So klappt das Inhalieren |
Laura Rudolph |
12.12.2023 07:00 Uhr |
Nach Daten des Zentralinstitutes für die Kassenärztliche Versorgung machten Dosieraerosole (DA) im Jahr 2020 knapp die Hälfte aller inhalativen Arzneimittel aus. Salbutamol hatte dem Institut zufolge einen Anteil von etwa 46 Prozent aller verordneten DA. / Foto: Adobe Stock/DALU11
Dosieraerosole (DA) transportieren Wirkstoffe mithilfe eines Treibmittels in die tiefen Abschnitte der Lunge. Wenn sie ausgelöst werden, entsteht ein Nebel mit hoher Geschwindigkeit. Damit die Wirkstoffpartikel nicht bereits im Mund- und Rachenbereich haften bleiben, ist es wichtig, langsam und synchron zur Auslösung einzuatmen. Menschen, die Schwierigkeiten mit dieser Koordination haben, können einen Spacer als Inhalationshilfe verwenden. Dieser ist besonders für Kinder unter fünf Jahren empfehlenswert.
Bei der erstmaligen Anwendung eines DA oder wenn es für mindestens fünf Tage nicht genutzt wurde, sind die ersten bis zu vier Sprühstöße zu verwerfen, abhängig vom jeweiligen Produkt. Dann läuft eine Inhalation per DA wie folgt ab:
Ein Spacer erleichtert die Synchronisation zwischen der Sprühstoßauslösung und der Einatmung, wodurch mehr Wirkstoff in die Lunge gelangt. Zudem mindert er den Druck des Treibgases, sodass größere Teilchen bereits an der Spacerwand haften bleiben, statt sich im Mund- und Rachenraum abzusetzen. Auf diese Weise wird das Risiko für Rachenreizungen reduziert.
Bei der Nutzung wird das Mundstück des Dosieraerosols in den Spacer eingesteckt und über dessen Mundstück eingeatmet. Der eigentliche Inhaliervorgang läuft ab wie oben beschrieben. Besitzt der Spacer ein Ventil, muss er nach der Inhalation zum Ausatmen nicht abgesetzt werden. Nach der Benutzung ist die Inhalationshilfe zu reinigen.
Pulverinhalatoren (Dry Powder Inhaler, DPI) arbeiten ohne Treibgas und sind deshalb umweltfreundlicher als DA. Bei ihnen wird das wirkstoffhaltige Pulver durch einen kräftigen Atemzug am Gerät vernebelt. Daher entfällt bei DPI eine Koordination der Einatmung mit dem Auslösen, allerdings müssen in der Regel Atemstromstärken von 30 bis 60 Litern pro Minute erreicht werden, damit genug Wirkstoff in die tiefen Lungenabschnitte gelangt. Aus diesem Grund sind DPI für Kinder, Senioren und bei schweren Asthmaanfällen weniger geeignet.
DPI lösen in der Regel weniger lokale Nebenwirkungen aus als DA, da sich durch die niedrigere Partikelgeschwindigkeit weniger Teilchen im Mund- und Rachenraum absetzen. Zudem weiten sich die Stimmbänder beim tiefen Atemzug reflektorisch. Dies reduziert Stimmveränderungen.
Manche Modelle arbeiten mit Kapseln oder Aluminiumblistern, die vor der Inhalation in das Gerät eingelegt werden müssen. Bei anderen werden von einem Pulverdepot, das sich im Gerät befindet, einzelne Dosen abgetrennt. Bei der Anwendung eines DPI ist Folgendes zu beachten:
Die Schulung zu Inhalativa ist eine von fünf pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL), für die die Krankenkasse die Kosten übernimmt. Anspruch haben Versicherte ab sechs Jahren, wenn sie ein neues Gerät verordnet bekommen, dieses wechseln oder seit mindestens einem Jahr keine Einweisung in der Apotheke mehr bekommen haben. Durchführen darf diese pDL pharmazeutisches Personal mit abgeschlossener Ausbildung, das heißt PTA und Pharmazeuten im Praktikum dürfen sie nicht ausführen.
Wenn ein Kleinkind über einen Vernebler inhaliert, soll ein Erwachsener während der gesamten Inhalation die Maske halten. / Foto: Adobe Stock/dusanpetkovic1
Zur Feuchtinhalation benötigt man einen Vernebler. Diesen gibt es in verschiedenen technischen Ausführungen. Ein Kompressor-Vernebler erzeugt Druckluft, welche die Wirkstofflösung zu kleinsten Tröpfchen vernebelt. Ultraschall-Vernebler dagegen versetzen Wasser in Schwingung. Teilchen aus der Wirkstofflösung lösen sich und mischen sich mit Luft. Je höher die Frequenz ist, desto feiner werden die Tröpfchen. Bei Membran-Verneblern schwingt eine dünne Membran mit kleinsten Bohrungen, welche die Wirkstofflösung ansaugen und Tröpfchen mit genau definierter Größe erzeugen. Viele Apotheken leihen Vernebler gegen eine Kaution sowie Leihgebühr aus.
Die grundlegenden Schritte der Benutzung lauten wie folgt:
Wer wissen möchte, wie sein Device im Detail funktioniert, kann sich hierzu kostenfrei das passende Anwendungsvideos der Deutschen Atemwegsliga auf deren Webseite oder auf Youtube anschauen. Diese gibt es auf der Webseite zu allen gängigen Inhalatoren außer auf Deutsch auch in weiteren Sprachen, darunter Arabisch, Englisch, Griechisch, Russisch, Slowakisch und Türkisch.
Auch bietet die Deutsche Atemwegsliga Hilfe im App-Dschungel der pneumologischen digitalen Anwendungen. Diese reichen von Lifestyle- über Fitness- bis hin zu komplexeren Apps zur Unterstützung von Diagnostik und Therapie von Lungenerkrankungen. Der Verein bewertet die Apps im Rahmen des Programms »PneumoDigital« auf Qualität und Vertrauenswürdigkeit.