Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign

WHO-Expertengremium
-
Talk ist »wahrscheinlich krebserregend«

Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Talk als »wahrscheinlich krebserregend« eingestuft. Der pulverförmige Hilfsstoff wird unter anderem in Hautpudern und als Schmiermittel bei der Tablettenherstellung verwendet.
AutorKontaktAnnette Rößler
Datum 23.08.2024  16:20 Uhr

Persönliches Krebsrisiko abhängig von vielen Faktoren

Unter dem Strich halten die WHO-Experten die Evidenz für ausreichend, dass Talk folgende Krebsarten verursacht: Mesotheliom (Weichteilgewebetumor, der häufig im Brustfell nach Asbestexposition auftritt) sowie Krebs der Lunge, des Kehlkopfs und der Eierstöcke. Außerdem gebe es begrenzte Evidenz für ein erhöhtes Rachen-, Magen- und Darmkrebsrisiko durch Talk.

Der Krebsinformationsdienst weist aber darauf hin, dass das persönliche Krebsrisiko für den Einzelnen trotz dieser Einstufung nicht zwangsläufig erhöht sein muss. Denn dieses hänge von vielen Faktoren ab. Mit Blick auf die Exposition von krebserregenden oder wahrscheinlich krebserregenden Substanzen komme es beispielsweise auch darauf an, wie ein Mensch mit dem Stoff in Kontakt kommt – ob er ihn also einatmet, schluckt oder berührt – und wie häufig beziehungsweise stark der Kontakt war oder ist.

Dies unterstreicht auch Dr. Rolf Daniels, Professor i. R. für Pharmazeutische Technologie an der Universität Tübingen, im Gespräch mit der PZ. »Meines Erachtens gilt es, sehr verantwortungsvoll mit dieser Information umzugehen und nicht das Kind mit dem Bade auszuschütten. Der Nutzen eines Arzneimittels wird nach meiner Einschätzung das Risiko, das von Talkum ausgeht, immer um ein Vielfaches übersteigen«, sagt er mit Blick auf die Verwendung von Talk als Hilfsstoff in Fertigarzneimitteln.

Talk sei in mehreren Tausend Fertigarzneimitteln enthalten, überwiegend Filmtabletten, in denen es als sogenanntes Gegenklebemittel eingesetzt werde, um beim Überziehen ein Zusammenkleben der Kerne zu verhindern. Der Hilfsstoff sei in dieser Funktion nur in Ausnahmefällen eventuell durch Glycerolmonostearat oder (silikonisiertes) Silika zu ersetzen. »Entsprechende Versuche mit ungewissem Ausgang inklusive zugehöriger Stabilitätsstudien stehen nach meinem Dafürhalten aber in keinem Verhältnis zu einer möglichen Risikominderung«, stellt Daniels klar.

»Ich selbst würde mir wünschen, dass die Neubewertung von Talk keine Auswirkung auf die Verwendung in Arzneimitteln oder zumindest in Filmtabletten hat«, sagt der Technologe. »Zum einen geben die Daten, die der Einschätzung zugrunde liegen, überhaupt keine Information dazu her, wie sich Talk verhält, wenn er in einem Filmüberzug mit Polymeren verarbeitet ist. Zum anderen sind die Mengen äußerst gering und es wäre meines Erachtens eine Nutzen-Risiko-Bewertung des gesamten Arzneimittels – auch des Arzneistoffes – vorzunehmen, bevor dieser Hilfsstoff mit großem Aufwand vermieden wird.«

Es sei zu befürchten, dass bei zahlreichen Patienten die Adhärenz leide, wenn der Hilfsstoff Talk »verunglimpft« werde. Denn die Patienten könnten die Information, dass Talk jetzt als wahrscheinlich krebserregend gilt, nicht bewerten. Aus der Liste der sonstigen Bestandteile eines Arzneimittels gehe lediglich hervor, ob Talk enthalten ist, aber nicht in welcher Menge.

Das Ausmaß der Exposition spielt aber, wie auch der Krebsinformationsdienst betont, eine entscheidende Rolle für das tatsächliche persönliche Risiko. Das gilt für alle potenziell schädlichen Stoffe. »Man stelle sich nur einmal vor, was es für einen Aufschrei von Konsumenten und Erzeugern geben würde, wenn man erwägen würde, rotes Fleisch als ›wahrscheinlich krebserregend‹ zu kennzeichnen«, zieht Daniels einen Vergleich.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa