Statine schützen nicht vor Komplikationen |
Einem aktualisierten Cochrane-Review zufolge lässt sich postoperatives Vorhofflimmern nach einer Herz-OP nicht verhindern. / © Adobe Stock/motortion
Bis zu 60 Prozent der Patienten entwickeln nach einem Eingriff am Herzen ein sogenanntes postoperatives Vorhofflimmern. Da an der Pathogenese dieser Komplikation entzündliche Prozesse beteiligt sind, hatte man unter anderem Statine als Option für die Prävention in Betracht gezogen. Eine Bestätigung für diese Hypothese lieferte im Jahr 2015 ein Cochrane-Review. Demnach gab es Hinweise, dass bei Patienten, die vor und direkt nach einer Herz-Operation Statine einnehmen, möglicherweise seltener postoperatives Vorhofflimmern auftritt.
Ein Jahr später kam eine große, randomisierte kontrollierte Studie (RCT) mit dem Akronym STICS (Statin Therapy in Cardiac Surgery) an rund 1900 Patienten zu einem anderen Ergebnis: Unter 20 mg Rosuvastatin war die Rate an postoperativ aufgetretenem Vorhofflimmern (primärer Endpunkt) verglichen mit Placebo nahezu gleich (21 versus 20 Prozent) (»The New England Journal of Medicine« 2016, DOI: 10.1056/NEJMoa1507750). Daraufhin wurde der Cochrane Review zurückgezogen.
In dem nun aktualisierten Review berücksichtigen die Cochrane-Autoren acht Studien mit insgesamt 5592 Teilnehmenden, fünf davon neue RCT, die in der vorherigen Version nicht enthalten waren (Stand September 2023). Ausgeschlossen waren potenziell problematische ältere Studien ohne Registrierung und ohne Votum einer Ethikkommission. In den Studien wurden unterschiedliche Statine (Atorvastatin, Fluvastatin, Simvastatin, Pravastatin oder Rosuvastatin) und Dosierungen (zwischen 20 mg und 80 mg) verwendet.
Der aktuelle Review findet im Unterschied zur vorherigen Version keine Hinweise auf einen kurzfristigen klinischen Nutzen. Demnach hat die Einnahme von Statinen möglicherweise nur einen geringen bis gar keinen Einfluss auf Todesfälle (sechs Studien, 5260 Personen) sowie auf Herzrhythmusstörungen (acht Studien, 5592 Personen) und Schlaganfälle (4 Studien, 5143 Personen) innerhalb von 30 Tagen nach einer Herz-Operation. Des Weiteren bewirken Statine wahrscheinlich nur einen geringen oder gar keinen Unterschied bei Herzinfarkten (fünf Studien, 4645 Personen, der Dauer des Aufenthalts auf der Intensivstation (drei Studien, 4528 Personen) und im Krankenhaus (fünf Studien, 4788 Personen).
Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für den Endpunkt »Vorhofflimmern im Zeitraum bis 30 Tage nach der OP« stufen die Cochrane-Autoren allerdings als niedrig ein. Das liegt unter anderem daran, dass in den Studien unterschiedliche Statine, in unterschiedlichen Dosierungen und mit verschiedenen Behandlungsprotokollen untersucht wurden. Zudem war die Ergebnisschätzung für die meisten Endpunkte nicht sehr präzise, das heißt, die 95-Prozent-Konfidenzintervalle umfassten einen breiten Wertebereich mit sehr unterschiedlichen möglichen Bedeutungen für die klinische Anwendung.
Weitere Studien seien erforderlich, um zu untersuchen, ob die Behandlung mit Statinen die Wahrscheinlichkeit von Todesfällen und anderen Herz-Kreislauf-Ereignissen nach einer Herz-Operation verringern kann, schlussfolgern die Autoren.