Senioren und Eltern halten sich zu wenig an Impfempfehlungen |
Trotz allgemeiner Empfehlung ließen sich letzten Herbst nur 16 Prozent der Menschen ab 60 Jahren gegen Covid-19. Bei der Grippe waren es 38 Prozent. Die meisten Kinder erhalten zwar bis zum Schulalter die nötigen Impfungen, aber viele nicht so früh, wie empfohlen. / © Getty Images/konstantin yuganov
Schutzimpfungen haben viele Erkrankungen wie Masern, Diphtherie und Polio massiv zurückgedrängt. Millionen Menschen in Deutschland blieben von schwerer Erkrankung oder gar Tod verschont. Doch aktuelle Impfquoten etwa für Diphtherie, Polio, Covid-19 und Influenza zeigen: Die Bereitschaft, sich oder die eigenen Kinder impfen zu lassen, schwindet zum Teil. Das zeigen die neuesten Zahlen des Robert-Koch-Instituts, die diese Woche im »Epidemiologischen Bulletin« veröffentlicht wurden.
Gegen Polio sind nur 21 Prozent der Einjährigen in Deutschland vollständig geimpft, wie das RKI berichtete. Und das, obwohl die Grundimmunisierung bis zu einem Alter von zwölf Monaten abgeschlossen sein sollte. Versäumte Impfungen werden zwar oft nachgeholt, trotzdem haben den Fachleuten zufolge nur 77 Prozent der Kinder in einem Alter von zwei Jahren einen vollständigen Impfschutz. Die Ständige Impfkommission gab am Donnerstag eine Warnung heraus, weil derzeit mutierte Lebend-Impfviren im Abwasser deutscher Großstädte gefunden wurden, die potenziell infektiös sein können. Eltern sollen ihre Kinder schleunigst nachimpfen lassen, falls Impflücken bestehen.
Bei Diphtherie lag die Quote vollständiger Immunisierung bei Kindern im Alter von 15 Monaten (Geburtsjahr 2021) zuletzt nur bei 64 Prozent. Eine vollständige Impfung gegen Mumps, Masern und Röteln erhielten rund 77 Prozent der Zweijährigen des gleichen Geburtsjahres. Bis zum Schulalter werde die zweite Impfung zwar oft nachgeholt. Das entspreche aber nicht der Empfehlung, laut der bis zum Alter von 15 Monaten zweimal geimpft werden sollte.
Ebenso steigt das Risiko für Komplikationen mancher Infektionskrankheiten im Alter. RKI-Angaben zufolge erhielten in der Saison 2023/2024 nur 16 Prozent der Menschen ab 60 Jahren die Covid-19-Impfung. Bei der Grippe waren es 38 Prozent. Gegen diese beiden Erkrankungen dürfen auch Apothekerinnen und Apotheker mit entsprechender Fortbildung impfen. Das zusätzliche Angebot soll hier die Impfquoten steigern.