Tatsächliche Zahl der Todesopfer womöglich dreimal so hoch |
Laura Rudolph |
16.03.2022 11:30 Uhr |
Wissenschaftler haben bereits mehrfach versucht, die durch die Covid-19-Pandemie bedingte Übersterblichkeit abzuschätzen – meist geografisch und zeitlich begrenzt. Mit einer Schätzung für 187 Länder stellt die Publikation der Wochenzeitung »The Economist« die bisher einzige in Umfang und Zeitraum vergleichbare wissenschaftliche Arbeit zur jetzt veröffentlichten Studie dar, jedoch ohne Peer-Review.
Die Ergebnisse von Haidong und Kollegen sind nicht unumstritten. Auf Länderebene kommt »The Economist« zu teils stark abweichenden Werten für die Übersterblichkeit: In 129 von 187 Ländern wichen die Werte der beiden Publikationen um mindestens 25 Prozent voneinander ab, in 23 Ländern um mehr als 100 Prozent – tendenziell niedriger bei »The Economist«. Die Autoren schätzten beispielsweise 192.000 weniger Todesfälle für Mexiko, 140.000 weniger für die USA und 140.000 weniger für Peru. Dafür gingen sie von 1,07 Millionen zusätzlichen Todesopfern in Indien aus.
Trotz großer lokaler Abweichungen kommt der von »The Economist« ermittelte globale Gesamtwert der Covid-19-bedingten Übersterblichkeit mit 18,0 Millionen Toten in den Jahren 2020 und 2021 dem Schätzwert des Forscherteams um Haidong sehr nahe.
Gründe für diese große Differenz in der Anzahl gemeldeter Coronatoter und der Übersterblichkeit sehen Haidong und Kollegen etwa in schlechten Überwachungssystemen, geringeren Testkapazitäten sowie schlechtem Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen während der Pandemie. Sie unterstreichen die Notwendigkeit des Ausbaus der Erfassungssysteme, oftmals sei die Mortalitätsrate schließlich mit eine Grundlage für gesundheitspolitische Entscheidungen. In zukünftigen Arbeiten wollen die Forscher die Rolle von Störfaktoren genauer untersuchen und beleuchten, in wie vielen Fällen Covid-19 direkt und in wie vielen indirekte Pandemiefolgen zum Tod geführt haben.
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