Seladelpar im Handel |
Brigitte M. Gensthaler |
04.04.2025 07:00 Uhr |
Unter höheren Seladelpar-Dosen wurde ein dosisabhängiger Anstieg der Transaminasen im Serum (Aspartat- und Alanin-Aminotransferasen) beobachtet. Zu Beginn der Behandlung sollten daher klinische und laborchemische Untersuchungen erfolgen und die Werte anschließend routinemäßig überwacht werden. Bei vollständiger biliärer Obstruktion ist Seladelpar zu vermeiden und bei Verdacht darauf ist die Behandlung zu unterbrechen.
Die gleichzeitige Anwendung zusammen mit Inhibitoren von Arzneistofftransportern wie BCRP, OATP1B1 und -1B3 sowie OAT3 kann zu einem Anstieg der Seladelpar-Exposition führen. Daher wird die gleichzeitige Anwendung von Probenecid, das ein OAT1-, OAT3- und OATP1B1-Inhibitor ist, nicht empfohlen.
Seladelpar wird vorwiegend über CYP2C9 und in geringerem Maß über CYP2C8 und -3A4 metabolisiert. Daher sollten Patienten engmaschig überwacht werden, wenn sie zeitgleich Inhibitoren oder Induktoren dieser Enzyme einnehmen.
Gallensäurebindende Harze wie Cholestyramin, Colestipol oder Colesevelam können die Absorption von Arzneimitteln verringern. Daher sollte ein Einnahmeabstand von mindestens vier Stunden eingehalten werden.
Vorsichtshalber soll Seladelpar während der Schwangerschaft vermieden werden.
Seladelpar könnte man als Sprunginnovation, aber auch als Analogpräparat sehen. Denn vor einigen Monaten kam mit Elafibranor ein sehr ähnlich wirkender Arzneistoff für das identische Einsatzgebiet in den deutschen Handel. Damals war die Einordnung als Sprunginnovation klar. Auch Seladelpar darf als Sprunginnovation gesehen werden. Denn was sind schon wenige Monate bei einer Arzneistoffentwicklung über mehrere Jahre?
Nach dem Widerruf der Zulassung von Obeticholsäure Ende 2024 ist der Bedarf an Wirkstoffen für die Zweitlinientherapie der primär biliären Cholangitis (PBC) gewachsen. Sowohl Elafibranor als auch Seladelpar springen hier in die Bresche. Die Daten der Phase-III-Zulassungsstudie RESPONSE zeigen, dass auch die Therapie mit Seladelpar gut funktioniert.
Im sekundären Endpunkt reduzierte Seladelpar signifikant den Juckreiz bei Patienten, die zu Beginn der Behandlung mittelschweren bis schweren Pruritus aufwiesen. Hier gibt es einen kleinen Hinweis auf einen möglichen Vorteil von Seladelpar gegenüber Elafibranor. Zwar konnte Letzterer auch den Juckreiz lindern, der Unterschied zu Placebo erreichte aber kein Signifikanzniveau. Welche der beiden Sprunginnovationen letztlich höher springt, wird sich zeigen. Hierfür wäre ein direkter Vergleich in einer Studie hilfreich. Zudem gilt es weitere Langzeitdaten abzuwarten.
Sven Siebenand, Chefredakteur