Spahn beklagt »bösartige« Vorwürfe |
Auf die Frage, ob er Angst vor einem Untersuchungsausschuss habe, sagte Spahn dem »Stern«: »Nein«. / © IMAGO/dts Nachrichtenagentur
Auf die Frage, ob er Angst vor einem solchen Ausschuss habe, sagte Spahn dem »Stern«: »Nein«. Eine Enquete-Kommission sei aber der bessere Weg zur Aufarbeitung und gesellschaftlichen Befriedung. »Wir haben in der damaligen Koalition Deutschland gut durch diese schwere Zeit geführt. Dafür müssen wir uns nicht in den Staub werfen.«
Seit Bekanntwerden des komplett ungeschwärzten Berichts der Sonderermittlerin Margaretha Sudhof hat die Opposition im Bundestag den Druck auf Spahn noch einmal erhöht. Aus Sicht von Grünen und Linken zeigt der Bericht, dass Spahn persönlich eng in die Maskendeals eingebunden war. Sie fordern die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses. Am Dienstag wird Sudhof im Haushaltsausschuss zu einem »Fachgespräch« erwartet.
Spahn beklagte angeblich bösartige Vorwürfe in der Debatte um seine Person. »Ich wünsche mir, dass mein Handeln im Kontext der damaligen Notlage bewertet wird. Wir waren völlig unvorbereitet«, sagte der frühere Bundesgesundheitsminister. »Stattdessen werden nun, fünf Jahre später, Maßstäbe angelegt, als hätte es gar keine Jahrhundertpandemie gegeben und bösartig Vorwürfe konstruiert.«
Grüne und Linke im Bundestag appellierten an die SPD, gemeinsam den Weg für einen Untersuchungsausschuss freizumachen. Für die Einsetzung fehle allein die Zusage der SPD, sagte Grünen-Fraktionsgeschäftsführerin Irene Mihalic dem »Stern«. »Verweigert die SPD ihre Stimmen, stellt sie sich schützend vor Jens Spahn und gegen das Minderheitenrecht des Parlaments.«
Mihalic sagte, die Erkenntnisse aus dem ungeschwärzten Bericht legten ein Geflecht aus Lobby-Provisionen und ministeriellen Fehlentscheidungen offen. Es dränge sich der Eindruck auf, dass die heutige Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) gezielt Passagen geschwärzt habe, um Spahns Verstrickungen zu kaschieren. Das lasse sich nur in einem Untersuchungsausschuss restlos aufklären.
Linksfraktionschefin Heidi Reichinnek sagte dem Magazin, der Umgang der Union mit dem Fall beschädige deren Glaubwürdigkeit. »Es sollte selbstverständlich sein, nachdem diese fragwürdigen Deals mutmaßlich einen Milliardenschaden angerichtet haben, die Verantwortung dafür zu übernehmen und die Einsetzung des Untersuchungsausschusses zu unterstützen.«
Mihalic hatte bereits vergangene Woche in einem Schreiben an Union und SPD im Bundestag um Unterstützung für einen Untersuchungsausschuss geworben. Hintergrund ist, dass die Grünen und Linken nicht auf die nötigen 25 Prozent der Abgeordneten für die Einsetzung eines solchen Gremiums kommen und sich nicht auf etwaige Stimmen der AfD stützen wollen.
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