Pharmazeutische Zeitung online
Herz-Operation

Statine schützen nicht vor Komplikationen

Eine prophylaktische Kurzzeittherapie mit hoch dosierten Statinen ist keine Option, die im Fall einer Herz-Operation vor postoperativen Komplikationen schützt. Das zeigt ein aktualisierter Cochrane-Review.
PZ
28.10.2024  10:00 Uhr

Bis zu 60 Prozent der Patienten entwickeln nach einem Eingriff am Herzen ein sogenanntes postoperatives Vorhofflimmern. Da an der Pathogenese dieser Komplikation entzündliche Prozesse beteiligt sind, hatte man unter anderem Statine als Option für die Prävention in Betracht gezogen. Eine Bestätigung für diese Hypothese lieferte im Jahr 2015 ein Cochrane-Review. Demnach gab es Hinweise, dass bei Patienten, die vor und direkt nach einer Herz-Operation Statine einnehmen, möglicherweise seltener postoperatives Vorhofflimmern auftritt.

Ein Jahr später kam eine große, randomisierte kontrollierte Studie  (RCT) mit dem Akronym STICS (Statin Therapy in Cardiac Surgery) an rund 1900 Patienten zu einem anderen Ergebnis: Unter 20 mg Rosuvastatin war die Rate an postoperativ aufgetretenem Vorhofflimmern (primärer Endpunkt) verglichen mit Placebo nahezu gleich (21 versus 20 Prozent) (»The New England Journal of Medicine« 2016, DOI: 10.1056/NEJMoa1507750). Daraufhin wurde der Cochrane Review zurückgezogen.

In dem nun aktualisierten Review berücksichtigen die Cochrane-Autoren acht Studien mit insgesamt 5592 Teilnehmenden, fünf davon neue RCT, die in der vorherigen Version nicht enthalten waren (Stand September 2023). Ausgeschlossen waren potenziell problematische ältere Studien ohne Registrierung und ohne Votum einer Ethikkommission. In den Studien wurden unterschiedliche Statine (Atorvastatin, Fluvastatin, Simvastatin, Pravastatin oder Rosuvastatin) und Dosierungen (zwischen 20 mg und 80 mg) verwendet.

Der aktuelle Review findet im Unterschied zur vorherigen Version keine Hinweise auf einen kurzfristigen klinischen Nutzen. Demnach hat die Einnahme von Statinen möglicherweise nur einen geringen bis gar keinen Einfluss auf Todesfälle (sechs Studien, 5260 Personen) sowie auf Herzrhythmusstörungen (acht Studien, 5592 Personen) und Schlaganfälle (4 Studien, 5143 Personen) innerhalb von 30 Tagen nach einer Herz-Operation. Des Weiteren bewirken Statine wahrscheinlich nur einen geringen oder gar keinen Unterschied bei Herzinfarkten (fünf Studien, 4645 Personen, der Dauer des Aufenthalts auf der Intensivstation (drei Studien, 4528 Personen) und im Krankenhaus (fünf Studien, 4788 Personen).

Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für den Endpunkt »Vorhofflimmern im Zeitraum bis 30 Tage nach der OP« stufen die Cochrane-Autoren allerdings als niedrig ein. Das liegt unter anderem daran, dass in den Studien unterschiedliche Statine, in unterschiedlichen Dosierungen und mit verschiedenen Behandlungsprotokollen untersucht wurden. Zudem war die Ergebnisschätzung für die meisten Endpunkte nicht sehr präzise, das heißt, die 95-Prozent-Konfidenzintervalle umfassten einen breiten Wertebereich mit sehr unterschiedlichen möglichen Bedeutungen für die klinische Anwendung.

Weitere Studien seien erforderlich, um zu untersuchen, ob die Behandlung mit Statinen die Wahrscheinlichkeit von Todesfällen und anderen Herz-Kreislauf-Ereignissen nach einer Herz-Operation verringern kann, schlussfolgern die Autoren.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa