SPD kann sich Booster in der Apotheke vorstellen |
Vor allem bei vielen älteren Menschen stehen in diesen Wochen Booster-Impfungen an. / Foto: Getty Images/Luis Alvarez
Es sind dramatische Zahlen, die das Robert-Koch-Institut in diesen Tagen herausgibt. Binnen 24 Stunden haben sich zuletzt mehr als 48.000 Menschen neu mit dem Coronavirus infiziert. Die bundesweite Sieben-Tages-Inzidenz liegt bei 264, so hoch wie noch nie seit Beginn der Pandemie.
Im Kampf gegen das Virus setzt die Politik nun noch einmal alles auf die Impfung. Die wird in Teilen der Bevölkerung immer noch zu zögerlich angenommen. Bundesweit sind inzwischen gut 67 Prozent der Bürger geimpft – und damit zu wenig, um gut durch die kalte Jahreszeit zu kommen. In Berlin starten SPD, Grüne und FDP heute ein sogenanntes Praxis-Panel, um mehr Tempo beim Impfen aufzubauen. Gemeinsam mit Hausärzten und Gesundheitsämtern etwa wollen sie darüber beraten, wie mehr Menschen für eine Impfung gewonnen und erreicht werden können. Auch die Apotheker sitzen mit am Tisch. Sie könnten künftig eine noch größere Rolle in der Impfkampagne übernehmen. Das zumindest soll ein Thema der Panel-Beratungen sein. Gemeinsam wolle man eine Impfallianz schmieden, »die mehr Tempo macht«, wie der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen kurz vor den Gesprächen erklärte. Dabei werde »jeder und jede« gebraucht, um sich breiter aufzustellen.
Erst vor wenigen Tagen hatte Dahmen die Apotheken als Anlaufstelle für Booster-Impfungen ins Spiel gebracht. Diese Auffrischung soll auf Wunsch jeder sechs Monate nach der Grundimmunisierung erhalten können. Die SPD hatte sich zunächst skeptisch gezeigt, kann sich eine Einbindung der Offizinen nun aber offenbar doch grundsätzlich vorstellen. Modellprojekte zur Grippeimpfung in der Apotheke hätten bislang keine negativen Ergebnisse hervorgebracht, sagte Sabine Dittmar, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD. Über eine Impfung in der Apotheke werde man daher heute diskutieren und die Ergebnisse für weitere Beratungen mit in die Fraktionen nehmen. »Ich persönlich denke, wer die erste oder zweite Impfung in Arztpraxis oder Impfzentrum gut vertragen hat, den kann man auch in der Apotheke boostern«, so Dittmar. FDP-Gesundheitsexpertin Christine Aschenberg-Dugnus äußerte sich nicht zu diesem Thema.
Studien zeigen, dass die Drittimpfung entscheidend sein kann im Kampf gegen die Pandemie. Bei vielen vor allem älteren Bürgern steht der Booster inzwischen an und ihre Zahl steigt kontinuierlich. Ganze 20 Millionen Menschen werden Dittmar zufolge bis Ende November anspruchsberechtigt sein. Aktuell schafft Deutschland allerdings nur rund 250.000 Auffrischungen am Tag, das geht aus dem Impfdashboard der Bundesregierung hervor. »Hier sind wir viel, viel zu langsam«, sagte die SPD-Gesundheitsexpertin. So müsse man »mehr Drive« in die deutsche Impfkampagne bringen.
Darüber hinaus wollen die Teilnehmer des Panels über die Impfstoff-Logistik diskutieren. Auch Gespräche über eine mögliche Impfpflicht für Pflegepersonal stehen auf dem Programm. Insbesondere die FDP tut sich mit einer solchen Vorgabe schwer. So gebe es in diesem Zusammenhang komplexe rechtliche Fragen zu klären, sagte Aschenberg-Dugnus. Grundsätzlich sei es immer besser, Menschen von einer Impfung zu überzeugen als sie über eine Verpflichtung zu zwingen. Über die Ergebnisse sollen zunächst die Fraktionen intern beraten, bevor die Ampel-Parteien konkrete Vorhaben auf den Weg bringen können.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.