So wirksam war die Grippeimpfung im Winter 2022/2023 |
Christina Hohmann-Jeddi |
20.02.2024 16:30 Uhr |
Die saisonale Grippeimpfung war im vergangenen Winter bei Erwachsenen in den USA moderat wirksam. / Foto: Adobe Stock/wavebreak3
Da sich Grippeviren vergleichsweise rasch verändern, müssen die Influenzaimpfstoffe jedes Jahr angepasst werden, um einen Schutz vor den zirkulierenden Varianten zu bieten. Das ist mal mehr und mal weniger erfolgreich. Neue Daten zu der Wirksamkeit der saisonalen Impfstoffe aus dem Winter 2022/2023 liegen nun aus den USA vor. Die US-Gesundheitsbehörde CDC hat die Impfstoffeffizienz bei Kindern und Erwachsenen aus dieser Saison untersucht.
Sowohl in der pädiatrischen Studie als auch in der mit Erwachsenen wurden die grippebedingten Besuche in der Notaufnahme (ein Hinweis auf eine mittelschwere Erkrankung) und die grippebedingten Krankenhausaufenthalte (ein Hinweis auf eine schwere Erkrankung) von Oktober 2022 bis März 2023 analysiert. Dabei beschränkte sich die Analyse auf Influenza-A-bedingte Infektionen, da die Saison von Influenza-A(H3N2) dominiert wurde. Influenza-A(H1N1)-Viren zirkulierten weniger stark und Influenza-B-Viren fast gar nicht.
Die Grippesaison 2022/2023 sei in den USA insgesamt stark ausgefallen – mit hohen Hospitalisierungsraten und Kozirkulation von SARS-CoV-2 und dem Respiratorischen Synzytialvirus (RSV). Es wurde die höchste grippebedingte Hospitalisierungsrate bei Kindern seit 2010/2011 beobachtet, schreiben die Autoren der pädiatrischen Studie um Katherine Adams im Journal »Clinical Infectious Diseases«.
Die Impfung konnte aber viele Fälle verhindern: Sie verringerte der CDC-Schätzung zufolge das Risiko von grippebedingten Notarztbesuchen bei Personen im Alter von sechs Monaten bis 17 Jahren um fast die Hälfte (48 Prozent) und der Krankenhausaufenthalte um 40 Prozent. Dabei fiel die Wirksamkeit bei den Jüngeren von sechs Monaten bis vier Jahren besser aus als bei den Älteren ab fünf Jahren.
Die Grippeimpfung sei ein wichtiges Mittel, um mittelschwere und schwere Erkrankungen bei Kindern zu verhindern, betonten die Studienautoren. Doch die Durchimpfungsrate falle bei Kindern mit 18 bis 28 Prozent noch gering aus und müsste gesteigert werden.
In der Erwachsenen-Studie fielen die Wirksamkeitswerte für die Grippeimpfstoffe gegen Influenza-A-bedingte Erkrankungen ähnlich aus wie bei den Kindern. Wie Dr. Mark W. Tenforde und Kollegen im »Journal of Infectious Diseases« berichten, verringerte die Impfung das Risiko von Notarztbesuchen bei Erwachsenen, unabhängig vom Alter, um fast die Hälfte (44 Prozent) und das Risiko einer Krankenhauseinweisung um etwas mehr als ein Drittel (35 Prozent).
Die Wirksamkeit gegen Influenza-A-bedingte Erkrankungen sei in der Saison 2022/2023 bei Erwachsenen »moderat« gewesen, aber höher als die der Grippesaison 2021/2022, schreiben die Autoren. Dies liege vermutlich an der Anpassung des A(H3N2)-Stamms, die für die Saison 2022/2023 vorgenommen worden sei.
Aus Europa liegen vorläufige Schätzungen der Impfstoffwirksamkeit für die Saison 2022/2023 von der Gesundheitsbehörde ECDC vor, für die Daten aus 16 europäischen Ländern erhoben wurden. Demnach reichte die vorläufige Wirksamkeit gegen Influenza A (alle Subtypen, alle Altersgruppen) von 27 bis 44 Prozent. Diese Daten sind im Jahresbericht der ECDC zur saisonalen Influenza für die Saison 2022/2023 enthalten. Die vorläufige Wirksamkeit gegen Influenza B lag bei mehr als 50 Prozent. Gegen alle Influenza-A-Typen waren die Wirksamkeitsschätzungen bei Kindern höher als bei Erwachsenen.
In der aktuellen Saison dominieren nach ECDC-Angaben wieder Influenza-A-Viren, vor allem Influenza-A(H1N1). Influenza-B-Viren wurden deutlich seltener nachgewiesen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.