Stadiengerecht therapieren |
Zur Behandlung eines jeden Venenleidens sollte der Patient einen Venenspezialisten aufsuchen. Nach der Patienten-, Medikamenten- und Familienanamnese kann dieser mittels Duplexsonografie als Methode der ersten Wahl Auskunft über Hämodynamik und Pathologie des gesamten Venensystems erhalten. Diese nicht invasive Untersuchungsmethode ist Grundlage einer differenzierten Indikation und der Verlaufskontrolle einer Varikose. Bei Ödemen und Hautveränderungen sind weitere Differenzialdiagnosen notwendig.
Die klinische Einteilung einer Varikose erfolgt laut der aktuellen S2k-Leitlinie »Diagnostik und Therapie der Varikose« (1) nach der sogenannten CEAP-Klassifikation, die die diversen Erscheinungsformen der chronischen Venenerkrankungen benennt, indem sie die verschiedenen CVI-Stadien und -Schweregrade gemäß anatomischer, ätiologischer und pathophysiologischer Aspekte aufzeigt. C steht für klinische Zeichen (Tabelle 1), E für die äthiologische Klassifikation, A für Anatomie und P für Pathophysiologie. Weitere validierte klinische Scores und Lebensqualitäts-Scores helfen bei der Schweregradeinteilung.
Klasse | Klinische Zeichen |
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C0 | keine sichtbaren oder tastbaren Zeichen einer venösen Insuffizienz |
C1 | Besenreiser und/oder retikuläre Varizen |
C2 | Varikose |
C3 | Ödem |
C4a | Pigmentierung/Ekzem |
C4b | Atrophie blanche, Dermatoliposklerose |
C5 | abgeheiltes Ulcus cruris venosum |
C6 | florides Ulcus cruris venosum |
Die Therapieentscheidung wird zusammen mit dem Patienten getroffen. Invasive Verfahren, Kompressionstherapie und medikamentöse Therapie ergänzen sich und können kombiniert werden. Ausreichende Bewegung regt die Muskelpumpe an. Das Hochlegen der Beine fördert den Rückfluss. Die Kompression durch Verbände oder Strümpfe verbessert die Hämodynamik und schwemmt Ödeme aus. Dies sind die drei Basismaßnahmen der konservativen Therapie.
Zerstörte Venenklappen bleiben defekt, durch konsequente Kompressionstherapie können sie ihre Ventilfunktion allerdings teilweise erfüllen. Phlebologische Kompressionsverbände (PKV) mit Kurzzug- und Langzugbinden sollten zur Vermeidung von Druckschäden mit einer Unterpolsterung angelegt werden. Kurzzugbinden sorgen für eine kräftige Kompression mit großer Tiefenwirkung. Langzugbinden sind elastischer und eignen sich für Stützverbände. PKV werden meistens zur Entstauung der Beine verwandt.
Eine Kundin klagt über ihre schmerzenden Beine am Abend nach einem langen Arbeitstag: »Besonders wenn es warm wird, sieht man meine Krampfadern schon, wie bei meiner Mutter. Was soll ich tun?«
In der Therapie, Erhaltung und Prävention unterscheidet man Ulkuskompressionsstrümpfe (UKS) und medizinische Kompressionsstrümpfe (MKS) (2). Beide erzeugen einen spezifischen Druckverlauf entlang des Beins. Dabei nimmt der Druck vom Knöchel (100 Prozent) über die Wade (70 Prozent) bis zum Oberschenkel (45 Prozent) ab. Die UKS-Strümpfe bestehen aus einem Unter- und Oberstrumpf. Zusammen ergibt sich ein Ruheanpressdruck der Kompressionsklasse 3. Die MKS werden eingeteilt nach Kompressionsklasse (1–4), Strickart (rund oder flach) und Materialfestigkeit (elastisch oder rigide).
Das Bein sollte im Ödem-freien Zustand möglichst am frühen Morgen ausgemessen werden. Je nach den individuellen Maßen werden die Strümpfe in Serie oder als Maßanfertigung hergestellt. Bleibt bei einem Daumendruck in der Knöchelgegend eine Delle, ist dies das Zeichen für ein vorhandenes Ödem.
Oft verläuft die TVT symptomlos. Daher sollten Anzeichen wie Wadenschmerzen bei Druck und bei gebeugtem Fuß, ein Spannungsgefühl, das sich durch Hochlegen der Beine verringert, die Schwellung einer Vene und die mögliche Erwärmung und bläulich-rötliche Färbung des betroffenen Beins ernst genommen werden.
Auf Autoreisen lässt sich einer Thrombose durch Bewegungspausen alle zwei Stunden, im Flugzeug durch Fußgymnastik alle halbe Stunde vorbeugen. Es empfiehlt sich, 0,2 bis 0,5 Liter Flüssigkeit in Form von Wasser oder Tee pro Stunde zu trinken. Kaffee oder Alkohol sollten – nicht zuletzt auch aufgrund der Gefahr von Herz- beziehungsweise Nierenerkrankungen – gemieden werden. Die Beine sollten nicht übereinandergeschlagen werden. Es sollten Kniestützstrümpfe oder medizinische Thromboseprophylaxe-Kniestrümpfe getragen sowie bequeme, nicht einengende Kleidung bevorzugt werden. Die Bewegungsfreiheit im Fußraum sollte nicht durch Gepäck behindert werden. Die Schuhe sollten beim Sitzen eher ausgezogen werden. Bei hohem Risiko kann in Absprache mit dem Arzt die Injektion gerinnungshemmender Heparine angezeigt sein.