur Rose gegeben. Die Brandenburger Ärztekammer und die Landesapothekerkammer hatten in einem gemeinsamen Statement ihre Bedenken geäußert.