Siemsen fordert 2,7 Milliarden Euro Inflationsausgleich |
Daniela Hüttemann |
24.11.2022 15:30 Uhr |
»Die ersten Apotheken mussten schon ihre Öffnungszeiten anpassen, da die Personalstärke für die bisherigen Zeiten nicht mehr ausreichen«, berichtete Siemsen. Daran liege es auch, dass die Umsetzung der pharmazeutischen Dienstleistungen nur langsam anlaufe – trotz großen Andrangs bei den entsprechenden Fortbildungen.
Und auch die Zahl der Notdienste steigt notgedrungen, wenn weniger Apotheken übrig sind. Siemsen erklärte noch einmal angesichts mancher Frustration, dass der Kammervorstand sich um eine möglichst gerechte Verteilung im Sinne der Patienten und Apotheken bemühe. Zugleich betonte er den Notdienst als Grundlage für die Berechtigung der Vor-Ort-Apotheke beziehungsweise der Apothekenpflicht.
Auch auf die immer schlimmer werdenden Lieferengpässe wies Siemsen noch einmal hin. »Aus der täglichen Arbeit müssen wir festhalten, dass 700 bis 900 Arzneimittel derzeit nicht lieferbar sind und inzwischen zahlreiche Versorgungsengpässe bestehen. Es ist unerträglich, wenn Antibiotika bis Zytostatika nicht im ausreichenden Maße für die Patienten zur Verfügung stehen, wenn Schmerz- und Fiebersäfte für unsere jüngsten Patienten nicht verabreicht werden können.«
Dies bedeute eine schlechtere Therapie mit mehr Wechsel- und Nebenwirkungen bis hin zu Therapieversagen, Verunsicherung und Vertrauensverlust auf Patientenseiten – und laut einer EU-Erhebung in jeder Apotheke mindestens 5,1 Stunden pro Woche nicht bezahlten Mehraufwand.
Ursprünglich angekündigt für dieses Jahr wird wohl erst 2023 ein neues Hamburgisches Kammergesetz für die Heilberufe (HmbKGH) verabschiedet werden. Die bisherige Vollversammlung der Apothekerkammer soll dann wie in anderen Bundesländern von einer Delegiertenversammlung abgelöst werden. Wenn das Gesetz in Kraft tritt, wird es daher eine Sonder-Kammerversammlung für diverse Satzungsänderungen geben, auch um in Zukunft digitale und Hybrid-Sitzungen inklusive Abstimmungsmöglichkeiten zu schaffen. Im kommenden Jahr wird dann turnusgemäß auch der Kammervorstand neu gewählt.
Eine gute Nachricht für die Hamburger Apothekerinnen und Apotheker gab es noch: Angesichts der unerwarteten Mehreinnahmen der Apothekenbetriebe durch die Sondereffekte der Pandemie und damit auch Mehreinnahmen der Kammer wurde eine moderate Beitragssenkung für 2023 beschlossen, um die Kammermitglieder zu entlasten. Sie beträgt für den Betriebsstättenbeitrag minus 7,29 Prozent und für den persönlichen Kammerbeitrag minus 5,6 Prozent. Das sind 23,41 Euro pro Jahr weniger für alle, die mindestens 25 Stunden pro Woche arbeiten.