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Kaffee-Ausstellung

Sehen, riechen, schmecken

Die Deutschen lieben Kaffee. Mit 162 Litern pro Kopf und Jahr trinken sie mehr von dem anregenden Wachmacher als von jedem anderen Getränk wie Wasser, Tee oder Bier. Dem heiß geliebten braunen Trunk widmet das Deutsche Museum in München jetzt eine interaktive Sonderausstellung.
Hannelore Gießen
30.07.2019  08:00 Uhr

Im Kaffeewald duftet es nach Jasmin, ein paar Schritte weiter lässt der vertraute Duft wohlige Wärme aufsteigen. »Wir wollen ein sinnliches Erleben mit naturwissenschaftlich-technischem Wissen vereinen«, erklärt Professor Dr. Wolfgang Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums, bei der Eröffnung von »Kosmos Kaffee«. Mit 198 Exponaten an 22 Medien-, Film-, Hör- und Spielstationen und mit 16 interaktiven Elementen erfahren Kaffeefreunde auf 800 Quadratmetern alles über Biologie, Chemie, Technik und Ökonomie bis hin zu Kult und Kultur rund um die Bohne.

Sensible Pflanzen

Ein dichter Kaffeewald zieht den Besucher in seinen Bann. Der Blick wandert über grüne Blätter, weiße Blüten, und rote Früchte. Im Hintergrund zeigt ein Film die Entwicklung der Kaffeepflanze von der Aussaat bis zur Ernte in Brasilien. Ein Fingertipp genügt, um eine Kaffeepflanze sprießen zu lassen, Augmented Reality macht’s möglich. Die beliebteste Kaffeesorte weltweit ist Coffea arabica, die derzeit einen Marktanteil von 70 Prozent aufweist. Coffea robusta belegt mit 30 Prozent den zweiten Platz, während alle anderen fast tausend Kaffeesorten gegenwärtig eine eher untergeordnete Rolle spielen.

Wie sensibel die Kaffeepflanzen auf Veränderungen reagieren, können die Besucher anhand eines Sensors für Temperatur, Feuchtigkeit und Luftdruck nachvollziehen. Bei höheren Temperaturen und einem feuchten Klima bedrohen vor allem Schimmelpilze die empfindlichen Pflänzchen von Coffea arabica. Ihr Anbau wird durch den Klimawandel deutlich schwieriger werden, und Coffea robusta könnte an Boden gewinnen. Neben der Klimatafel kommt ein Gas-Chromatograph den rund 1000 Aromastoffen des Kaffees auf die Spur. Es entfaltet sich ein ganzes Spektrum an rauchigen, beerigen, süßlichen und bitteren Nuancen, auch wenn unsere Nase nur 23 bis 28 der Aromastoffe wahrnehmen kann.

Gesund oder schädlich?

Leben Kaffeetrinker tatsächlich länger? Vergangenen Mythen um die vermeintlich gesundheitlichen Schäden von Kaffee kann man in der Ausstellung ebenso nachspüren wie den neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen über sein gesundheitliches Potenzial. Tatsächlich verbessert sein Hauptinhaltsstoff Coffein das Gedächtnis, stimuliert den Gallenfluss und erweitert die Blutgefäße. Die psychoaktive Substanz, chemisch 1,3,7-Trimethylxanthin, blockiert die Andockstellen des Adenosins und verhindert dessen müde machenden Effekt. Nach vier bis sechs Stunden lässt die Wirkung jedoch nach – Zeit für eine neue Tasse Kaffee. »Wir wollen mit dieser Ausstellung Kaffee weder verharmlosen noch verteufeln, sondern möglichst viel Facetten aufzeigen«, betont Lebensmittelchemikerin Sara Marquart, eine der Kuratorinnen der Ausstellung.

Um aus den reifen Kaffeekirschen eine duftende Tasse Kaffee zu zaubern, ist zunächst die richtige Röstung gefragt. Wie sich der grüne Rohkaffee in wohlriechenden Röstkaffee verwandelt, erlebt man in der Ausstellung. »Wir haben eine frühe Röstpfanne, den ersten Kugelröster, und wir rösten hier im Rahmen von Führungen täglich live vor Ort«, so Marquart. Dabei spielen sich chemische Prozesse ab, die bis heute noch nicht alle vollständig verstanden sind. Wesentlichen Anteil an der Farbveränderung hat die Maillard-Reaktion, bei der in der Kaffeebohne enthaltene Zucker und Aminosäuren miteinander reagieren und das Aroma und die dunklen Farbstoffe bilden.

Wer sich für ganz besondere Kaffeemaschinen interessiert, wird im Designregal fündig: von der ersten Bialetti von 1933, dem achteckigen Aluminium-Kaffeekocher, der sich in modernisierter Form noch heute in vielen Küchen dieser Welt findet, bis hin zum mit 400 000 Euro wahrscheinlich teuersten Luxusautomaten der Welt aus dem Hause La Pavoni.

Teuer erkauft

Welche Rolle spielt Kaffee in Politik und Gesellschaft? Welche Auswirkungen hat er auf die Menschen, die ihn anbauen und damit Handel betreiben? »Wir zeigen die Entwicklungen von der Kolonialzeit mit der Sklavenarbeit bis hin zur Fair-Trade-Bewegung von heute«, erläutert Co-Kuratorin Melanie Jahreis. Das Genussmittel sei bis heute ein Symbol für die unfaire Weltwirtschaft. Der Preis sinke seit Jahren, große Konzerne bestimmten den Markt, Kaffee sei Objekt für Börsenspekulanten, so Jahreis. An einer Börsenwand mit interaktivem Spiel kann jeder selbst mit Kaffee handeln. Und sich kritischen Fragen zum umweltverträglichen Anbau, zur Ausbeutung von Ressourcen und der Wertschöpfungsverteilung selber stellen: Wie wichtig sind mir Nachhaltigkeit, biologischer Anbau, Gendergerechtigkeit und soziale Arbeitsbedingungen?

Kaffee trieb aber auch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert voran, denn mithilfe des Wachmachers konnte mehr und schneller gearbeitet werden, berichtet Jahreis. Kaffeehäuser waren in dieser Zeit Treffpunkte zahlreicher politischer Bewegungen und sogar Schrittmacher für die weibliche Emanzipation, so die Kuratorin. Denn beim »Kaffeekränzchen« waren Frauen unter sich und konnten frei vom Einfluss der Familie über ihre eigenen Interessen diskutieren.

»Kaum ein Lebensmittel bewegt die Gemüter der Menschen so stark wie Kaffee«, sagt Heckl. Die Ausstellung zeige den Makro- und Mikrokosmos, der sich in jeder Tasse verbirgt. Wer den beeindruckenden Informationen nach dem Ausstellungsbesuch noch eine Weile nachspüren will, kann das entspannt bei Espresso, Cappuccino oder Kaffee im Museums-Café tun. 

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