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Häufige Arzneistoffe

Steckbrief Amilorid

Amilorid ist ein kaliumsparendes Diuretikum, das zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzinsuffizienz eingesetzt wird. In erster Linie ist der Wirkstoff ein Kaliumsparer und kein Diuretikum. Amilorid wird daher immer mit einem weiteren Diuretikum kombiniert.
Kerstin A. Gräfe
15.11.2023  07:00 Uhr

Wie wirkt Amilorid?

Amilorid gehört zu den kaliumsparenden Diuretika und dort in die Gruppe der Cycloamidin-Derivate. Der Wirkstoff blockiert im spätdistalen Tubulus und Sammelrohr den epithelialen Natriumkanal (ENaC), der für die Wiederaufnahme von Natrium aus dem Primärharn verantwortlich ist. Dabei erfolgt die Rückresorption von Natrium im Austausch gegen Kalium. Durch die Hemmung des Kanals wird die Ausscheidung von Kalium signifikant reduziert, die von Natrium und Wasser hingegen mäßig erhöht.

Amilorid wird grundsätzlich mit einem weiteren Diuretikum kombiniert, in der Regel mit einem Thiazid oder Schleifendiuretikum. Häufigster Kombinationspartner ist Hydrochlorothiazid (HCT).

Was ist das Einsatzgebiet von Amilorid?

Amilorid wird überwiegend zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzinsuffizienz (bei kardial bedingten Ödemen) eingesetzt.

Wie wird Amilorid dosiert?

Die Dosierung erfolgt individuell und abhängig vom Behandlungsziel. In der Indikation Hypertonie beträgt die empfohlene Dosis 2,5 mg Amilorid (zum Beispiel kombiniert mit 25 mg HCT) für Erwachsene und Jugendliche mit einem Körpergewicht über 50 kg. Bei kardial bedingten Ödemen werden täglich 2,5 mg bis 5 mg Amilorid (zum Beispiel kombiniert mit 25 mg beziehungsweise 50 mg HCT) empfohlen. Die Tabletten sind unzerkaut mit etwas Flüssigkeit nach den Mahlzeiten einzunehmen. Zur Blutdrucksenkung sollten sie vorzugsweise morgens beziehungsweise in Einzeldosen über den Tag verteilt eingenommen werden.

Wann darf Amilorid nicht eingesetzt werden?

Amilorid ist kontraindiziert bei schweren Nieren- und Leberfunktionsstörungen sowie bei verringerter Harnausscheidung (Anurie). Gegenanzeigen sind auch Störungen des Elektrolythaushalts wie Hyperkaliämie, therapieresistente Hypokaliämie, Hypercalcämie, Hyponatriämie und Hypovolämie. Weitere Kontraindikationen sind Schwangerschaft und Stillzeit.

Welche Nebenwirkungen kann Amilorid haben?

Kaliumsparende Diuretika können prinzipiell zu einer Hyperkaliämie führen. Als Begleiterscheinungen können Müdigkeit, Schwächegefühl, Verwirrtheitszustände, Missempfindungen sowie eine starke Verminderung der Herzfrequenz oder andere Herzrhythmusstörungen auftreten. Zudem kann es zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Diarrhö sowie gelegentlich Obstipation kommen. Weitere unerwünschte Wirkungen sind eine stoffwechselbedingte Übersäuerung des Blutes (metabolische Azidose), Exantheme der Haut und Phototoxizität.

Was ist in Sachen Wechselwirkungen bei Amilorid zu beachten?

Wegen der generellen Gefahr einer Hyperkaliämie sollte die gleichzeitige Gabe von ACE-Hemmern, Sartanen, Kaliumpräparaten und anderen kaliumsparenden Arzneimitteln vermieden werden. Bei zusätzlicher Einnahme von ACE-Hemmern besteht das Risiko eines massiven Blutdruckabfalls. Amilorid sollte daher zwei bis drei Tage vor Beginn einer solchen Therapie abgesetzt werden.

Die blutdrucksenkende Wirkung von Amilorid wird verstärkt durch andere Diuretika, blutdrucksenkende Arzneimittel, Barbiturate, Phenothiazine, trizyklische Antidepressiva und Alkoholgenuss. Zudem bestehen diverse Wechselwirkungen mit Salicylaten und anderen nicht steroidalen Antirheumatika. Diese können einerseits die blutdrucksenkende Wirkung von Amilorid vermindern; andererseits kann die toxische Wirkung der Salicylate auf das zentrale Nervensystem bei hohen Amiloriddosen verstärkt sein. Amilorid kann die Wirkung von Herzglykosiden und oralen Antidiabetika herabsetzen.

Was gibt es sonst noch Wissenswertes zu Amilorid?

Die Hemmung des epithelialen Natriumkanals (ENaC) wird als therapeutischer Ansatz auch bei Mukoviszidose getestet (»Cochrane Database of Systematic Reviews« 2014, DOI: 10.1002/14651858.CD005087.pub4). Die Rationale dahinter: ENaC ist der Gegenspieler des Ionenkanals CFTR, der bei Patienten mit Mukoviszidose fehlt oder funktionseingeschränkt ist. Man erhofft sich, durch eine Hemmung des ENaC bei Mukoviszidose-Patienten den gesunden Salz-Wasser-Haushalt nachzustellen. Der Ansatz hätte den Vorteil, dass er unabhängig von den vorliegenden CFTR-Mutationen ist und so bei allen Mukoviszidose-Patienten eingesetzt werden könnte. Denkbar wäre auch, dass man ENaC-Hemmer als Wirkverstärker von CFTR-Modulatoren einsetzen könnte. Bisherige Studien mit Amilorid und weiteren Kandidaten wie ION-827359 und BI 1265162 verliefen allerdings erfolglos.

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