Subkutane Pumpentherapie bei Parkinson |
Annette Rößler |
02.01.2024 17:00 Uhr |
Lässt die Wirksamkeit der Medikation nach, haben Parkinson-Patienten große Schwierigkeiten mit der Feinmotorik. / Foto: Getty Images/Olivier Truan Photography
Levodopa in Kombination mit einem Dopa-Decarboxylase-Hemmer wie Carbidopa oder Benserazid ist die Standardtherapie für Patienten mit Parkinson-Krankheit. Im Verlauf der Therapie lässt die Wirksamkeit jedoch nach und es kommt zu sogenannten Wirkfluktuationen, bei denen sich am Ende eines Dosisintervalls Phasen mit guter Wirksamkeit (On) mit solchen schlechter Wirksamkeit (Off) abwechseln. Therapeutisch lässt sich unter anderem mit einer Umstellung von der oralen Levodopa-Gabe auf eine parenterale gegensteuern, weil damit konstantere Wirkspiegel erreicht werden.
Bislang stehen hierfür Intestinalgele mit Levocopa/Carbidopa (Duodopa®, Abbvie) beziehungsweise Levodopa/Entacapon/Carbidopa (Lecigon®, Stada) zur Verfügung, die über eine Sonde direkt in den Dünndarm gegeben werden. Im Dezember neu hinzugekommen ist Produodopa® (Abbvie), eine Lösung zur subkutanen Infusion. Sie wird wie die Gele kontinuierlich über 24 Stunden durch eine Pumpe infundiert, die der Patient bei sich trägt. Der Vorteil: Für das Legen der subkutanen Kanüle ist anders als bei den Jejunalsonden keine Operation erforderlich.
Produodopa enthält die Prodrugs Levodopa-Monophosphat (Foslevodopa) und Carbidopa-Monophosphat (Foscarbidopa) im Verhältnis 20:1. Die Phosphorylierung erhöht die Wasserlöslichkeit. In vivo werden die Phosphatreste abgespalten und die Wirkformen werden freigesetzt.
Das neue Therapeutikum darf angewendet werden bei Patienten mit fortgeschrittener Parkinson-Krankheit mit schweren motorischen Fluktuationen und Hyperkinesie oder Dyskinesie, wenn verfügbare Kombinationen von Antiparkinsonmitteln nicht zu zufriedenstellenden Ergebnissen geführt haben. Die Dosierung wird individuell festgelegt. Die subkutane Infusion erfolgt vorzugsweise in den Bauchraum, wobei die Infusionsstelle regelmäßig zu wechseln ist und ein Abstand von 5 cm vom Bauchnabel eingehalten werden muss.
Als Beleg für die Wirksamkeit von Produodopa diente unter anderem eine zwölfwöchige Phase-III-Studie, in der das neue Präparat direkt mit oral verabreichten Levodopa/Carbidopa-Tabletten (nicht retardiert) verglichen wurde. 74 Probanden erhielten Produodopa-Verum plus Placebo-Tabletten und 67 Probanden erhielten Infusions-Placebo plus Verum-Tabletten. Das Ergebnis: Produodopa war bezüglich der Verlängerung der On-Zeit ohne störende Dyskinesie (plus 2,72 Stunden versus plus 0,97 Stunden) und Verkürzung der Off-Zeit (minus 3,41 Stunden versus minus 0,93 Stunden) statistisch signifikant überlegen.
Die häufigsten Nebenwirkungen in allen Phase-III-Studien waren Reaktionen und Infektionen an der Infusionsstelle, Halluzinationen, Stürze und Angstzustände.