Spahn und Lauterbach wollen Verschärfungen statt Lockerungen |
Keine zuversichtlich stimmenden Nachrichten im Gepäck: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (r.) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn stimmten die Bevölkerung auf verschärfte Maßnahmen im Kampf gegen Corona ein. / Foto: picture alliance/dpa
Lauterbach sagte bei der Bundespressekonferenz in Berlin, es mache keinen Sinn, mit einem erneuten Lockdown zu warten. Je früher man reagiere, desto kürzer müsse der Lockdown sein, um wieder auf eine beherrschbare Fallzahl zu kommen. Der SPD-Politiker und Mediziner sprach vom Beginn einer »fulminanten dritten Welle«. Seinen Angaben zufolge ist durch die stattfindende Verdrängung der alten Virusvariante durch neue Varianten ab Mitte April mit einer bundesweiten Inzidenzzahl von 200 zu rechnen. Wenn die Fallzahlen nicht abgebremst würden, sei eine Überlastung der Intensivstationen in wenigen Wochen zu erwarten, warnte Lauterbach.
Zugleich begrüßte er die ab dem heutigen Freitag geplante Fortsetzung der Impfung mit Astrazeneca. Es handele sich dabei um einen sehr wirksamen Impfstoff, der bei den älteren Menschen die Krankenhauseinweisungen und den Tod sehr sicher verhindern könne. »Daher ist der Impfstoff sicher, und der Nutzen ist gewährleistet, und ich begrüße ausdrücklich, dass in Deutschland die Impfung wieder begonnen hat.« Er würde diesen Impfstoff jederzeit nehmen, sagte Lauterbach.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) stimmte die Bevölkerung derweil darauf ein, dass die dritte Corona-Welle in Deutschland nicht durch Impfungen gestoppt werden kann. «Wir befinden uns in der dritten Welle der Pandemie, die Zahlen steigen, der Anteil der Mutationen ist groß», sagte Spahn heute in Berlin. «Zur ehrlichen Lageanalyse gehört: Es gibt in Europa noch nicht genügend Impfstoff, um die dritte Welle allein durch Impfen zu stoppen», sagte Spahn. «Selbst wenn die Lieferungen aus EU-Bestellungen nun zuverlässig kommen, wird es noch einige Wochen dauern, bis die Risikogruppen vollständig geimpft sind», so der CDU-Politiker. «Erst dann können wir auch über breitere Öffnungen der Gesellschaft reden. Wir werden also noch einen langen Atem brauchen.»
Die steigenden Infektionszahlen könnten bedeuten, dass es vielleicht keine weiteren Öffnungsschritte geben könne – sondern «sogar Schritte rückwärts» nötig würden. Am kommenden Montag wollen die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die weiteren Schritte bei den Beschränkungen beraten.
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