Sollten Apotheken seltener beliefert werden? |
Im Anschluss an den Klima-Vortrag unterhielten sich NRW-Minister Laumann, AKWL-Präsidentin Overwiening sowie Noweda-Chef Kuck über mögliche Klimaschutz-Maßnahmen im Apothekenbereich. Digital zugeschaltet war die Apothekerin Esther Luhmann, die derzeit als Pharmazeutin in Spanien arbeitet und ein Buch zum Thema Klimaschutz in der Apotheke herausgegeben hat.
Im Zentrum der Debatte stand unter anderem, ob die Apotheken seltener vom Großhandel beliefert werden sollten, um CO2-Emissionen einzusparen. Laut Noweda-Chef Kuck werden Apotheken in Deutschland im Schnitt 2,7 mal pro Tag mit Arzneimitteln beliefert. Kuck selbst kommentierte: »Natürlich könnten wir auf Touren verzichten und würden sogar Geld einsparen. Dann müssten die Apotheken aber ihre Lager ausweiten, insbesondere kleinere Apotheken könnten so Probleme bekommen. Das Resultat könnte sein, dass die Patienten weniger schnell beliefert werden und in den Versandhandel abwandern«, warnte Kuck.
Der Noweda-Chef sprach auch über die jetzigen Bemühungen seines Unternehmens im Bereich Klimaschutz. Kuck wies darauf hin, dass die Noweda-Flotte fast ausschließlich aus Fahrzeugen bestehe, die mit fossilen Brennstoffen betankt werden. Die Umstellung auf eine E-Flotte sei derzeit nicht möglich im pharmazeutischen Großhandel. Denn: »Im Gegensatz zum Versandhandel müssen wir die GDP-Richtlinien strengstens beachten. Im Moment ist es noch nicht möglich, E-Fahrzeuge zu bekommen, die einerseits die nötige Reichweite haben und andererseits die Kühlung der Arzneimittel garantieren können.« Hinzu komme, dass die gleichzeitige Aufladung von E-Lieferfahrzeugen in einer Noweda-Filiale dazu führen würde, dass rund um die Niederlassung »die Lichter ausgehen«, so Kuck. Der Noweda-Chef wies aber darauf hin, dass man im November erstmals im Stadtverkehr ein E-Fahrzeug in Betrieb nehmen werde und Anfang 2023 erste Versuche mit Wasserstoff-betriebenen Autos unternehmen wolle.
NRW-Gesundheitsminister Laumann stellte klar, dass man mit Blick auf die extrem steigenden Energiepreise zunächst einmal daran denken müsse, wie man die Haushalte in Deutschland entlasten könne. Für viele Menschen gehe es derzeit nicht darum, neue Solarplatten zu kaufen, sondern vielmehr um die Frage, wie man sich das tägliche Leben leisten könne. Was das Zusammenspiel zwischen Großhandel und Apotheken betrifft, sieht der CDU-Politiker wenig Änderungsbedarf. Im Gegensatz zu allen anderen Bereichen im Gesundheitswesen erhalte er zur Arzneimittelversorgung durch Apotheken keine Beschwerdeanrufe – er gehe also davon aus, dass das System gut und zufriedenstellend funktioniere. Allerdings sieht der NRW-Minister Änderungsbedarf im Rabattvertragssystem. Dadurch dass von einem Wirkstoff die Präparate zahlreicher Hersteller bevorratet werden müssten, müssten die Apotheken zahlreiche Botendienst-Fahrten übernehmen – »Ist das wirklich nachhaltig?«, fragte Laumann. Er stellte klar, dass die Krankenkassen finanziell unter Druck stünden und die Einsparungen aus den Verträgen brauchen. Gleichzeitig deutete er aber an, dass man den Apotheken bei der Abgabe mehr Flexibilität einräumen könnte.