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Ernährung

Sind Vegetarier und Veganer psychisch gesünder?

Vegetarische und vegane Ernährungsweisen stehen hoch im Kurs. Doch wie wirkt sich eine solche Diät auf Körper und Geist aus? Dazu wurde nun erstmals ein wissenschaftliches Review publiziert.
Theo Dingermann
30.12.2019  09:00 Uhr

Zahlen aus dem Jahr 2015 belegen, dass damals etwa 0,4 bis 3,4 Prozent der US-Amerikaner, 1 bis 2 Prozent der Briten und 5 bis 10 Prozent der deutschen erwachsenen Bevölkerung überwiegend pflanzliche Kost verzehrten. Diese Anteile sind in letzter Zeit noch einmal deutlich gestiegen.

Viele, jedoch keineswegs alle, epidemiologischen und interventionellen Studien der letzten Jahre am Menschen haben gezeigt, dass pflanzliche Diäten positive Auswirkungen auf die Gesundheit in Bezug auf Fettleibigkeit, metabolische Dysfunktion, Typ-2-Diabetes (T2D) und chronische Entzündungen von geringem Schweregrad haben. Deutlich kontroverser, da kaum sauber dokumentiert, wird ein mutmaßlicher Zusammenhang zwischen einer pflanzlichen Diät und potenziell positiver Effekte auf die geistige Gesundheit und auf kognitive Funktionen diskutiert. Um diese Fragen beantworten zu können, bedarf es kontrollierter Interventionsstudien, die nach wie vor als Goldstandard für die Beurteilung einer Kausalität gelten. Diese werden allerdings mehr und mehr von Assoziationsstudien fraglicher Qualität verdrängt.

Einen wissenschaftlich rationalen Ansatz unternahmen jüngst Forscher der Klinik für Neurologie am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig, der Berlin School of Mind and Brain der Humboldt-Universität Berlin und der Berliner Charité. Ihre Arbeit »The effects of plant-based diets on the body and the brain: a systematic review« wurde im Journal Translational Psychiatry publiziert.

Basis des Reviews der Wissenschaftler um Evelyn Medawar vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig waren 32 ausgewählte Publikationen. Dabei kamen sie zu folgenden Schlüssen: Als gut belegt kann gelten, dass sich eine pflanzliche Ernährung positiv auf den allgemeinen Stoffwechsel bei Gesunden und Kranken auswirkt. Eine derart robuste Aussage kann man hingegen nicht für die Auswirkungen einer pflanzlichen Diät auf kognitive und mentale Prozesse treffen. Ebenso ist unklar, ob mutmaßliche Wirkungen einer vegetarischen Ernährung auf die Diät an sich, auf bestimmte in der Diät enthaltene Nährstoffe, auf die Vermeidung bestimmter tierischer Nährstoffe oder auf andere Faktoren zurückzuführen sind, die mit einer vegetarischen/veganen Ernährung verbunden sind.

In einzelnen Studien wird argumentiert, dass neurologische Funktionen bei emotionalem Stress oder psychische Erkrankungen durch die Darmflora beeinflusst werden und folglich über mikrobielle Interventionsstrategien behandelbar sein könnten. Auch der Einfluss der Mikrobiota auf bestimmte Krankheiten wie Fettleibigkeit wird immer wieder diskutiert, woraus abgeleitet wird, dass ein ausgeglichenes Darmmikrobiom mit gesundem Altern zusammenhängt. Ob sich eine vegetarische oder vegane Diät positiv auf die Zusammensetzung des Mikrobioms auswirkt, sei jedoch noch hoch spekulativ, heißt es in dem neuen Review.

Die große Unbekannte bleibt auch nach dieser Studie der Einfluss einer vegetarisch/veganen Diät auf die kognitiven Funktionen. Nach Kenntnis der Autoren gibt es bisher keine einzige Studie, die eine kausale Verbindung zwischen pflanzlicher Ernährung und kognitiven Fähigkeiten auf neuronaler Ebene dokumentiert.

Bei der großen Bedeutung dieser Frage fordern die Autoren derartige Studien dringend ein, auch um der oft emotional geführte Diskussion über kausale Auswirkungen diätetischer Aspekte auf Körper und Geist, die zum Beispiel durch metabolische Veränderungen oder eine Veränderung des Darmmikrobioms verursacht werden, eine wissenschaftliche Basis entgegenzustellen.

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