Steigende Betriebskosten und eine drohende Reform |
Alexander Müller |
10.04.2024 12:15 Uhr |
Beim Parlamentarischen Abend der Baden-Württemberger Apotheken: ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening, LAK-Präsident Martin Braun, die CDU-Abgeordneten Diana Stöcker und Simone Borchardt sowie LAV-Präsidentin Tatjana Zambo. (v.l.n.r.) / Foto: LAV Baden-Württemberg
Die steigenden Umsätze der Apotheken aufgrund immer teurerer Arzneimittel dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Betriebsergebnisse rückläufig seien, warnte LAV-Präsidentin Tatjana Zambo. Die Ergebnisse seien 2023 auf durchschnittlich 147.000 Euro gefallen. Davon müsse der Inhaber noch die eigene Sozialversicherung komplett bezahlen sowie sämtliche Investitionen stemmen, zuletzt insbesondere im Bereich Digitalisierung.
Das habe zur Folge, dass bereits im vergangenen Jahr 11 Prozent der Apotheken ein negatives Betriebsergebnis hatten, so Zambo. Weitere 25 Prozent hatten demnach ein Ergebnis von unter 75.000 Euro. Diese Betriebe würden oft nur noch von den Inhabern weitergeführt, weil sie entweder auf eine verbesserte Situation hofften oder weil sie ihre Patienten nicht im Stich lassen wollten.
10 Prozent der Inhaberinnen und Inhaber seien heute älter als 70 Jahre – für eine Nachfolgersuche sieht Zambo daher schwarz: »Diese Apotheken sind unverkäuflich.« Die Konsequenz: »Wir drohen in den nächsten zehn Jahren ein Drittel der Apotheken zu verlieren.« Dabei sei die Apothekenzahl schon heute auf dem Niveau der 1980er-Jahre. »Leider befinden wir uns weiter im Sinkflug«, so Zambo. In Baden-Württemberg gab Ende 2023 gab es noch 2.211 Apotheken, im ersten Quartal 2024 sank die Zahl weiter auf 2.198.
Problematisch sind aus Sicht der LAV-Präsidentin vor allem die steigenden Kosten: Der erhöhte Kassenabschlag, rückläufige Einkaufskonditionen, Personalknappheit und die Inflation belasteten die Apotheken. Auf eine Anpassung der Rx-Vergütung warteten die Apotheken dagegen seit zwanzig Jahren. Im laufenden Jahr rechnet Zambo mit einem weiteren Anstieg der Betriebskosten um 17.000 bis 20.000 Euro pro Apotheke.
Die angekündigte Apothekenreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) lässt nicht nur weiter auf sich warten, sondern verspricht ebenfalls keine Besserung. Zwar sei in den bislang bekannten Eckpunkten zumindest ein kleiner Zuschlag für die Notdienste vorgesehen, doch statt der erhofften Honorarerhöhung plane das BMG eine neutrale Umverteilung, kritisierte die LAV-Präsidentin. Unter dem Strich könnte 2024 daher ein weiterer Verlust in rund fünfstelliger Höhe pro Betrieb drohen.
Bei diesen Belastungen sind die möglichen Folgen des Skonto-Urteils des Bundesgerichtshofs (BGH) noch gar nicht enthalten. Zambo fordert von der Regierung umgehend eine Anpassung der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV), sodass Skonti von der Rabattgrenze ausgenommen werden. »Das kostet das System kein Geld«, so die LAV-Präsidentin. Andernfalls könnten die Apotheken zusätzlich 20.000 bis 25.000 Euro verlieren.