So gelingt der perfekte Mittagsschlaf |
Weil meist das passiert ist, was vermieden werden sollte: Aus dem Powernap ist ein ausgewachsenes Schläfchen geworden und der Körper ist bereits in der Tiefschlafphase angekommen. »Eigentlich wäre das Gehirn jetzt bereit, noch sechs Stunden weiterzuschlafen. Werden wir dann brutal geweckt, fühlen wir uns regelrecht zerstört«, so Specht.
Was dann passiert: Wir werden erst gegen Abend wieder richtig wach und kommen dementsprechend nachts nur noch schwer zur Ruhe.
Koch ergänzt: »Menschen mit sehr niedrigem Blutdruck brauchen oft ziemlich lange, um wieder in die Gänge zu kommen. Und für die ist selbst ein Nap oft nicht so günstig.«
Tatsächlich ist nicht jeder fürs Mittagsschläfchen gemacht. Wem es den Tag durcheinanderbringt und sich hinterher eher benommen statt wie neugeboren fühlt, sollte besser darauf verzichten.
Wer tagsüber regelmäßig fest einschläft, bringt seinen natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus durcheinander. Denn: Wird dem sich über den Tag aufbauenden Schlafdruck zu früh am Tag nachgegeben, ist er abends einfach viel zu gering ausgeprägt, um gut einschlafen zu können.
Das Nicht-Einschlafen-Können ist für Körper und Psyche dann purer Stress. Das kann zu einem Teufelskreis und letztlich zu einer handfesten Schlafstörung führen, die dann professionell behandelt werden muss.
Eine Ausnahme sind neben Babys kranke und ältere Menschen, sagt Specht: »Weil man im hohen Alter weniger Melatonin in der Nacht produziert und der Nachtschlaf deshalb ohnehin reduziert ist, kann ein zusätzliches Schläfchen am Tag sehr erholsam sein.«
Ob einer wilden Party, Liebeskummer oder Grübeleien geschuldet: Wer die Nacht zuvor kaum ein Auge zugetan hat, sollte besser bis zum nächsten Abend durchhalten. So wie es auch beim Jetlag empfohlen wird.
Zwar kann auch hier ein Powernap wahre Wunder wirken, sagt Specht. Wer sich aber tagsüber dem Schlaf hingibt, droht in die bereits erwähnte Falle zu tappen, liegt also abends hellwach im Bett.
Ein erfolgreiches Nickerchen hat einen spürbaren Sofort-Effekt, sagt Koch. »Gleich nach dem Aufstehen können wir uns Dinge besser merken, sind konzentrierter und aufnahmebereiter.« Wenn man es als lebenslanges Ritual praktiziert, profitiert man bis ins hohe Alter davon.
Es gibt Hinweise, dass regelmäßige Nickerchen dazu beitragen können, dass altersbedingte Krankheiten sowie Gebrechlichkeit wesentlich später einsetzen. Specht merkt dazu an: »Ich bin persönlich davon überzeugt, dass Powernaps uns nicht nur körperlich und geistig leistungsfähiger machen, sondern auch unsere psychische Gesundheit langfristig stärken.«
Wer sich also regelmäßig mittags hinlegt, kann sich hinterher nicht nur wacher fühlen, sondern auch weniger gestresst und begegnet Herausforderungen im Alltag gelassener. Übrigens: Jedes Nickerchen zählt – auch wenn es für die meisten Menschen nur am Wochenende möglich ist.