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Covid-19-Pandemie

Tatsächliche Zahl der Todesopfer womöglich dreimal so hoch

Knapp sechs Millionen Menschen starben in den vergangenen beiden Pandemiejahren offiziell an Covid-19. Tatsächlich könnten es dreimal so viele gewesen sein, wie aus einer statistischen Modellierung von US-Forschern hervorgeht.
AutorKontaktLaura Rudolph
Datum 16.03.2022  11:30 Uhr

5,94 Millionen Tote – so viele Covid-19-Todesopfer meldeten die einzelnen Länder der Welt in Summe in den Jahren 2020 und 2021. Die tatsächliche Zahl könnte bei 18,2 Millionen liegen. So lautet die Schätzung eines Forscherteams um Professor Dr. Haidong Wang vom Institute for Health Metrics and Evaluation in Seattle. Es ermittelte die Übersterblichkeit in den beiden Pandemiejahren durch statistische Modellierungen. Zu welchen Teilen diese Übersterblichkeit jedoch auf die Erkrankung selbst und zu welchen Teilen auf indirekte Pandemiefolgen zurückzuführen ist, beantwortet die kürzlich in der Fachzeitschrift »The Lancet« veröffentlichte Studie nicht (DOI: 10.1016/S0140-6736(21)02796-3).

Die Modellierung zeigt erstmals eine wissenschaftlich begutachtete (Peer-reviewed), nahezu globale Schätzung der Covid-19-bedingten Übersterblichkeit für die Jahre 2020 und 2021. Die Übersterblichkeitsrate betrug weltweit etwa 120 pro 100.000 Einwohner, in 21 Ländern sogar mehr als 300. Die höchste geschätzte Übersterblichkeitsrate wies Bolivien mit etwa 734 pro 100.000 Einwohner auf, während für Irland (12,5) und Norwegen (7,2) sehr niedrige Raten zu verzeichnen waren. Negative Übersterblichkeitsraten gab es etwa in Australien (-37,6), Neuseeland (-9,3) oder Island (-47,8).  Mit 120,5 pro 100.000 Einwohner lag Deutschland im Durchschnitt. 

Absolute war die Übersterblichkeit in Indien mit 4,07 Millionen kumulativ gezählten Coronatoten am höchsten gefolgt von den USA (1,13 Millionen) und Russland (1,07 Millionen). Zusammen mit Mexiko (798.000), Brasilien (792.000) und Indonesien (736.000) machten diese sieben Länder mehr als die Hälfte der Todesopfer weltweit aus. Unter diesen Ländern verzeichnete Russland mit 374 Toten pro 100.000 Einwohner die höchste Covid-19-bedingte Übersterblichkeitsrate.

Die Forscherinnen und Forscher modellierten Werte für 191 Länder und 252 subnationale Gebiete wie Bundesländer. Dafür analysierten sie Datenbanksätze zur Gesamtsterblichkeit für 74 Länder und 266 subnationale Gebiete aus den beiden Pandemiejahren 2020 und 2021 sowie bis zu elf Jahren davor. Ihr Modell erlaubte ihnen zudem Schätzungen für Regionen, für die keine Daten vorlagen. Die Covid-19-bedingte Übersterblichkeit berechneten sie, indem sie von der Gesamtsterblichkeit die Todesfälle abzogen, die statistisch zu erwarten gewesen wären.

Das Schätzmodell im Kontext

Wissenschaftler haben bereits mehrfach versucht, die durch die Covid-19-Pandemie bedingte Übersterblichkeit abzuschätzen – meist geografisch und zeitlich begrenzt. Mit einer Schätzung für 187 Länder stellt die Publikation der Wochenzeitung »The Economist« die bisher einzige in Umfang und Zeitraum vergleichbare wissenschaftliche Arbeit zur jetzt veröffentlichten Studie dar, jedoch ohne Peer-Review.

Die Ergebnisse von Haidong und Kollegen sind nicht unumstritten. Auf Länderebene kommt »The Economist« zu teils stark abweichenden Werten für die Übersterblichkeit: In 129 von 187 Ländern wichen die Werte der beiden Publikationen um mindestens 25 Prozent voneinander ab, in 23 Ländern um mehr als 100 Prozent – tendenziell niedriger bei »The Economist«. Die Autoren schätzten beispielsweise 192.000 weniger Todesfälle für Mexiko, 140.000 weniger für die USA und 140.000 weniger für Peru. Dafür gingen sie von 1,07 Millionen zusätzlichen Todesopfern in Indien aus. 

Trotz großer lokaler Abweichungen kommt der von »The Economist« ermittelte globale Gesamtwert der Covid-19-bedingten Übersterblichkeit mit 18,0 Millionen Toten in den Jahren 2020 und 2021 dem Schätzwert des Forscherteams um Haidong sehr nahe.

Gründe für diese große Differenz in der Anzahl gemeldeter Coronatoter und der Übersterblichkeit sehen Haidong und Kollegen etwa in schlechten Überwachungssystemen, geringeren Testkapazitäten sowie schlechtem Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen während der Pandemie. Sie unterstreichen die Notwendigkeit des Ausbaus der Erfassungssysteme, oftmals sei die Mortalitätsrate schließlich mit eine Grundlage für gesundheitspolitische Entscheidungen. In zukünftigen Arbeiten wollen die Forscher die Rolle von Störfaktoren genauer untersuchen und beleuchten, in wie vielen Fällen Covid-19 direkt und in wie vielen indirekte Pandemiefolgen zum Tod geführt haben.

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