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Antidepressiva

Senioren sind unter- und überversorgt

Depressiv zu sein, ist keine normale Alterserscheinung. Einer aktuellen Studie zufolge sind ältere Menschen mit depressiven Symptomen massiv mit Antidepressiva unterversorgt. Gleichzeitig zeigt die Untersuchung aus Deutschland aber auch, dass viele Ältere Antidepressiva verordnet bekommen, ohne dass sie depressiv sind.
AutorKontaktAnnette Mende
Datum 11.01.2019  11:32 Uhr

Die im »International Journal of Geriatric Psychiatry« erschienene Arbeit stellt eine Auswertung der populationsbasierten Kohortenstudie ESTHER dar, in die im Saarland zwischen Juli 2000 und Dezember 2002 ursprünglich knapp 1000 Personen bei Hausarztbesuchen eingeschlossen wurden. Für die vorliegende Analyse konnten die Daten von 3117 Teilnehmern des dritten Follow-ups aus den Jahren 2008 bis 2010 herangezogen werden. Die Probanden waren zwischen 55 und 85 Jahre alt und lebten nicht in Alten- oder Pflegeheimen. Über depressive Symptome gaben sie mithilfe des standardisierten Fragebogens PHQ-8 Auskunft; ihre komplette Medikation wurde von einem Studienarzt bei einem Hausbesuch erfasst.

Wie die Autoren um Dr. Friederike H. Böhlen von der Universität Heidelberg berichten, waren bei 163 Teilnehmern (5,2 Prozent) die Kriterien für eine Major Depression erfüllt. Von diesen hatten jedoch 63 niemals die Diagnose Depression gestellt bekommen. Nur 37 der depressiven Patienten erhielten Antidepressiva (22,7 Prozent) und acht eine Psychotherapie (4,9 Prozent), vier wurden sowohl pharmakologisch als auch psychologisch behandelt. Dass ältere Menschen häufig psychische Beschwerden zu ignorieren versuchen, zeigte sich auch in dieser Studie: Lediglich 50 der depressiven Teilnehmer – noch nicht einmal jeder Dritte – gaben an, aufgrund ihrer seelischen Belastung Hilfe in Anspruch nehmen zu wollen. Patienten, die bereit waren, Hilfe zu akzeptieren, bekamen diese dann aber auch häufiger.

Der eklatanten Unterversorgung mit Antidepressiva stand jedoch auch eine hohe Überversorgung gegenüber: 96 von 230 Verordnungen über ein Antidepressivum (41,7 Prozent) waren für Personen ohne Depression ausgestellt worden. In der Diskussion der Ergebnisse räumen die Autoren zwar ein, dass auf andere mögliche Indikationen, beispielsweise chronische Spannungskopfschmerzen, nicht kontrolliert wurde. Diese dürften jedoch nicht den Löwenanteil der Antidepressiva-Verordnungen ausgemacht haben.

Alles in allem unterstreicht das Ergebnis einmal mehr, dass bei älteren Patienten gezielt nach depressiven Symptomen gefragt werden sollte, um diese nicht zu übersehen. Liegt eine Antidepressiva-Verordnung vor, sollte die Indikation regelmäßig überprüft werden.

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