Stiftung Warentest rät zur Apotheke in der Nähe der Arztpraxis |
Daniela Hüttemann |
25.07.2023 15:00 Uhr |
85 Präparate mit 29 antibiotischen Wirkstoffen hat Stiftung Warentest formell auf ihre Eignung bei Infekten bewertet. / Foto: Stiftung Warentest/Ralph Kaiser
Die Lieferschwierigkeiten bei Antibiotika vor allem in kindgerechter Form halten an. Auch Stiftung Warentest thematisiert das Problem in der aktuellen Ausgabe seiner Zeitschrift »Test« und auf ihrer Website www.test.de. Die Stiftung verweist darauf, dass die Apotheke verpflichtet sei, Eltern zu helfen und rät dazu, am besten persönlich in der Apotheke vor Ort um Rat zu fragen, etwa in einer, die in der Nähe der verordnenden Arztpraxis liegt. » Oft wissen Kinderärztinnen und Kinderärzte, welche Antibiotika die Apotheke gerade da hat und berücksichtigen dies direkt beim Verordnen«, schreibt Warentest.
Gleichwohl ist den Verbraucherschützern bekannt, dass auch die nächst gelegene Apotheke nicht immer alles vorrätig haben kann und nennt die weiteren Möglichkeiten. Zum Beispiel dürfen Apotheken Antibiotika-Säfte importieren oder können dem Arzt ein alternatives, geeignetes, lieferfähiges Antibiotikum vorschlagen. Hier verweist Warentest sogar auf die von den medizinischen Fachgesellschaften und der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände erarbeiteten Austausch-Empfehlungen. Dritte Möglichkeit ist die Herstellung als Rezeptur. Als Expertin zitiert Warentest Apothekerin Silke Laubscher, Mitglied im Geschäftsführenden Vorstand der ABDA und Vizepräsidentin der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg.
Apotheken kennen diese Möglichkeiten natürlich und nutzen sie nach Kräften. Die Patienten beziehungsweise deren Eltern scheinen sie aber nicht alle zu kennen, wie aus dem Artikel hervorgeht – obwohl das Problem bereits seit Monaten besteht. Warentest rät Eltern daher hartnäckig zu sein und bei Nicht-Verfügbarkeit aktiv nach Import, Rezeptur oder einer Alternative zu fragen.
Neben den Lieferengpässen thematisiert der Artikel auch den rationalen Einsatz von Antibiotika. Denn ebenfalls immer noch nicht ausreichend bekannt ist der Bevölkerung, dass eine Antibiotika-Verordnung bei vielen herkömmlichen Infekten nicht nötig ist.
Zudem hat Warentest 29 antibiotische Wirkstoffe (insgesamt 85 Präparate) auf ihre Eignung (Wirksamkeit und Nutzen-Risiko-Verhältnis) bei verschiedenen bakteriellen Infektionen formell bewertet. Fazit: Die meisten häufig verordneten Antibiotika seien zum Einsatz bei Erkrankungen wie Mandel-, Blasen- oder Lungenentzündung geeignet.
Bestimmte Breitband-Antibiotika wie verschiedene Cephalosporine, Makrolide und Tetrazykline empfiehlt die Stiftung dagegen nur bei Erkrankungen, die nicht anders behandelbar sind. Das ist nichts Neues und leitlinienkonform. Zudem weist Warentest seine Leser darauf hin, dass Fluorchinolone nur noch bei ernsten Infektionen verordnet werden sollen und rät: »Wenn Sie einen Wirkstoff mit der Endung -floxacin bekommen, fragen Sie nach, ob er wirklich nötig ist.«