Bis ein frisch gestochenes Tattoo vollständig abgeheilt ist, dauert es meist vier bis sechs Wochen. So lange sollte es gepflegt werden, mindestens aber die ersten zwei Wochen. / Foto: Getty Images/Liudmila Chernetska
Tattoos sind in. Mittlerweile trägt jeder fünfte Deutsche ein solches, wie Umfragen zeigen. Dem Trend tut auch eine EU-weite Chemikalienverordnung keinen Abbruch – seit Anfang vergangenen Jahres sind rund 4000 Chemikalien in Tattoo-Farben aufgrund ihrer potenziellen Gesundheitsgefährdung oder ihrer nicht ausreichenden Erforschung verboten worden. Seit Januar 2023 dürfen auch die Farbstoffe »Pigment Blue 15:3« und »Pigment Green 7« nicht mehr in Tätowiermitteln verwendet werden – sodass im Grund nur noch die Farben Schwarz, Weiß und Grau übrigbleiben. Kein Wunder, dass zarte Blüten und Blätterranken, Libellen oder Bienen im Single-Line-Style auf der Beleibtheitsskala derzeit vorne liegen. Ja, die Motivwahl hat sich geändert: Großflächige Blackout-Tattoos sind in der Wunschliste witzigen Mini-Emojis, Naturmotiven bis hin zu kleinen Wörtern oder Zahlen, die eine individuelle Bedeutung haben, gewichen.
Auch wenn die Hersteller bedenkenlose neue Farbpigmente angekündigt haben: Bei jeder Tätowierung wird der Haut Schaden zugefügt. Immerhin werden mit speziell vibrierenden Nadeln Farbpigmente durch die Epidermis hindurch in die zweite Hautschicht, in die Dermis, eingestochen. Je nach Motiv und Größe der betroffenen Hautareale kommen 800 bis 7500 Nadelstiche pro Minute zusammen. Ein frisches Tattoo ist deshalb als Wunde zu betrachten. Die Nachsorge sollte deshalb ganz im Zeichen der Wundheilung und der Vermeidung von Infektionen stehen.
Nach dem Stechen eines Tattoos tritt Wundsekret und Farbe aus der Wunde aus, vergleichbar einer Schürfwunde oder Verbrennung. Steriles und luftdurchlässiges Verbandsmaterial hilft, das Wundsekret aufzufangen. Überdies schützt es die Wunde an mechanisch beanspruchten Stellen oder vor Kontakt mit Kleidung. Steriles Verbandsmaterial ist Frischhaltefolie, mit der Tätowierer die frischen Tattoos abdecken, vorzuziehen. Denn unter der Folie stauen sich Feuchtigkeit und Wärme, es entsteht eine feuchte Wundkammer. Das ist auch der Grund, warum Tätowierer dazu raten, die Folie bereits nach ein bis drei Stunden abzunehmen und das frische Tattoo zu reinigen.
Der Verband verbleibt dagegen erst einmal auf dem Tattoo, bevor er etwa nach einem halben bis ganzen Tag gewechselt wird. Die Wunde sollte dann vorsichtig mit lauwarmem Wasser und pH-neutraler Seife (wie Eubos® Sensitive Pflege Waschemulsion, Eucerin® pH5 protectiv Waschlotion) gereinigt werden. In jedem Fall ist der Kontakt mit der bloßen Hand und auch mit einem Waschlappen zu vermeiden. Das würde die Infektionsgefahr erhöhen. Danach wird das Tattoo mit einem fusselfreien Baumwoll- oder Leinentuch vorsichtig trocken getupft.
Jetzt gibt es im Prinzip zwei Verfahrensweisen. Für die trockene Heilung wird die Wunde unbedeckt gelassen. Das Tattoo wird lediglich ein- bis zweimal täglich eingecremt, damit die sich bildende Kruste nicht zu hart wird und eventuell durch Bewegung aufreißt. Für eine feuchte Wundheilung versorgt man das Tattoo mit selbstklebenden und flexiblen Folienverbänden oder hydroaktiven Wundauflagen. Darauf achten, möglichst keine Folien mit Polyacrylatklebstoff zu verwenden; diese können bei dafür sensiblen Personen allergische Reaktionen auslösen. Nach zwei bis fünf Tagen Tragedauer wird der Verband abgenommen und dann drei- bis fünfmal täglich gecremt.
Eine O/W-Emulsion oder eine nicht zu öllastigen W/O-Creme hält die Wunde geschmeidig. Hautärzte empfehlen (Dex-)Panthenol-haltige Salben (wie Bepanthen® Wund- und Heilsalbe, Panthenol-Salbe ratiopharm), weil sie die Wundheilung und die Erneuerung von verletztem Gewebe unterstützen. Um Infektionen zu vermeiden, ist es auch möglich, von Beginn an antiseptisch wirkende Substanzen wie Chlorhexidin (wie Bepanthen® antiseptische Wundcreme), Octenidin (wie Octenisept® Gel) oder ein Lokalantibiotikum wie Tyrotricin (Tyrosur® Gel) einzusetzen. Deren Grundlagen sind meist nur wenig fettend beziehungsweise die Gele gänzlich fettfrei. Sie reduzieren den durch den Heilungsprozess entstehenden Juckreiz und versorgen die Wunde optimal mit Feuchtigkeit. Treten Infektionsanzeichen, aber auch Allergien, Lymphknotenschwellungen oder Knötchen auf, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.
Vaseline, Melkfett oder Zubereitungen mit Zink oder Lebertran sind nicht geeignet, weil sie zu fett sind. Sie legen sich wie ein Film über die Haut. Diese kann nicht atmen, was der Wundheilung im Wege steht. Die Wundpflege sollte in jedem Fall frei von Duft- und Farbstoffen sein. Pflanzliche Zubereitungen, etwa aus Ringelblumen- und Kamillenextrakt oder Teebaumöl, sind wegen ihres potenziell allergisierenden Charakters kritisch zu sehen. Gleiches gilt für Spülungen mit Ethacridinlactat.
Wird das Tattoo regelmäßig eingecremt, bildet sich in der Regel kein Schorf, die Haut bleibt elastisch. Entsteht doch einmal eine Kruste, sollte nicht daran gekratzt werden, auch wenn es juckt. Sonst besteht die Gefahr, dass sich Narben bilden oder Farbe mit abgetragen wird. Bei konsequentem Cremen löst sich der Schorf irgendwann von selbst. Bei Juckreiz verschafft Kühlung Linderung, zum Beispiel mit einem eingewickelten Coolpack. Bis das Tattoo vollständig abgeheilt ist, dauert es meist vier bis sechs Wochen. So lange sollte es gepflegt werden, mindestens aber die ersten zwei Wochen. Achtung: Zu häufiges und zu dickes Auftragen einer eventuell zu fettlastigen Creme zieht Farbe aus dem Hautbild.
So manche Tattoo-Liebe hält nicht ewig; dann soll der Name oder das Geburtsdatum des Verflossenen möglichst schnell runter von der Haut. Doch spurlos lassen sich Tattoos meist nicht entfernen. Nicht ablative Laser wie Nd:YAG- oder Ruby-Laser, die zur Tattoo-Entfernung benutzt werden, hinterlassen zwar keine Narben. »Aber der Prozess ist absolut schmerzhaft – und viele der behandelten Patienten sagen, dass es sogar schmerzhafter ist als das Stechen des Tattoos selbst. Kühlung und Betäubung können die Beschwerden etwas lindern. Ein komplett rückstandsloses Entfernen ist nur selten möglich. Jeder, der sich ein Tattoo stechen lässt, sollte das bedenken«, sagte Professor Dr. Peter Arne Gerber, Dermatologe, bei einem Experten-Gespräch von Bayer Vital.
Wie funktioniert die Laserbehandlung? Man nutzt das Prinzip der selektiven Photothermolyse. Das Laserlicht ist spezifisch auf ein Chromophor, also das Tattoo-Pigment, ausgerichtet. Dieses nimmt die Energie auf und verwandelt sie in Wärme – die lokale Hitze zerstört das Farbpigment. Makrophagen können die »Trümmer« aufnehmen und über das Lymphsystem abtransportieren. Durch die entstehende Hitze verdampft auch Gewebswasser: Hautstellen, an denen das Tattoo gelasert wurde, werden dadurch aufgehellt, fast weißlich. Mehrere Sitzungen sind notwendig. Um das Risiko für Komplikationen gering zu halten, dürfen seit dem Jahr 2021 nur noch approbierte Ärzte Tattoos mit dem Laser entfernen. Anderen Berufsgruppen ist der Einsatz von Lasern zu kosmetischen Zwecken untersagt. Achtung: Kam es nach dem Stechen des Tattoos zu einer allergischen Reaktion, sollte das Tattoo später besser nicht durch Laser entfernt werden. Die große Menge freigesetzter Allergene könnte dabei erneut zu Symptomen führen und die Allergie weiter verstärkt werden.
Mit einer adäquaten Nachsorge kann die Wundheilung unterstützt werden – zwar vor allem bei ablativen Lasern, weil Hautschichten abgetragen werden, aber auch nach einer Tattoo-Entfernung, die ebenfalls mit oberflächlichen Hautschädigungen einhergehen kann, heißt es in der aktuellen S2k-Leitlinie »Lasertherapie der Haut«. Wurde früher weiße Vaseline zur Nachbehandlung von Laserwunden verwendet, sprechen sich die Leitlinienautoren nun für Dexpanthenol-haltige Externa aus. Verschiedene Vergleichsstudien belegen signifikante Vorteile in der Wundheilung.