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Häufige Arzneistoffe

Steckbrief Metoclopramid

Metoclopramid (MCP) war wohl das beliebteste Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen, bis bestimmte flüssige Zubereitungen 2014 vom deutschen Markt verschwanden. Auch in anderen Darreichungsformen beziehungsweise Dosierungen wird MCP aber nach wie vor häufig eingesetzt.
AutorKontaktKerstin A. Gräfe
Datum 10.11.2021  07:00 Uhr

Was ist das Einsatzgebiet von Metoclopramid?

Metoclopramid (Paspertin® und Generika) ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Antiemetika. Er wird bei Erwachsenen eingesetzt zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen, einschließlich bei akuter Migräne. In dieser Indikation kann MCP in Kombination mit oralen Schmerzmitteln eingenommen werden, um die Resorption des Analgetikums zu fördern (zum Beispiel Migraeflux® und Migränerton®). Des Weiteren kommt MCP zur Prophylaxe von Übelkeit und Erbrechen nach Operationen sowie Chemo- oder Strahlentherapie zur Anwendung.

Bei Kindern ist das Antiemetikum lediglich Mittel der zweiten Wahl zur Vorbeugung von postoperativem oder verzögertem Chemotherapie-induziertem Erbrechen.

Wie wirkt Metoclopramid?

MCP greift an mehreren Targets an. Zentral wirkt die Substanz als Antagonist an Dopamin-(D2)- und 5-HT3-Rezeptoren. Daraus resultiert ein antiemetischer Effekt, da die Weiterleitung von neuronalen Reizen aus der Chemorezeptoren-Triggerzone an das Brechzentrum unterbunden wird. Peripher ist MCP zudem ein Agonist an 5-HT4-Rezeptoren sowie ein Antagonist an Dopamin-(D2)-Rezeptoren. Indirekt wird so die Magen-Darm-Peristaltik angeregt und die Magenentleerung beschleunigt.

Wie wird Metoclopramid dosiert?

Verfügbar sind MCP-Präparate in Tabletten-, Kapsel- oder Tropfenform sowie als Injektionslösung. Erwachsene nehmen zur Therapie und Prophylaxe ein- bis dreimal täglich 10 mg Metoclopramid (bei Retardformen 15 mg) ein. Die maximale Tagesdosis beträgt 30 mg oder 0,5 mg/kg Körpergewicht.

Bei Kindern und Jugendlichen im Alter von ein bis 18 Jahren wird nach Körpergewicht dosiert. Die empfohlene Dosis beträgt 0,1 bis 0,15 mg/kg Körpergewicht. Sie kann bis zu dreimal täglich gegeben werden. Die maximale Dosis innerhalb von 24 Stunden ist 0,5 mg/kg Körpergewicht.

Die Therapiedauer ist auf höchstens fünf Tage begrenzt. Zwischen den Anwendungszeitpunkten sollten mindestens sechs Stunden liegen.

Bei Patienten mit einer Nierenerkrankung im Endstadium (Kreatinin-Clearance ≤ 15 ml/min) sollte die Tagesdosis um 75 Prozent reduziert werden, bei Patienten mit mäßiger bis schwerer Beeinträchtigung (Kreatinin-Clearance 15 bis 60 ml/min) um 50 Prozent. Gleiches gilt für Patienten mit schwerer Leberfunktionsbeeinträchtigung.

Welche Gegenanzeigen gilt es zu beachten?

MCP ist bei Kindern unter einem Jahr kontraindiziert. Gleiches gilt für die Kombination mit Levodopa oder dopaminergen Agonisten. Ebenfalls nicht angewendet werden darf das Antiemetikum bei Patienten mit gastrointestinalen Blutungen, Phäochromozytom (Catecholamin-freisetzender Tumor des Nebennierenmarks), prolaktinabhängigem Tumor sowie mit Epilepsie oder Morbus Parkinson. Tabu ist der Wirkstoff unter anderem auch für Patienten mit Spätdyskinesie oder Methämoglobinämie in der Anamnese.

Welche Nebenwirkungen kann Metoclopramid haben?

Metoclopramid kann Schläfrigkeit, Bewusstseinsstörungen, Verwirrtheit und Halluzinationen verursachen. Besonders bei Kindern und jungen Erwachsenen und/oder bei der Anwendung hoher Dosierungen kann es zu extrapyramidalen Symptomen wie Dystonie, Dyskinesie, Parkinson-Syndrom und Akathisie (Bewegungsunruhe) kommen. Diese Reaktionen treten normalerweise zu Beginn der Behandlung auf und können selbst nach nur einer einzigen Gabe vorkommen.

Dürfen Schwangere und Stillende Metoclopramid anwenden?

MCP kann während der Schwangerschaft angewendet werden. Am Ende der Schwangerschaft sollte die Gabe vermieden werden, da ein extrapyramidales Syndrom beim Neugeborenen nicht ausgeschlossen werden kann. Sollte MCP zu diesem Zeitpunkt dennoch angewendet werden, muss eine neonatale Überwachung erfolgen. Die Anwendung während der Stillzeit wird nicht empfohlen.

Welche Wechselwirkungen sind möglich?

Alkohol sollte während der MCP-Einnahme vermieden werden. Aufgrund der prokinetischen Wirkung des Antiemetikums kann sich die Resorption bestimmter Arzneimittel verändern, unter anderem von oralen Kontrazeptiva (zusätzliche empfängnisverhütende Maßnahmen werden empfohlen), Cimetidin, Paracetamol, verschiedenen Antibiotika und Lithium.

Anticholinergika sowie Morphinderivate und Metoclopramid antagonisieren sich in ihrer Wirkung auf die gastrointestinale Motilität. Die Wirkung zentral dämpfender Arzneimittel wird durch MCP verstärkt. Zudem kann Metoclopramid das Auftreten von extrapyramidalen Erkrankungen bei gleichzeitiger Anwendung mit Neuroleptika begünstigen. Die Anwendung von MCP mit serotonergen Arzneimitteln wie SSRI kann das Risiko für das Auftreten eines Serotonin-Syndroms erhöhen.

MCP-Spiegel können bei gleichzeitiger Anwendung mit starken CYP2D6-Hemmern wie Fluoxetin und Paroxetin ansteigen. Zwar ist die klinische Signifikanz unklar, die Patienten sollten dennoch hinsichtlich Nebenwirkungen beobachtet werden.

Aus für MCP-Präparate?

Apotheker erinnern sich noch gut an die Rückrufaktion im Jahr 2014. Quasi über Nacht verschwanden alle in Deutschland erhältlichen, oralen flüssigen Zubereitungen mit MCP aus den Regalen. Grund war eine Entscheidung der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA: Sie widerrief die Zulassung sämtlicher Metoclopramid-haltiger Fertigarzneimittel in Tropfenform, die eine höhere Konzentration als 1 mg/ml enthielten. Demnach waren alle in Deutschland zugelassenen Präparate mit 4 beziehungsweise 5 mg/ml nach den neuen Vorgaben zu hoch dosiert.

Basis der EMA-Entscheidung war ein Risikobewertungsverfahren, das das bereits bekannte Risiko für extrapyramidal-motorische Störungen bestätigte. Infolgedessen schränkte die EMA nicht nur die zulässige Höchstkonzentration, sondern auch die Indikationsgebiete und die Therapiedauer des Wirkstoffs ein. Um einem drohenden Versorgungsengpass vorzubeugen, stellte das DAC/NRF kurzfristig einen MCP-Rezepturhinweis zur Verfügung. Im August 2015 kamen dann die ersten oralen MCP-Liquida mit einer Dosierung von 1 mg/ml in Deutschland auf den Markt.

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