»Smarte« Apotheken gegen den Fachkräftemangel |
Vor den Teams in den Apotheken mache der demographische Wandel ebenfalls nicht halt, auch dort steige der Altersdurchschnitt. »Wir müssen alles daransetzen, dass die Menschen bis zur Rente Spaß an der Arbeit haben«, betonte Fleßa. Zwar seien Ältere weniger bereit, nachts und in Schichten zu arbeiten und insgesamt weniger innovativ als Jüngere, verfügten aber über viel Wissen und Erfahrung. Jüngere stellten höhere Ansprüche, wollten sich selbst verwirklichen und besonderen Wert darauf, eigenständig arbeiten. Inhaber sollten auf beide Gruppen eingehen. »Wichtig ist, Mitarbeiter so führen, dass sie sich gerne kreativ einbringen«, riet Fleßa.
Zugleich hätten Apotheker mit Kunden mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen zu tun. Sinnvoll sei daher, sich zu überlegen, was diese wirklich bräuchten. »Zukunft gehört vor allem denen, die es wagen, Apotheke neu zu denken«, resümierte der Wissenschaftler. Gefragt seien Phantasie und Mut zu Neuem.
Holger Schäfer, Experte für Arbeitskräftegewinnung am Institut der deutschen Wirtschaft Köln, ging auf die künftige Entwicklung des Arbeitskräfteangebots und -potenzials ein. Da die Generation der Babyboomer in den nächsten Jahren in Rente gehen, werde die Zahl der Erwerbstätigen sinken. Allein in Mecklenburg-Vorpommern würden demnächst 286.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ausscheiden, während nur 143.000 nachrückten.
Der Arbeitsmarktökonom nannte verschiedene Möglichkeiten, um gegenzusteuern, etwa Zuwanderung sowie eine höhere Effektivität der vorhandenen Arbeitskräfte. »Alle diese Möglichkeiten werden jedoch nicht ausreichen, um den Arbeitskräftemangel zu kompensieren«, stellte er klar. Sein Fazit: Ein Rückgang der Erwerbstätigen in den nächsten zehn Jahren werde sich nicht verhindern lassen. In der Folge drohe ein Verlust von Wohlstand, zudem werde sich der Wettbewerb um Arbeitskräfte enorm verschärfen. »Wir müssen Potenziale erschließen, mehr Frauen und Ältere in den Arbeitsmarkt integrieren und die vorhandenen Arbeitskräfte effizienter einsetzen«, sagte Schäfer. Er schlug vor, gemeinsame »Springer-Pools« zu bilden. Das biete die Möglichkeit, Arbeitskräfte dort einzusetzen, wo sie am meisten gebraucht würden.