Soforthilfe und langfristige Konzepte |
| Ev Tebroke |
| 15.04.2024 11:00 Uhr |
Diskutierten auf dem Sächsischen Apothekertag (v.l.n.r.): Moderator Friedemann Schmidt, Präsident Bundesverband der Freien Berufe; Rainer Striebel, Vorstandsvorsitzender der AOK Plus, Göran Donner. Präsident der Sächsischen Landesapothekerkammer und (online zugeschaltet): Kristine Lütke (FDP), Mitglied des Gesundheitsausschusses im Bundestag; Professor Reinhard Herzog , Herausgeber des AWA -Apotheke & Wirtschaft sowie Paula Piechotta (Grüne), Berichterstatterin für Apotheken und Arzneimittel. / Foto: SAV
»Wo stehen wir? Wo wollen wir hin? Und was sind die politischen Maßnahmen um dies zu erreichen?« Mit diesen Fragen zur Lage der öffentlichen Apotheke steckte Friedemann Schmidt, Präsident des Bundesverbands der Freien Berufe, den Rahmen der Podiumsdiskussion auf dem 20. Sächsischen Apothekertag (SAT) am 12. April in Dresden.
Die Lage ist ernst. Immer mehr Offizinen gehen vom Netz. Allein 2023 schlossen knapp 500 Apotheken ihre Tore. Der wirtschaftliche Druck wächst. Das seit 20 Jahren nicht angepasste Apothekenhonorar ist für viele Betriebe längst nicht mehr auskömmlich, hinzu kommen Kostensteigerungen und Nachwuchsmangel. In Sachsen ist die Lage bereits dramatisch, wie Reinhard Groß, Vize-Vorsitzender der Sächsischen Apothekerverbands (SAV) beim SAT verdeutlichte. Demnach schreibt jede zehnte Apotheke im Freistaat bereits rote Zahlen. Ein Drittel der Offizinen ist wirtschaftlich in Schieflage, Tendenz steigend: Laut Groß ist die Zahl der gefährdeten Apotheken von 21 Prozent im Jahr 2018 auf 27 Prozent in 2023 gestiegen.
Das Kernproblem: Die Apotheken müssen mit weniger Geld und weniger Fachkräften zunehmend mehr Patienten versorgen. Hier sind Lösungen notwendig. Doch welche am zielführendsten sind, darüber herrscht Dissens. Die von Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) in seinen Eckpunkten skizzierten Pläne zur Apothekenreform stoßen bei der Apothekerschaft auf scharfe Kritik. Geplant ist, das Fixum sukzessive anzuheben von derzeit 8,35 Euro auf 8,54 Euro im Jahr 2025 und auf 8,73 Euro im Jahr 2026. Erst 2027 soll das Honorar dann dauerhaft dynamisiert werden. Zu spät, so die ABDA.
Das bekräftigte auch Göran Donner, Präsident der Sächsischen Landesapothekerkammer (SLAK). »Wir brauchen jetzt finanzielle Sofort-Hilfe.« Aktuell habe die Stabilisierung der Betriebe oberste Priorität. Ansonsten sei die flächendeckende Versorgung in Gefahr. Erst dann könne man langfristige Konzepte entwickeln. Hier seien Netzwerke wie etwa das ARMIN-Modell ein klarer Weg für die Zukunft.
Diese Netzwerke führt auch Rainer Striebel, Vorstandsvorsitzender der AOK Plus, ins Feld. Es sei wichtig, mit regionalen Partnern vor Ort Lösungen zu schaffen. Sicher brauche es eine ausreichende Finanzierung des Status quo. Aber was die Sicherstellung der Versorgung in der Zukunft betrifft, so »müssen wir uns rechtzeitig auf den Weg machen«. Es brauche mehr »konsequente Vernetzung«, wie eben beim ARMIN-Projekt, der Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen. In dem Modellvorhaben hatten Arzt und Apothekerseite eng zusammengearbeitet und konnten so die Arzneimitteltherapiesicherheit und -therapietreue von multimorbiden Patienten verbessern.