Talk ist »wahrscheinlich krebserregend« |
Annette Rößler |
23.08.2024 16:20 Uhr |
Asbesthaltiger Talk wurde von der IARC bereits 2009 als »krebserregend« (IARC-Gruppe 1) eingestuft. In der aktuellen Bewertung sollte es ausschließlich um asbestfreien Talk gehen, allerdings stellte eine mögliche Verunreinigung mit Asbest, die nicht sicher ausgeschlossen werden konnte, laut einer Pressemitteilung der IARC ein Problem vieler Studien dar.
Schließlich stufte das Expertengremium Talk nun als »wahrscheinlich krebserregend« und damit in die Gruppe 2A ein. Das bedeutet, dass es für ein Krebsrisiko zwar nur begrenzte Beweise beim Menschen, aber ausreichende Beweise aus Tierversuchen gibt. Damit steht Talk jetzt auf einer Stufe mit rotem Fleisch, wie der Krebsinformationsdienst vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) veranschaulicht.
In der Pharmazeutischen Technologie wird Talk als sogenanntes Gegenklebemittel bei der Herstellung von Filmtabletten verwendet. / Foto: Adobe Stock/Bogdan
Als begrenzten Beweis für eine von Talk ausgehende Krebsgefahr wertete die IARC, dass Frauen, die talkhaltige Intimpuder angewendet hatten, in Beobachtungsstudien häufiger an Eierstockkrebs erkrankten als Frauen, die das nicht getan hatten. Allerdings gab es dabei das schon erwähnte Problem der möglichen Asbestkontamination; zudem hatten die Teilnehmerinnen mit und ohne Krebs unterschiedliche Angaben dazu gemacht, wie sie das Puder verwendet hatten. Auch eine erhöhte Rate von Eierstockkrebs bei Frauen mit beruflicher Talkexposition in der Zellstoff- und Papierindustrie zählte laut IARC lediglich als begrenzter Beweis, da nicht sicher ausgeschlossen werden konnte, dass die Frauen nicht auch gleichzeitig Asbest ausgesetzt waren.
Ausreichende Beweise aus Tierversuchen sind laut IARC, dass bei Tieren, die mit Talk behandelt wurden, gehäuft ungewöhnliche und seltene Tumoren auftraten. Diese Studien seien ebenso qualitativ hochwertig gewesen wie Versuche mit Zellkulturen, in denen gezeigt wurde, dass Talk prinzipiell wesentliche Merkmale eines Karzinogens aufweist: Es verursacht chronische Entzündungen und verändert die Proliferation, den Tod oder die Nährstoffversorgung von Zellen. Die IARC weist darauf hin, dass eine Asbestkontamination des getesteten Talks in diesen Studien höchst unwahrscheinlich gewesen sei.