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Schwanger und erkältet

Selbstmedikation mit Augenmaß

Dem Ungeborenen zuliebe halten viele Schwangere Halsschmerzen, Husten und Schnupfen ohne Medikamente aus. Dabei gibt es Haus- und Arzneimittel, die Erkältungsbeschwerden lindern, ohne das Baby zu gefährden. Was kann der Apotheker empfehlen?
AutorKontaktElke Wolf
Datum 18.11.2019  08:00 Uhr

Einige Grundregeln helfen bei der Auswahl eines geeigneten Arzneimittels in der Selbstmedikation. So sollte man vorrangig nur gut erprobte Wirkstoffe mit einem hohen Erfahrungswert empfehlen und sich generell für Monopräparate entscheiden. Auch wenn teratogene Eigenschaften nicht bekannt sind, steigt das Risiko mit der wachsenden Anzahl von eingenommenen Wirkstoffen. Vor allem im ersten Trimenon gilt die Empfehlung, so wenige Medikamente wie möglich einzunehmen.

In der Beratung ist zunächst abzuwägen, was überhaupt nötig ist. Wie hoch ist der Leidensdruck der Frau? Sind eventuell nicht medikamentöse Verfahren oder Hilfsmittel wie Salz-Inhalationen, reichlich Flüssigkeitszufuhr und Schonung schon ausreichend? Bei Kopfschmerzen muss man nicht sofort eine Tablette einnehmen. Vielleicht hilft der Frau der Tipp, erstmal spazieren zu gehen oder zu entspannen, über das Gröbste hinweg. Pflanzliche Präparate oder ätherische Öle etwa in Tees, Einreibungen oder Erkältungsbädern gelten beim Laien gemeinhin als unbedenklich. Doch Vorsicht: Wegen möglicher wehenauslösender Wirkung sind etwa ätherische Öle von Rosmarin, Pfefferminze, Salbei und Hibiskus nicht geeignet.

Dextromethorphan geht

Das am quälendst empfundene Erkältungssymptom ist der Husten, das sehen auch Schwangere so. Während sich die Fachinformationen entsprechender hustenstillender oder sekretolytischer Wirkstoffe wie Ambroxol, Bromhexin und Dextromethorphan eher zurückhaltend äußern (»nur in Ausnahmefällen und nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung anzuwenden«), wird das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité deutlicher. Danach kann Dextromethorphan (wie Silomat DMP®, Wick Husten-Pastillen®) in allen Phasen der Schwangerschaft als Antitussivum eingesetzt werden. Wegen des geringen, aber doch vorhandenen Suchtpotenzials sollte sich die Anwendung auf wenige Tage beschränken. Der Erfahrungsumfang wird als hoch eingestuft.

Dieser ist dagegen gering bei Phytopharmaka wie Thymian- und Efeuextrakten. Während die Fachinformationen pflanzliche Präparate aufgrund unzureichender Datenlage für Schwangere nicht empfehlen, halten die Berliner Wissenschaftler die Anwendung von Thymian- und Efeuextrakten für akzeptabel (außer alkoholhaltige Zubereitungen). Beide sind aber nur zweite Wahl hinter Ambroxol (wegen lokalanästhetischer Wirkung auch bei Halsschmerzen), Bromhexin und Acetylcystein (ACC).

Während der Schwangerschaft steht die Nasenschleimhaut nicht nur unter viralem Beschuss, sondern auch unter hormonellem. So haben schätzungsweise 20 bis 30 Prozent der Frauen eine Schwangerschaftsrhinitis, weil Östrogene Schleimhäute wie die der Nase stärker durchbluten und die Bildung von Nasensekret erhöhen. Kurzfristig dürfen dann lokal abschwellende α-Sympathomimetika wie Oxymetazolin und Xylometazolin für Luft sorgen. Doch wegen der Gefahr eines Rebound-Effekts und der einer Rhinitis medikamentosa dürfen sie nicht länger als zehn Tage angewendet werden. 

Weil aber eine Rhinopathia gravidarum die ganze Schwangerschaft über anhalten kann, können α-Sympathomimetika nur kurze Zeit die Lösung für verstopfte Nasen sein. Als längerfristige Alternative bieten sich Meerwasser- oder andere Salz-haltige Nasensprays mit oder ohne Dexpanthenol oder Nasenduschen an. Sie gelten als unbedenklich.

Analgesie nach Trimenon

Schmerzen und Fieber sind keine Bagatelle. Freilich können sie infolge eines banalen Erkältungsinfekts auftreten. Doch besonders bei Kopfschmerzen sollte sich der Apotheker die Symptome genau schildern lassen. Kopfschmerzen können auch ein Signal für Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie, Hypertonie oder Hypoglykämie sein. Schwangere, die ein Analgetikum in der Apotheke verlangen, sind immer sorgfältigst zu beraten und im Zweifel an den Gynäkologen zu verweisen.

Bei behandlungsbedürftigen Schmerzen und Fieber ist und bleibt Paracetamol während der gesamten Schwangerschaft erste Wahl. Das sieht etwa der Ausschuss für Risikobewertung der Europäischen Arzneimittelagentur so, genauso wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte oder auch embryotox.de. Forscher der Berliner Charité haben jüngst erst wieder eine neue Sicherheitsabschätzung zu Paracetamol im letzten Drittel der Schwangerschaft veröffentlicht. Ihren Auswertungen zufolge hatte die Einnahme keinen Einfluss auf einen frühzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus Botalli oder die Nierenfunktion des Fetus.

Hinweise in einigen Studien, dass diese Medikation mit einem erhöhten Risiko für asthmatische Beschwerden und späteren Fortpflanzungsstörungen bei männlichen Babys assoziiert ist, konnten bislang nicht eindeutig belegt werden. Ebenso wie die Ergebnisse zum Hodenhochstand waren auch diese Studien widersprüchlich und die beobachteten Effekte nur grenzwertig signifikant.

Dennoch sollte klar sein: Paracetamol ist wie jedes andere Analgetikum von Schwangeren nicht unkritisch einzunehmen. Eine Maximaldosis von 4 g/Tag ist nicht zu überschreiten.

Frage der Alternative

Ibuprofen bietet sich für die ersten beiden Schwangerschaftsdrittel als analgetische und antipyretische Alternative an. Im Unterschied zu Paracetamol wirkt es antiphlogistisch. Die Website embryotox.de listet Ibuprofen für das erste und zweite Schwangerschaftsdrittel als besser erprobte Alternative zu Paracetamol. Ab der Schwangerschaftswoche 28 (3. Trimenon) ist Ibuprofen wie alle anderen nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) zu meiden. Grund: Unter NSAR-Exposition ist der vorzeitige Verschluss des Ductus arteriosus Botalli möglich.

Acetylsalicylsäure ist bis Woche 28 das Analgetikum und Antipyretikum der zweiten Wahl. ASS sollten Schwangere in dieser Zeit wegen des erhöhten Blutungsrisikos nur als Einzeldosis und als Reserveanalgetikum einnehmen. Die verstärkte Blutungsneigung besteht drei bis fünf Tage nach einmaliger Einnahme von ASS. Eine Low-dose-Behandlung mit ASS, bis zu 150 mg am Tag, zum Beispiel zur Prophylaxe wiederholter Spontanaborte oder Präeklampsie, gilt als unproblematisch und kann auch während des letzten Trimenons durchgeführt werden. Bei drohender Präeklampsie gehört sie sogar zum Therapiestandard.

Vor der Einnahme eines Schmerzmittels sollte die Schwangere immer erst versuchen, sich mit Alternativen zu behelfen. So können Entspannungsmaßnahmen, Kühlung oder die äußerliche Anwendung von Pfefferminzöl Linderung verschaffen. Ist der Kopfschmerz spannungsbedingt, sind Magnesium und Wärme sinnvoll. Bei den im dritten Trimenon häufig auftretenden unteren Rückenschmerzen können Physiotherapie, Chiropraxis, Akupunktur sowie der Einsatz von Wärme eine gute Hilfe sein.

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